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Varta: KAUFEN / HALTEN, solange 90 EUR-Marke hält – Ambitionierte Fahrzeugbatterien-Pläne alles entscheidend

Im Falle starker Geschäftserfolge in Fahrzeugbatterien Aktienbewertung aktuell attraktiv

NTG24 - Varta: KAUFEN / HALTEN, solange 90 EUR-Marke hält – Ambitionierte Fahrzeugbatterien-Pläne alles entscheidend

 

An kaum einer anderen deutschen Aktie scheiden sich die in der Öffentlichkeit fast durchweg positiven Erwartungen zumindest der Anleger des deutschsprachigen Raums sowie die insgesamt doch weit kritischere Haltung der internationalen Analysten (aktuelle Votierungen aus 8 Einschätzungen: nur 2x Kaufen, dagegen 4x Halten und 2x Verkaufen) momentan so stark, wie am Titel des weltführenden deutschen Batterieherstellers VARTA.

Schon fast folgerichtig rasselte die Aktie daher in den Nachwehen des ankündigungsgemäß enttäuschend ausgefallenen Ergebnisses des 3. Quartals (Umsatz-/ Umsatzprognose- und Gewinnwarnung am 05.11., die schließlich am 11.11. mit der offiziellen Quartalszahlenvorlage vollauf bestätigt wurde) sowie des überdies aktuell generell sehr schwachen Technologie- und Wachstumsaktien-Umfelds am 19.01. schlagartig unter die charttechnisch wie auch psychologisch hoch relevante Unterstützungsmarke von 100 EUR und steuert damit nun schnurstracks auf die Unterstützung ihres Anfang 2019 etablierten Primär-Aufwärtstrends zu, die derzeit nahezu exakt bei 90 EUR liegt.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDie offenbar derzeit vor allem in ihrem Zeithorizont ziemlich im Widerstreit befindlichen Einschätzungskalküle der aktuell erkennbar eher kurz- bis mittelfristig orientierten Analysten, wie aber auch der gegenwärtig zumeist sicher vor allem längerfristig argumentierenden Anleger können wir dabei in beiderlei Hinsicht sehr gut nachvollziehen und sehen beide divergierenden Grundhaltungen zu VARTA (DE000A0TGJ55), die als Ursache für den gegenwärtig doch sehr „wackligen“ Aktienchart anzusehen sind, momentan als durchaus gerechtfertigt an.

 

 

Enttäuschendes Geschäftsjahr 2021

 

Zunächst einmal sorgte VARTA in der am 05.11. vorab erfolgten Ankündigung der wichtigsten Zahlen zum 3. Quartal bzw. der ersten 9 Monate des Jahres 2021 sowie ihren anschließenden Prognosen für das Gesamtjahr, die am 11.11. dann mit der offiziellen Ergebnisvorlage ihre Bestätigung fanden, fraglos völlig begründet für eine herbe Enttäuschung (seinerzeit erneuter Kursrutsch auf die wichtigste 100 EUR-Unterstützungsmarke, die durch das Doppeltief aus dem Oktober und November 2020 gebildet wurde) und seither schlug das Chartpendel auch immer stärker negativ gegen die Varta-Aktie aus, bis diese Unterstützung schließlich vorgestern fiel.

Denn schon am 05.11. hatte Varta angekündigt, dass der 9 Monats-Umsatz den bis dahin gültigen Analystenkonsens um – 7,5 % verfehlen werde (schließlich am 15.11. bestätigt mit einer Umsatzmeldung von 622,3 Mio EUR = - 1,3 % gegenüber dem Vorjahr), während ausgelöst allein durch diese Umsatzschwäche auch der bereinigte operative EBITDA-Gewinn auf 9 Monats-Basis um ca. – 6,8 % hinter der damaligen Analystenkonsensschätzung zurückbleiben werde (ebenfalls am 15.11. mit einem EBITDA-Gewinn von 182,5 Mio. = + 3,0 % gegenüber dem Vorjahr bestätigt).

Der Konzernvorstand nahm diese Umsatz- und Gewinnwarnung, die allein aus der schwachen Entwicklung der Geschäftsumsätze resultierte (operative EBITDA-Marge von 28,0 % dagegen um 0,6 Prozentpunkte über dem Analystenkonsens) zum Anlass, taggleich am 05.11. zusätzlich auch noch ihre vorherige Umsatzankündigung von 940 Mio. EUR für das Gesamtjahr 2021 nunmehr auf nur noch 900 Mio. EUR nach unten zu revidieren (siehe hierzu auch unsere damalige Analyse zur offiziellen Ergebnisvorlage am 11.11.).

