Plug Power mit massivem Kurssprung, auch Ballard Power hebt ab, Nel ASA folgt im Rückenwind und sogar Nordex erlebt zur Abwechslung viel Aufwind
Die Euphorie kehrt bei den Anlegern zurück
Im Bereich der erneuerbaren Energien und speziell bei Wasserstoff war die Stimmung in den letzten Monaten teilweise an einem Tiefpunkt angekommen. Zwar gab es hier und da schon auch größere Aufträge zu sehen, doch auf den großen Durchbruch warteten viele Anleger vergeblich. Der scheint nun in den Augen der Börsianer aber ein Stückchen näher gerückt zu sein.
Sehr erfreut zeigten die Märkte sich darüber, dass sich in den USA wohl doch noch auf ein Investitionspaket geeinigt werden konnte, welches zuvor im Senat zu scheitern drohte. Alle Details darüber sind bisher noch nicht bekannt, die tröpfeln aber nach und nach an die Öffentlichkeit. Profitieren können davon vor allem US-Wasserstoffkonzerne wie Plug Power (US72919P2020).
Medienberichten zufolge sollen satte 369 Milliarden USD für den Klimaschutz aufgebracht werden, ein nicht unwesentlicher Teil davon für Lösungen mit Wasserstoff. Auf diese Weise wird angestrebt, die CO2-Emissionen der Vereinigten Staaten bis zum Ende des Jahrzehnts um mindestens 40 Prozent zu senken. Während noch unklar ist, welche Unternehmen de größten Nutznießer sein werden, rechnen die Anleger fest damit, dass vor allem US-Konzerne schwer profitieren werden. Im Falle von Plug Power ermögliche das gestern einen Kurssprung um 25,37 Prozent in die Höhe.
Ist das endlich die Wende?
Etwas weniger rasant, aber noch immer sehr ansehnlich ging es bei Ballard Power (CA0585861085) aufwärts. Hier freuten die Anteilseigner sich am Donnerstag über ein Kursplus von 15,15 Prozent, was den Kurs an den hiesigen Börsen bis auf 7,95 Euro beförderte. An den US-Märkten reichte es sogar, um knapp die Marke bei 8 USD zu überschreiten, was es seit Anfang Mai nicht mehr zu sehen gab.
Die Kursgewinne schienen sich im Handelsverlauf etwas verselbstständigt zu haben. Im frühen Handel war bereits gute Stimmung auf Anlegerseite zu vernehmen, doch erst am Nachmittag explodierten die Kurse richtig, nachdem die Bullen erfolgreich die eine oder andere charttechnisch wichtige Linie hinter sich lassen konnten. Jetzt gibt es ernsthafte Aussichten darauf, dass eine längerfristige Trendwende erfolgt sein könnte. Wir reden hier aber weiterhin im Konjunktiv.
Was treibt Europa?
US-Titel standen bei der gestrigen Euphorie klar im Vordergrund, doch auch europäische Unternehmen gingen nicht ganz leer aus. Nel ASA (NO0010081235) gelang eine Rückkehr in die jüngst unterbrochene Erholungsbewegung. Mit einem Plus von 9,6 Prozent verbesserte der Titel sich bis auf 1,68 Euro und stand damit bei Handelsschluss kurz vor der enorm wichtigen Marke bei 1,70 Euro. Am Nachmittag konnte die sogar schon für einen kurzen Moment überschritten werden.
Für hiesige Unternehmen erweisen sich nicht zuletzt die hohen Preise für Gas und Öl als vorteilhaft. Dadurch bedingt ist grüner Wasserstoff mittlerweile nicht mehr teurer, teilweise sogar günstiger als solcher, der unter Zuhilfenahme von fossilen Energieträgern produziert wird. Da Experten bis mindestens 2025 mit sehr hohen Gaspreisen rechnen, könnte dies Nel auch in den kommenden Jahren noch zu einigem Aufwind verhelfen.
Wer hätte das gedacht?
Selbst bei der Nordex-Aktie, welche nach einem katastrophalen ersten Halbjahr immer mehr aus dem Blickfeld vieler Anleger verschwand, machte sich die gute Stimmung bemerkbar, und das nicht zu knapp. Mit einem Kursplus von 14,2 Prozent kletterte der Titel bis auf 9,69 Euro und damit in direkte Nähe zur 10-Euro-Marke, die Anfang Juni aus der Hand gegeben werden musste. Dass es für Nordex (DE000A0D6554) hier so schnell ein Wiedersehen geben würde, daran dürfte manch einer nicht mehr geglaubt haben.
Doch so erfreulich all diese Kurssprünge auch sein mögen, noch sind sie mit einigen Vorbehalten zu genießen. Getragen werden Titel aus dem Bereich der erneuerbaren Energien aktuell vor allem von der Hoffnung auf milliardenschwere Investitionen und dem Beginn von besseren Zeiten. Das muss nichts Schlechtes sein und so mancher Konzern wird sicherlich gigantische Aufträge an Land ziehen können. Bei anderen könnte sich die Euphorie aber auch schnell wieder in Luft auflösen.
Jetzt sind die Bullen gefragt
Für den Moment bleibt erst einmal abzuwarten, ob die Bullen sich der zu erwartenden Gewinnmitnahmen erwehren können. Von einem stabilen neuen Kursniveau kann noch bei den wenigsten hier genannten Titeln die Rede sein und nach vielen Enttäuschungen dürften zumindest einige Anleger nicht lange dabei fackeln, Gewinne in die Tat umzusetzen oder auch nur Verluste zu begrenzen. Nicht vergessen werden sollte, dass nahezu alle Aktien aus dem Wasserstoffbereich seit Jahresbeginn zweistellig an Wert verloren haben, die jüngste Erholung bereits mit eingerechnet. Da ist es schlicht noch zu früh, um schon die ganz große Wende zu feiern.
29.07.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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