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Russischer Rubel mit Rückenwind

Russischer Rubel profitiert derzeit doppelt

NTG24 - Russischer Rubel mit Rückenwind

 

Der russische Rubel konnte in den vergangenen Wochen zunehmend von den weiter steigenden Rohstoffpreisen, aber zuletzt auch von einer überraschend starken Zinserhöhung profitieren. Sollten sich die Anzeichen für eine geldwertstabilitäts-orientierte Geldpolitik Russlands verdichten, könnte das zu einer weiteren mittelfristigen Aufwertung des Rubels führen, auch wenn die wirtschaftlichen Ungleichgewichte nach wie vor auf der russischen Währung lasten.

Seit unserem letzten Beitrag zur Entwicklung des russischen Rubels ,,Russischer Rubel schwächelt weiter‘‘ am 12.04.2021 hat sich zwar die Richtung der nach wie vor auf dem Rubel wirkenden Belastungsfaktoren geändert. Allerdings hat sich der Einfluss zweier unterstützender Faktoren verstärkt.

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Werbebanner ZB-SeminarZum einen befinden sich die Rohstoffpreise, und hier insbesondere jene für Öl und Gas, weiter im steilen Aufwärtstrend, was für die ökonomische Stabilität Russlands enorm wichtigen Terms of Trade (Außenhandelspreise) eine hohe Bedeutung hat. Denn nun steigen die Exportüberschüsse an und über die neu eingeführten Exportsteuern auch die Staatseinnahmen aus diesem Bereich.

Verwiesen wir in unserem letzten Beitrag noch darauf, dass der russische Rubel bis dahin nur wenig von den wieder steigenden Ölpreisen profitiert hatte, so scheint sich dies in den vergangenen Wochen etwas geändert zu haben, wie Chart 1 verdeutlicht.

 

 

Die im gelben Rechteck markierte Lücke zeigt allerdings, dass der Rubel in Bezug auf den Wechselkurs zum US-Dollar auf dem aktuellen Ölpreis-Niveau, welches jenem vom Oktober 2018 entspricht, noch relatives Nachholpotenzial besitzt.

Allerdings sind inzwischen auch die russische Inflationsrate und die russischen Leitzinsen gestiegen.

Und nicht nur das: Die russische Zentralbank hat am vergangenen Freitag den Leitzins stärker angehoben als von den Märkten erwartet, und zwar um 0,75 % von 6,75 % auf 7,5 %.

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Werbebanner ClaudemusDamit reagierte sie auf die inzwischen deutlich über dem Inflationsziel liegende Inflationsrate. Lag die Inflationsrate im August 2021 noch bei 6,7 %, stieg sie im September auf 7,4 % und hat sich nach Schätzungen der Notenbank vom 18.10.2021 im Oktober wahrscheinlich auf 7,8 % erhöht. Bis zum Jahresende erwartet die russische Zentralbank die Inflationsrate in einer Spanne zwischen 7,4 % und 7,9 %.

Die starke und prompte Zinserhöhung ist dabei nicht nur eine Reaktion auf die schnell steigende inländische Inflation, sondern auch ein Signal an den Markt, die Inflationserwartungen nicht aus ihrer fragilen Verankerung reißen zu lassen.

Damit verfolgt die russische Notenbankchefin Elvira Nabiullina eine Geldpolitik, die eher an die Deutsche Bundesbank in ihren besseren Zeiten erinnert. Bezieht man nun noch ein, dass Russland seit mehr als 10 Jahren einen bedeutenden Teil seiner staatlichen Devisenreserven in Gold konvertiert, wird ein Trend deutlich, der bei einer besseren Wirtschaftspolitik mittelfristig zu einer Trendumkehr des Rubels führen könnte.

Ein Blick auf die Entwicklung des Rubels zum US-Dollar zeigt in Chart 2 verdeutlicht, dass der Rubel mit der ölpreis- und zinsgetriebenen Aufwertung nun ziemlich genau bis an seinen seit der Krimkrise 2014 laufenden Abwertungstrend gelaufen ist. Ein signifikantes Unterschreiten dürfte mittelfristig Wechselkurse von 56 Rubel je US-Dollar möglich erscheinen lassen.

 

 

Und was ist das Fazit?

 

Der russische Rubel hat in den vergangenen Wochen, getrieben von weiter steigenden Öl- und Gaspreisen, und dann von einer stärker als erwartet ausgefallenen Zinserhöhung, an relativer Stärke gewonnen. Dies zeigt nicht nur die Entwicklung gegen den US-Dollar, sondern auch gegen die Währung des Ölkonkurrenten und Nachbarn Kasachstan, den kasachischen Tenge.

Sollte es nun der russischen Notenbank-Gouverneurin Nabiullina gelingen, trotz weiter steigender Inflationsraten die Glaubwürdigkeit russischer Geldpolitik im Geiste der Deutschen Bundesbank zu erhöhen, könnte Russlands Währung mittelfristig für eine positive Überraschung gut sein.

Was im anderen Falle bei einem zunehmenden Verlust in die Notenbank an den Devisenmärkten blüht, lässt sich gerade an der Entwicklung der türkischen Lira beobachten. Dort senkten die Märkte gerade den Daumen über der Lira, nachdem der türkische Präsident Erdogan die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank faktisch beendete, was diese bei ebenfalls steigenden Inflationsraten mit einer Zinssenkung um 200 Basispunkte eindrucksvoll zu bestätigen wusste.

Insgesamt hat sich das Chance-Risiko-Verhältnis für den russischen Rubel trotz steigender Inflationsraten verbessert, auch wenn die Belastungsfaktoren weiterhin fortbestehen.

 

25.10.2021 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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