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Simbabwe-Dollar in Nöten

Simbabwe - Dejavu einer Währungskrise?

 

Will man untersuchen, wie man Währungsstabilität verhindert, bietet sich nicht zum ersten Mal Simbabwe als aktuelles Beispiel an. Klar, in Europa und Nordamerika spricht die Inflation eine andere Sprache, und das offizielle Problem sind Teuerungsraten unter dem Notenbankziel von 2 %. Aber es ist auf jeden Fall eine gute Idee, ein Problem nicht erst dann zu betrachten, wenn es vor einem steht und man es nicht mehr verdrängen kann.

 

Langzeitherrscher im Duo

 

Im Juni 2019 verbot der Nachfolger des nach 37 Jahren an der Macht 2017 gestürzten Langzeit-Diktators Robert Mugabe, sein langjähriger Geheimdienstchef Mnangagwa, die Verwendung des südafrikanischen Rand, des US-Dollars und anderer Fremdwährungen als gesetzliches Zahlungsmittel. In den letzten Jahren waren Fremdwährungen als legales Zahlungsmittel zugelassen worden, nachdem der eigene Dollar wertlos geworden war. Die Zwischenwährung, der Real Time Gross Settlement Dollar (RTGS), wurde in Simbabwe-Dollar umbenannt und ist nun seit dem 24.06.2019 die einzige gesetzliche Währung, die im Land verwendet werden darf.

Seither haben sich die Preise für Grundnahrungsmittel mehr als verdoppelt. 10 Jahre nach der großen Hyperinflation von 2008 und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise versinkt Simbabwe erneut in einer Abwärtsspirale. Ergebnis: Die aufflammende Angst vor der Hyperinflation erhöht den Chaos-Faktor für die Wirtschaft. Denn viele Betriebe haben Schwierigkeiten, ihre Preise an das neue System anzupassen. Da die zuvor genutzten Devisen nun keine gesetzlichen Zahlungsmittel mehr sind, gibt es eine Krise bei der Geldversorgung. Vor allem aber ist nicht klar, wie viel der neue Simbabwe-Dollar wirklich wert ist.

 

Simbabwe-Dollar, die vierte!

 

Denn der neue Simbabwe-Dollar ist der vierte Versuch, Währungsstabilität zu erreichen. Bei der Einführung des RTGS-Dollar im Februar 2019 entsprach dieser rund 0,40 US-Dollar, bei seiner Umstellung auf Simbabwe-Dollar am 24.06.2019 wurde der offizielle Wert auf nur noch 0,17 US-Dollar festgelegt. Dies zeigt, dass die Simbabwer nicht wirklich viel Grund haben, die Währung freiwillig zu nutzen. Und es erklärt auch, warum die Regierung Simbabwes keine anderen Zahlungsmittel mehr zulässt. Denn wirklich nutzen will man eine Währung nur, wenn diese hinreichend stabil ist.

 

Die Hyperinflation

 

Und Währungsstabilität kann Simbabwe gebrauchen. Denn die Verbraucher durchlitten von 2006 bis Ende 2008 ein wahres Trauma bei einer Hyperinflation, die in einer vollständigen Zerstörung des Vertrauens in die Währung mündete. Im November 2008 lag die Inflationsrate bei unvorstellbaren 89,7 Trilliarden Prozent, die Preise verdoppelten sich alle 24,7 Stunden. Ab Januar 2009 erlaubte die damalige Regierung dann die Verwendung von Euro, US-Dollar, südafrikanischem Rand, britischem Pfund und weiteren Währungen für alle Geschäfte, der Simbabwe-Dollar wurde suspendiert und 2015 ganz abgeschafft. Gleichzeitig wurden die alten, per 31.12.2008 bestehenden Guthaben in Simbabwe-Dollar im Verhältnis 35 Billarden zu 1 in US-Dollar umgestellt, und zum 01.10.2015 verlor der Simbabwe-Dollar dann seine Funktion als gesetzliches Zahlungsmittel.

Da die Exporte Simbabwes die nötigen Einnahmen in US-Dollar nicht erlösen konnten, wurde zur Linderung der US-Dollar-Knappheit ab Dezember 2016 Schuldscheine in US-Dollar ausgegeben, denen aber ebenso kein großes Vertrauen entgegengebracht wurde und diese deshalb schnell drastisch an Wert verloren. Vorletztes Kapitel: Die Regierung wertete die Schuldscheine im Februar 2019 ab, da sie nicht über die zu deren Bedienung nötigen US-Dollar verfügte.

 

Reales Wachstumspotenzial

 

Nun scheint sich eine Neuauflage des Vertrauenskollapses anzubahnen. Denn Vertrauen in eine Währung durch Alternativlosigkeit zu erzwingen hat noch nie irgendwo funktioniert. Und so ist bis auf Weiteres Währungsstabilität nur der Wunsch der Vater des Gedankens einer sich nicht selbst erfüllenden Stabilitätsprophezeiung. Governance ist eben nicht gleich Governance, und vielleicht ist es eben doch keine so gute Idee, die Regierung statt mit Kompetenz mit Generälen von Chinas Gnaden zu besetzen. Bei 95 % Arbeitslosigkeit ist auf jeden Fall noch viel Luft nach oben, und Potenzial gibt es: Gold, Diamanten, Smaragde, Lithium, Uran, Nickel, Chrom, Kupfer und fruchtbare Böden. Grund für Investitionen gibt es genug.

Als der jetzige Präsident Mnangagwa 2017 bei seiner Amtseinführung forderte, die Bürger sollten die Ärmel hochkrempeln anstatt zurückzublicken, wollte er wohl vergessen machen, dass er und sein Übervater Mugabe das Land zuvor ruiniert haben. Das aber reicht nicht als Basis für eine lichte Zukunft. Bis jetzt hat jedenfalls Simbabwes Regierung und Währung noch nicht die Vertrauensbasis, die es für nachhaltiges Wachstum und Währungsstabilität braucht.

 

23.07.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 





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