Als wesentliche Gründe, warum diese schwache Umsatzentwicklung auch die vorherigen konzerninternen Erwartungen deutlich verfehlte, führte der Vorstand von Varta, geleitet von seinem CEO Herbert Schein, quasi ausschließlich Corona-bedingt sowohl Mängel in der notwendigen Verfügbarkeit von Halbleitern und sonstigen Rohstoffen primär aus Asien an, die die Produktionsleistung von Varta speziell im dominierenden Bereich der sog. kleinen Lithium Ionen-Rundzellen für Konsumelektronik-Anwendungen beeinträchtigt hätten (Umsatz auf 9 Monats-Basis – 5,9 % gegenüber Vorjahr; hierzu zählten vor allem Knopfzellen für Funkkopfhörer, Headsets, Hörgeräte und Smartphones), wie aber auch die weiterhin umfangreichen Lockdowns und Projektzurückstellungen bei diversen Endkunden (hierzu gehört z.B. gerade auch APPLE (US0378331005), die zugleich auch für eine unerwartet schwach ausgefallene Auslieferungsleistung von Varta auf 9 Monats-Basis gesorgt habe.

Der weitere, relativ kleinere Geschäftsbereich der Haushaltsbatterien (Umsatzbeitrag der ersten 9 Monate: 41,3 %) verzeichnete dagegen nach Vorstandsangaben bis Ende September eine unverändert erfreuliche Entwicklung und erzielte seit Jahresanfang gegenüber dem Vorjahr einen Umsatzzuwachs um + 6,4 %.

Auch wenn Varta zuversichtlich ist, dass sich das Geschäftsumfeld im 4. Quartal insgesamt auf der gesamten Lieferkettenebene freundlicher gestalten dürfte als noch im 3. Quartal, was sich derzeit auch in der Analystenkonsenserwartung eines fast 28 %igen Umsatzanstiegs gegenüber dem 3. Quartal sowie der völlig unveränderten Beibehaltung des EBITDA-Margenziels von 30,0 % für das Gesamtjahr 2021 durch den Konzern widerspiegelt, so machten die schwachen Umsatzvorgaben der ersten 9 Monate eine Absenkung der Umsatzprognose für 2021 auf nur noch 900 Mio. EUR (aktuell etwas optimistischerer Analystenkonsens: 910 Mio. EUR) dennoch unumgänglich.

 

Aufbau der Fahrzeugbatterie-Produktion ab 2022/23, Serienproduktion ab 2024 anvisiert

 

Für 2022 und 2023 peilt Varta außerdem in ihrem bisherigen Kerngeschäft der Konsumelektronik-Mikro-Rundzellen wie auch Haushaltsbatterien Umsatzzuwächse um jeweils 100 Mio. EUR jährlich an, was damit dann zwar einem gesamten Umsatzanstieg um ca. + 22 % gegenüber Ende 2021 entsprechend würde.

Jedoch dürften diese erfreulichen Umsatzperspektiven nach der ebenfalls bereits erfolgten Ankündigung von Vorstandschef Schein mit hoher Wahrscheinlichkeit durch die ab 2022 angestoßene und plangemäß ab 2024 in Serienproduktion gehende weitere Technologieoffensive von Varta und deren erhebliche Kostenbelastung, die vor allem den jetzt begonnenen Neuaufbau des künftig dritten Geschäftsstandbeins in Hochleistungs-Großbatterien (patentierte neue Serienentwicklung „V4Drive“ in unterschiedlichen Batteriegrößen und Leistungsformaten) speziell für hochmotorisierte Luxus- und Sportfahrzeuge, aber auch LKWs zum Gegenstand haben wird, bis Ende 2023 (und speziell in 2022) wohl kaum vermeidbar zu einer erneuten Belastung der Gewinnmargen- und damit auch -Wachstumsentwicklung führen.

Folgerichtig prognostizieren die Analysten im Konsens für Varta entgegen einer vermutlichen Umsatzsteigerung um + 22 % bis Ende 2023 gleichzeitig nun eine schwächere operative EBITDA-Gewinnausweitung um ca. + 20 % sowie Nettogewinnsteigerung gar um nur ca. + 17 %, was auch angemessen auf einer Linie mit o.g. Ankündigung durch CEO Schein liegen dürfte und wir daher für sehr plausibel halten.

