BÖRSE TO GO - mit AMS - Osram, E.ON und Tele Columbus
Was passiert in den nächsten Wochen?
Guten Morgen,
aus rein börsentechnischer Sicht war diese Woche ein Non-Event. Und damit für uns auch indikativ für die verbleibenden Wochen vor Weihnachten. Während also andere noch darüber spekulieren, ob es eine Jahresendrally geben wird oder nicht, ist unsere Auffassung: Die hat es schon gegeben!
Nach einigen aktuellen Gesprächen mit Banken in Zürich stellen wir auch fest: Viele Marktteilnehmer, privat wie auch professionell, waren 2019 nicht dabei und stehen nun mit leeren Hände da. Einige Quartals-Performanceberichte der Fonds zeigen dies bereits. Nun haben aber die gleichen Adressen die Sorge, 2020 ebenfalls zu verpassen! Und damit entsteht in den kommenden Wochen eine äußerst spannende Ausgangslage. Zwei Szenarien sind denkbar:
1. Wenn es eine Korrektur gibt, wird sie schnell, schmerzhaft und unerwartet kommen. Und sie wird ebenso schnell wieder verdaut sein, denn jeder wird versucht sein, die Fehler vom Januar/Februar 2019 nicht noch einmal zu machen. Wenn aber alle draufspringen, schießen die Kurse gleich im ersten Quartal nach oben!
2. Die Korrektur bleibt aus, weil niemand mehr verkaufen möchte und ein Stein des Anstoßes fehlt. In diesem Fall setzt sich die Rally nach der Weihnachtspause nahtlos fort.
Die Konsequenz: Nur mit Stoppkursen (aber bitte nicht zu eng, es sei denn, es gibt dreistellige Gewinnprozente zu sichern) fahren Sie in beiden Fällen optimal.
Ein Blick auf die heutigen Unternehmens-News.
Scheitet OSRAM-Übernahme?
Steht die Übernahme von OSRAM durch den österreichischen Sensorspezialisten AMS es vor dem Aus? Schaut man sich die derzeitige Marktlage an, ist solch eine Spekulation sicherlich nicht von der Hand zu weisen. Wie inzwischen bekannt wurde, wurden bislang AMS nur 3,3 % der OSRAM-Aktien angedient. Das derzeit laufende Angebot über 41 Euro je OSRAM-Aktie läuft noch vorerst bis nächsten Donnerstag. AMS selbst hatte im Vorfeld bereits knapp 20 % der OSRAM-Anteile gekauft.
Nun wurde allerdings bekannt, dass wohl inzwischen 45 % der OSRAM-Aktien in den Händen von Hedgefonds liegen sollen. Die Intention dahinter ist klar: Diese würden, so weit die Zahlen stimmen, wohl darauf spekulieren, dass AMS noch einmal kräftig nachbessert, um zumindest die Mindestannahmeschwelle von 55 % zu erreichen. Ein Teil der Hedgefonds dürfte allerdings auch darauf spekulieren, dass es von den bislang interessierten Finanzinvestoren eine bessere Gegenofferte geben könnte.
Aus unserer Sicht hat AMS derzeit wohl nur die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder wird man nächste Woche das Scheitern des Übernahmeversuchs eingestehen müssen. Oder man wird mit den Hedgefonds verhandeln müssen. Letzteres wäre wohl allerdings die eindeutig schlechtere Wahl. Denn schon jetzt gilt die Übernahme im Gesamtwert von 4,6 Milliarden Euro als sehr teuer für AMS. Sollte das österreichische Unternehmen hier noch mal nachlegen, dürfte das für den eigenen Aktienkurs erhebliche Probleme bedeuten. Aktuell würden wir zwar noch investiert bleiben, die bestehende Position allerdings mit Stopp-Loss absichern.
E.ON mit besserem Ausblick
Beim Energiekonzern E.ON dominieren heute die positiven Vorzeichen. Zwar hatte die Neuerwerbung INNOGY ihren Gewinnausblick abgesenkt. Doch hier kontert E.ON mit einem besseren Ausblick. Obwohl das Unternehmen für die ersten neun Monate ein um 6 % rückläufiges operatives Ergebnis melden musste, rechnet man nun auf Jahresbasis inklusive INNOGY mit einem Konzern-EBIT von 3,1-3,3 Milliarden Euro. Das wären jeweils 200 Millionen Euro mehr als bislang geschätzt. Auch beim Nettoergebnis wurde nochmals leicht draufgesattelt.
E.ON hat gleichzeitig angekündigt, bei der bisherigen INNOGY-Tochter NPOWER in Großbritannien auf die Kostenbremse zu treten, nachdem diese für das letzte Quartal einen deutlichen Rückgang beim EBIT verzeichnen musste. So will E.ON nun zum einen Strukturen straffen, zum anderen Standorte schließen und Arbeitsplätze abbauen. An der Börse kommt dies gut an. Während das Gros des Marktes heute mit negativem Vorzeichen kommt, kann sich E.ON mit einem derzeitigen Plus von rund 0,7 % im positiven Terrain halten.
TELE COLUMBUS: Höhenflug
Eine eher überraschende Reaktion auf neue Zahlen zeigt der Kabelnetz-Anbieter TELE COLUMBUS. Dieser meldete für das dritte Quartal einen Umsatzrückgang um 3,5 % auf 123,2 Millionen Euro. Dennoch liegt die Aktie heute fast 8 % im Plus. Was wohl daran liegen dürfte, dass man gegen den Umsatztrend ein höheres EBITDAA ausweisen konnte. Dieses legte um 4,5 % auf 61,2 Millionen Euro zu. Selbst bereinigt um Sonderfaktoren (Umstellung in der Bilanzierung) hätte es noch ein Plus von 1,2 % gegeben.
Wichtiger noch: Im Bereich Internet und Telefonie konnte TELE COLUMBUS seine Umsätze verbessern. Allerdings bleibt das Unternehmen vorerst nur eine Turnaround-Wette. Interessant allemal, nachdem sich neben dem bisherigen Großaktionär UNITED INTERNET nun auch ROCKET INTERNET mit 12,3 % beteiligt hat. Welche Perspektiven sich daraus ergeben, wird sich wohl erst noch zeigen müssen.
29.11.2019 - Jens Bernecker - jb@ntg24.de
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