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Türkische Lira verliert massiv an Wert

,,Game over‘‘ für die Vertrauenswürdigkeit der türkischen Notenbank

NTG24 - Türkische Lira verliert massiv an Wert

 

Die gestrige massive Zinssenkung der türkischen Notenbank hat die türkische Geldpolitik den letzten Rest an Glaubwürdigkeit gekostet. Mit dem kurz zuvor durchgeführten Umbau des geldpolitischen Entscheidungsgremiums hat der türkische Präsident Erdogan gezeigt, dass er die geldpolitische Unglaubwürdigkeit der Notenbank zur Erreichung seiner politischen Ziele in Kauf nimmt. Dies dürfte in den kommenden Wochen zu einer beschleunigten Kapitalflucht aus der türkischen Lira und zu weiteren deutlichen Verlusten der Lira führen.

Erst zu Beginn der Woche hatten wir über die Zweifel der Kapitalmärkte an der türkischen Lira berichtet.

Ganz offensichtlich konnte es dem türkischen Präsident Erdogan mit dem ,,Durchregieren‘‘ bei der Geldpolitik nicht schnell genug gehen. Denn kurz nachdem Erdogan weitere Mitglieder des Entscheidungsgremiums zur Geldpolitik in der türkischen Notenbank ausgetauscht hatte, senkte nun dieses Gremium in einem Umfeld massiv steigender Inflationsraten die türkischen Leitzinsen ebenso massiv von 18 % auf 16 %.

Zur Rechtfertigung für die massive Zinssenkung in einem Umfeld steigender Inflationsraten führt die türkische Notenbank insbesondere an, dass die inflationstreibenden Faktoren auf der Angebotsseite nur ,,vorübergehender Natur‘‘ sind!

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Werbebanner ZB-SeminarZudem verweist das ,,Monetary Policy Committee (MPC)‘‘ der Notenbank auf den kreditkontrahierenden Effekt der hohen Zinsen, was voll auf der Argumentationslinie von Präsident Erdogan liegt.

Damit legt das geldpolitische Entscheidungsgremium selbst die Axt an die eigene Glaubwürdigkeit, denn in derselben Veröffentlichung verweist man auf das mittelfristige Inflationsziel von 5 %!

Die Reaktion der Märkte folgte auf dem Fuße und zeigt in Chart 1, in welchem Ausmaß das geldpolitische ,,Durchregieren‘‘ des türkischen Präsidenten die Glaubwürdigkeit der türkischen Notenbank unterminiert.

 

 

Mit der massiven Zinssenkung, der zeitgleichen Betonung von Umweltaspekten in die geldpolitischen Entscheidungen der türkischen Notenbank und der Bestätigung, dass die türkische Notenbank faktisch keine geldpolitische Unabhängigkeit mehr besitzt, wurde der letzte Rest an zugeschriebenem Vertrauen in die türkische Geldpolitik eines Besseren belehrt.

Chart 2 deutet an, dass es nun vor diesem Hintergrund zu einer neuen Kapitalfluchtwelle aus der türkischen Lira heraus kommen dürfte. Ein Wechselkurs von 13 Lira je Euro bis Jahresende sollte deshalb niemanden überraschen.

 

 

Und was ist das Fazit?

 

Der türkische Präsident Erdogan hat die türkische Geldpolitik mit der Neubesetzung des geldpolitischen Entscheidungsgremiums der türkischen Geldpolitik nun endgültig unter seine Kontrolle gebracht. Damit schwindet der letzte Rest ihrer geldpolitischen Glaubwürdigkeit.

Nun stellt sich zudem die Frage, wie lange das Land noch ohne Kapitalverkehrskontrollen dem Abfluss von Kapital zuschaut. Eine steigende importierte Inflation dürfte die ohnehin schon stark gestiegene Inflationsrate weiter anheizen und die Inflationsdifferenz zu wichtigen Devisen weiter erhöhen.

Der Abwertungsdruck auf die türkische Lira hat sich durch die gestrige Zinssenkung massiv verstärkt und könnte bereits kurzfristig zu Wechselkursen von über 13 türkischen Lira je Euro führen.

Wir empfehlen, die türkische Lira zu meiden und Währungsengagements nur wechselkursgesichert einzugehen.

 

22.10.2021 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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