Und ganz offensichtlich ist es nun gerade dieser kürzer- bis mittelfristige Aspekt bis 2022/23, nämlich nach einem fraglos deutlich enttäuschenden Geschäftsverlauf in 2021 nun auch noch ein voraussichtlicher investitionsbedingter Kosten- und Gewinnmargendruck in den kommenden beiden Jahren, den die Analysten (ergänzend zu den von ihnen auch stets angeführten Risiken eines dauerhaft starken asiatischen, vor allem chinesischen Produkt- und Preiswettbewerbs gerade im Bereich der Mikroelektronik-Rundzellen) aktuell als ihre Hauptargumente heranziehen, um dann der per 2023e (!) gemessen an diesen verhaltenen Gewinnperspektiven mit einem KGV von rd. 28 doch reichlich ambitioniert bewerteten Varta-Aktie derzeit insgesamt deutlich zurückhaltend gegenüberzustehen.

Diese eher skeptisch geprägte Analysten- und damit sicher auch internationale Großinvestoren-Haltung zu Varta erachten wir momentan daher durchaus als angemessen, aber nur, sofern sie sich tatsächlich ausschließlich auf die Jahre 2022 und 2023 (!) bezieht.

Das Geschäftsbild und die damit verbundenen Umsatz- und Gewinnperspektiven von Varta ab dem Jahr 2024, nämlich dann, wenn auch tatsächlich planmäßig der serienmäßige Produktionsstart der Fahrzeug-Hochleistungsbatterien von Varta, verbunden mit allen Gewinnchancen, die auch das gesamte eMobility-Segment mit sich bringen wird, anlaufen sollte, stellt sich für uns (und sicher auch die Mehrzahl anderer Anleger hierzulande) jedoch dann völlig anders und wesentlich attraktiver als noch in 2022/23 dar, sofern diese ambitionierten Technologieoffensive-Pläne von Varta – auch untermauert durch die nun erfolgte Beförderung ihres langjährigen Chief Technology Officers (CTOs) Rainer Hald als das künftig dritte Vorstandsmitglied – tatsächlich zu großen Teilen so aufgehen würden, wie dies Varta nun anvisiert.

Selbst auch die Analysten-Konsensschätzungen reflektieren diese potenziell weitaus attraktiveren Geschäftsperspektiven von Varta ab dem Jahr 2024 bereits durchaus, wie dies auch in der der derzeitigen Umsatzwachstumsschätzung 2023/24e von sehr beachtlichen + 27 % sowie der gleichzeitigen Nettogewinnwachstumsprognose von sogar + 47 % untrüglich zum Ausdruck kommt.

 

Varta-Aktienbewertungs- und Attraktivitätseinstufung strikt vom Zeithorizont abhängig

 

Hiermit wäre dann auch die Varta-Aktie mit einem KGV (2024e) von nur noch 18 unseres Erachtens bereits wesentlich angemessener, wenn nicht sogar im Falle sprudelnder Fahrzeugbatterie-Aufträge fraglos attraktiv bewertet, so dass die alles entscheidende „Gretchenfrage“ – wie wir oben schon einleitend festgestellt habe – derzeit ganz einfach die ist, ob man die Varta-Aktie derzeit vorrangig anhand ihrer (weiterhin eher verhaltenen) Gewinnperspektiven für 2022 und 2023 bewertet (wie dies ganz offenkundig derzeit die Analysten + internationalen Großinvestoren aktuell tun, gerade auch angesichts des derzeit widrigen Wachstumsaktien-Umfelds) oder ob man bereits die wesentlich attraktiver erscheinenden 2024er Perspektiven für Varta in sein Anlagekalkül einfließen lässt.

Diese Einstellung und Einschätzung sollte jeder Anleger natürlich ganz individuell für sich selbst, gerade auch auf Basis seiner grundsätzlichen Zeithorizont- und Risikopräferenz treffen, aber für beide Argumentationsweisen (sowohl die kurz-/mittelfristige bis 2022/2023) und jedoch auch die längerfristige (ab 2024) gibt es eben sehr triftige Gründe, was daher derzeit die Einschätzung der Varta-Aktie grundsätzlich, wie wir oben schon einleitend betont hatten, so kontrovers und schwierig werden lässt.

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Werbebanner ISIN-WatchlistWir selbst vertreten zur Varta-Aktie derzeit, dies als FAZIT, jedoch aktuell eher die Haltung, im momentan „wackligen“ Gesamtmarktumfeld den Betrachtungs- und Bewertungsfokus zunächst erst einmal auch weiterhin vorrangig auf die Jahre 2022 und 2023 zu richten und würden die Aktie daher momentan tatsächlich nur dann bei entsprechendem Risikobewusstsein als kaufenswert einstufen, sofern die derzeit absolut kritischste Unterstützungsmarke bei 90 EUR künftig tatsächlich auch weiterhin behauptet werden kann.

 

Chart: VARTA

 

 

21.01.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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