Große Sorgen um BASF, BioNTech erneut mit Verlusten, weiter Ärger um Autopilot von Tesla und Amazon testet wieder Unterstützungen
Die Stimmung könnte kaum schlechter sein
Nach einer sehr kurzen Phase der Erholung im späten Handel am Mittwoch blickten die Anleger am Fronleichnam schon wieder vornehmlich auf rote Vorzeichen. Tatsächlich musste der DAX die höchsten Verluste seit Monaten hinnehmen, was mal wieder auf Zins- und Rezessionssorgen zurückzuführen war.
Abseits davon führten aber auch die massiven Drosselung von Russland bei Gaslieferungen nach Deutschland zu bösen Vorahnungen an den Märkten. Das setzte vor allem BASF (DE000BASF111) zu, wo die Kurse um 6,86 Prozent in Richtung Süden absackten. Der Konzern selbst gibt sich bisher zwar noch gelassen. Es steht aber die Befürchtung im Raum, dass Russland den Gashahn noch komplett abdrehen könnte, was mittelfristig den Betrieb von BASF gefährden könnte.
Mit einer solchen Aussicht im Hinterkopf trauen die Börsianer sich derzeit nicht recht an die BASF-Aktie heran und auch andere Player aus der Chemie-Branche mussten zuletzt schwere Kursverluste hinnehmen. Es lässt sich wohl nur abwarten, ob es hier demnächst wieder Entspannung zu sehen geben wird. Darauf verlassen können und sollten die Aktionäre sich aber tunlichst nicht.
Das hilft auch nicht weiter
Für BioNTech (US09075V1026) gab es an und für sich gute Neuigkeiten. Ein Beratergremium der US-Arzneimittelbehörde FDA hat sich dazu entschieden, den Einsatz von Corona-Vakzinen bei Kleinkindern im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren zu empfehlen. Damit ergeben sich neue Absatzmöglichkeiten für BioNTech und noch dazu droht derzeit eine neue Infektionswelle heranzurollen, welche den Impfdruck auch bei Erwachsenen wieder erhöhen könnte.
Derartige Meldungen lockten am Donnerstag allerdings kaum jemanden hinter dem Ofen hervor. Stattdessen überstrahlen die anhaltenden Zinssorgen alles, welche durch überraschende Leitzinserhöhungen in der Schweiz und Großbritannien weiter angeheizt wurden. Während sich zuletzt alle Blicke auf die US-Notenbank Fed richteten, hatten viele nicht auf dem Schirm, dass die Zinsen auch woanders ansteigen könnten, und das teils deutlich. Entsprechend heftig fielen die Verluste aus und im Falle von BioNTech mussten Abschläge in Höhe von 6,4 Prozent verzeichnet werden.
Spielt Tesla ein falsches Spiel?
Immer neuen Ärger scheint es dieser Tage rund um die (teil-)autonomen Assistenzsysteme von Tesla (US88160R1014) zu geben. Nicht nur machten Meldungen die Runde, wonach jene im Vergleich zur Konkurrenz sehr häufig Unfälle verursachen sollen. Die US-Behörde für Straßensicherheit (NHTSA) deckte auch einige brisante Details auf. In mehreren Fällen soll es demnach dazu gekommen sein, dass Fahrzeuge von Tesla den Autopiloten nur Sekundenbruchteile vor einem Unfall abgeschaltet haben.
Das führt zu Spekulationen, dass dies ganz bewusst und gewollt geschehen sein könnte, um Prüfer im Falle eines Unfalls in die Irre zu führen. Zumindest einige Beobachter werfen Tesla vor, die Bedeutung des Autopiloten bei Unfällen mit dem Ganzen herunterspielen und in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. Für den Moment sind das erst einmal nur Vorwürfe, die erst noch weiter untermauert werden müssen. In den aktuellen Zeiten reicht das aber aus, um die Kurse schwer unter Druck zu setzen, weshalb das Thema nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist.
Zurück auf Anfang
Unschöne Kursverluste gab es auch bei Amazon (US0231351067) zu sehen. Um 3,74 Prozent wertete die Aktie des Online-Giganten an den hiesigen Märkten ab und rutschte damit wieder unter die psychologisch wichtige Marke bei 100 Euro. An den US-Börsen sah es nicht viel besser aus. Dort konnten die Bullen aber immerhin die Linie bei 100 USD eben so in den Handelsschluss retten. Ob es dabei bleibt, ist für den Moment offen.
Viele Beobachter machen sich Sorgen, dass Amazon aufgrund der hohen Inflation immer geringere Umsätze einfahren wird. Dafür haben die Anleger auch alles Grund, schließlich warnte der E-Commerce-Riese bereits selbst davor, dass das zweite Quartal mit großen Herausforderungen verbunden sein wird. Bleibt nur zu hoffen, dass die Bullen nicht vollkommen das Handtuch werfen. Ansonsten könnte sich auch die Charttechnik noch gegen die Amazon-Aktie wenden und potenziell schon sehr bald neue Tiefststände auf den Weg bringen. Die Lage bleibt weiter angespannt.
Das Warten geht weiter
Die Erholung der Märkte am Mittwoch war letztlich wohl zu schön, um wahr zu sein. Gerade mal einen Tag später zeigen die Börsianer sich schon wieder untröstlich und die Kurse rauschten nur so in die Tiefe. Auch wenn es nachbörslich nicht mehr ganz so katastrophal aussah, so fehlt von einer echten Erholung nach wie vor jede Spur. Nur eine weitere Hiobsbotschaft könnte dafür sorgen, dass wie reihenweise neue Negativrekorde zu Gesicht bekommen. Da hat man es als Anleger nicht leicht, nicht vollkommen das Vertrauen in die Aktienmärkte zu verlieren. Aber bekanntlich verbirgt sich inmitten jeder Krise auch die eine oder andere Chance.
17.06.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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