Varta öffnet die Bücher, die Lufthansa sorgt sich um ihre Wettbewerbsfähigkeit, BioNTech ringt um Unterstützung und Valneva bleibt standhaft
Die Krisenzeit geht an niemandem spurlos vorbei
Noch immer gibt es an den Märkten nicht nur eine, sondern gleich mehrere Krisen zu sehen. Eine davon spielt sich bei den Lieferketten ab und setzt immer mehr Unternehmen zu. Davon war zuletzt auch der Batteriekonzern Varta betroffen. Jener warnte bereits vor einer Woche vor einem eher schlechten Quartalsergebnis. Mittlerweile ist das ganze Ausmaß davon zu sehen.
Bei so ziemlich allen wichtigen Kennzahlen musste bei Varta (DE000A0TGJ55) ein Rückgang vermeldet werden. Sowohl bei den Umsätzen als auch den Gewinnen ging es im Vergleich zum Vorjahr spürbar abwärts. Begründet wurde das vor allem mit Kundenprojekten, die langsamer als ursprünglich geplant an Fahrt aufgenommen hatten. Die anhaltenden Lieferprobleme in diversen Branchen dürften dabei eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben.
Es ist abzusehen, dass diese die Ergebnisse auch in der Zukunft noch belasten werden. Immerhin ist das in den Kurs mittlerweile schon eingepreist, sodass es am Donnerstag keine neuerlichen Kursstürze zu sehen gab. Varta konnte sich im gestrigen Handel sogar leicht um 0,3 Prozent verbessern. Ein Grund zum Feiern ist das aber wohl nicht unbedingt.
Macht der Klimaschutz die Lufthansa obsolet?
Vor schwierigen Zeiten warnt auch Lufthansa-Chefstratege Kay Lindemann, allerdings aus ganz anderen Gründen. Jener sieht in den derzeitigen Klimaschutzplänen der EU-Kommission entscheidende Nachteile für hiesige Airlines, welche durch CO2-Abgaben, Kerosinsteuern und den Zwang zur Nutzung nachhaltiger Brennstoffe in einen krassen Nachteil zur Konkurrenz gedrängt werden könnten.
Ohne die eigenen Preise zu erhöhen, würden die Pläne laut Lufthansa (DE0008232125) bis 2030 zu Mehrbelastungen sorgen, welche die Gewinne des Konzerns bei Weitem übertreffen würden. Es bliebe dann also nichts anderes übrig, als die Preise für die Kunden zu erhöhen. Da Airlines von außerhalb der EU nicht in diese Verlegenheit kommen würden, könnte die Lufthansa dadurch perspektiv regelrecht abgehängt werden, so zumindest die unschöne Prognose von Kay Lindemann. Bekanntlich wird aber nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird und so führte das Ganze bei den Anlegern auch noch nicht zu spontanen Panikattacken.
Ist die Party bei BioNTech endgültig vorbei?
Über ein Erstarken der Konkurrenz muss sich derzeit wohl auch der Impfstoffhersteller BioNTech (US09075V1026) ernsthafte Gedanken machen. Lange Zeit verfügte das Unternehmen mit seinem Corona-Impfstoff über die mit Abstand wichtigste Waffe bei der Pandemiebekämpfung. Mittlerweile tummeln sich aber immer mehr Mitbewerber auf den Märkten.
Die konzentrieren sich längst nicht mehr nur auf Impfstoffe, sondern mittlerweile auch auf Medikamente zur Behandlung von Patienten mit ersten Symptomen. In der EU erhielten gleich zwei solcher Präparate nun eine Zulassung. Experten rechnen damit, dass dies den Impfdruck in der Bevölkerung, trotz rasant steigender Infektionszahlen, weiter verringern könnte. Bei der Aktie der Mainzer sorgte das dafür, dass es am Donnerstag um mehr als drei Prozent in die Tiefe ging.
Valneva auf der Überholspur?
Ein weiterer Konkurrent von BioNTech hört auf den Namen Valneva (FR0004056851) und kommt aus Frankreich. Dort sitzt man derzeit auf einem sehr aussichtsreichen Corona-Tot-Impfstoff, welcher schon bald eine Zulassung erhalten könnte. Die EU sicherte sich jüngst schon mal bis zu 60 Millionen Impfdosen, die im Laufe des kommenden Jahres unter der Bevölkerung verteilt werden könnte.
Der neue Impfstoff hat durchaus das Potenzial, BioNTech so manchen Impfwilligen abzuluchsen. Vor allem all jene, die sich mit mRNA-Impfungen schwertun, dürften an dem Valneva-Vakzin Gefallen finden. Solche Aussichten belasten die Kurse des Comirnaty-Erfinders, verleihen Valneva auf der anderen Seite aber spürbaren Auftrieb. Am Donnerstag gab es zwar leichte Abschläge zu sehen, die ebenfalls auf das Konto der Medikamenten-Zulassungen in der EU gehen dürften. Der Kurssprung um rund 25 Prozent vom Mittwoch bleibt aber noch weitestgehend erhalten und damit auch der allgemeine Aufwärtstrend, von welchem BioNTech aktuell nur träumen kann.
Es wird munter spekuliert
Letztlich ist nicht absehbar, wie die Pandemie weiter verlaufen wird und ob Impfstoffe nun wirklich nennenswert an Bedeutung verlieren werden. Ebenso wenig lässt sich sicher prognostizieren, ob die Lufthansa durch den Umweltschutz ins Abseits gedrängt wird und wie lange gestörte Lieferketten vielen Unternehmen noch die Quartalszahlen verhageln werden. Bei alle diesen Themen braucht es aber auch gar keine Sicherheit. Allein die realistische Möglichkeit von Enttäuschungen hinterlässt bei den Aktionären Eindruck. Das zeigt Anlegern sehr eindrucksvoll, dass sie sich werde auf gute Stimmung noch fundamentale Daten allein verlassen können. Bei jeder Aktie ist es stets eine Kombination aus solchen und anderen Faktoren, welche die Kursentwicklung bestimmt. Für den Moment scheine bei vielen Investoren die Sorgen und Ängste zu wachsen. Das wird sich aber mit Sicherheit wieder ändern. Die große Frage lautet für den Moment nur, wann das geschehen wird.
12.11.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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