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Affirm auch nach den Zahlen noch unter Druck

Affirm mit starkem 2. Fiskalquartal - Bären dominieren immer noch den Handel

NTG24 - Affirm auch nach den Zahlen noch unter Druck

 

Der Bärenmarkt treibt manche seltsamen Blüten. Der Kursabsturz von Affirm zählt mit dazu. 

Die Wall Street schiesst gegen Affirm (US00827B1061), als wenn es kein Morgen mehr gibt. Das Unternehmen bedient ausgerechnet gleich zwei Vorurteile, die die Bären in den vergangenen Monaten ins Gespräch gebracht und zementiert haben. Dazu zählt zum einen das Argument, dass Unternehmen mit hohem Wachstum, aber einem negativen Cashflow unter einem steigenden Zinsniveau leiden werden. Zum anderen zählt dazu, dass steigende Zinsen zu einer höheren Zahl von Ausfällen bei Konsumenten führen werden. Denn über die Konsumenten wird gemutmasst, dass sie sich in Zeiten von 0%-Finanzierungen überschuldet haben. Die Wahrheit ist: 

Das Wachstumspotenzial von Affirm steigt, wenn die Zinsen steigen. Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe: 

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Werbebanner Claudemus1) Die Fed wird die Zinsen erhöhen, da beide Mandate der Notenbank erfüllt sind. Die Inflationsrate liegt über 2 % p.a. und der Arbeitsmarkt hat Vollbeschäftigung erreicht. Das ist jedoch keine zufällige Konstellation, sondern beruht darauf, dass die US-Wirtschaft boomt. Die Ausfallraten beginnen aber erst am Ende des Konjunkturaufschwungs zu steigen und beschleunigen sich dann bedrohlich, wenn wieder eine Rezessionsphase beginnt. Davon sind die USA noch ein gutes Stück entfernt. Das von den Bären prognostizierte Risiko ist somit normales Geschäft und wird von Affirm auch so gehandhabt. 

2) Je höher das Zinsniveau steigt, desto attraktiver wird Affirm im Vergleich zur Konkurrenz. Dominieren 0 % Finanzierungen das Marktumfeld, erübrigt sich für die meisten prospektiven Kreditnehmer ein Vergleich unter den Kreditgebern. Steigt das Zinsniveau, müssen die Kreditgeber jedoch ihre Wettbewerbsfähigkeit aufpolieren und da kommen insbesondere die klassischen Banken und Kreditkartenunternehmen schlecht weg im Vergleich zu Affirm. Transparenz, Kalkulierbarkeit und Verlässlichkeit sind die Hauptunterscheidungsmerkmale, mit denen Affirm gegen die übermächtige Konkurrenz angetreten ist. 

Für europäische Leser mag das überraschend sein, aber dies sind in den USA tatsächlich wichtige Unterscheidungsmerkmale. Affirm ist deshalb so beliebt, weil die meisten amerikanischen Kreditnehmer in der Vergangenheit mit Banken und Kreditkartenunternehmen schlechte Erfahrungen gemacht haben. Versteckte Gebühren, unfaire Klauseln und überraschende Zinssätze sind der Standard und nicht die Ausnahme. Und da das steigende Zinsumfeld für alle Kreditgeber gleiche Voraussetzungen schafft, wird sich Affirm umso stärker positiv absetzen können.

 

Starkes Wachstum im 2. Fiskalquartal

 

Der Halbjahresabschluss fiel sehr gut aus. Entscheidend für ein Unternehmen wie Affirm ist vor allem, wie schnell das zu finanzierende Volumen der Händler (=Akzeptanz) wuchs und welches Umsatzwachstum (=Marktanteile) man selbst erreichen konnte. Das Ergebnis steht hinten an, denn man muss möglichst schnell eine kritische Grösse erreichen, um zumindest eine Nische des Marktes zu dominieren und die eigene Position für weitere Wachstumsphasen zu festigen. 

Das zu finanzierende Volumen stieg im 2. Fiskalquartal (31.12.2021) um 114 % von 2,1 Mrd. US-Dollar auf 4,5 Mrd. US-Dollar. In den ersten sechs Monaten lag das Wachstum damit bei 100 %. Der Umsatz hinkt hinterher. Im abgelaufenen Quartal erlöste man selbst 361 Mio. US-Dollar (+77 %) nach zuvor 204 Mio. US-Dollar. Auf das erste Halbjahr betrachtet liegt der Umsatz damit bei 630 Mio. US-Dollar (+67 %). 

 

Affirm Inc.

 

Für das geringere Umsatzwachstum gibt es einen einfachen Grund. Der Umsatz aus 0 % Finanzierungen wird sofort in derselben Periode vereinnahmt. Bei klassischen Finanzierungen wird der Umsatz anteilig über alle Perioden des Kredites verteilt. Bedeutet: Vor dem Hintergrund steigender Zinssätze in den USA sinkt der Anteil der 0 % Finanzierungen am Neugeschäft deutlich, wodurch sich die Umsätze bei Affirm in die Zukunft verlagern. 

Ein wichtigstes Detail sind die Finanzierungskosten für Affirm. Wenn man die absoluten Kosten ins Verhältnis zum finanzierten Volumen der Händler setzt, bekommt man die prozentualen Kosten, die auf Affirm entfallen. Dabei gilt: Je geringer der prozentuale Anteil, desto grösser die Profitabilität von Affirm. Und diese prozentualen Kosten sind deutlich gefallen. Im 2. Fiskalquartal von 5,3 % auf nur noch 4,0 %. Und im 1. Halbjahr von zuvor 6,4 % auf nur noch 4,7 %. 

Auf operativer Ebene wies Affirm einen Verlust aus. Dieser betrug zuletzt -196 Mio. US-Dollar. Wenig erfreulich, aber wichtig ist dabei zu analysieren, woher der Verlust kommt. In diesem Fall nicht aus dem Kerngeschäft, sondern aus den Bemühungen, möglichst schnell eine kritische Masse am Markt zu erreichen. Allein die Aufwendungen für Marketing und Vertrieb betrugen im 2. Fiskalquartal 144 Mio. US-Dollar (+267 %).

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeDer Erfolg gibt Affirm jedoch recht. Man hat sich inzwischen ein ausgezeichnetes Kundenportfolio aufgebaut. Neben Wal-Mart (US9311421039), die seit drei Jahren zur Kundschaft zählen, hat Affirm eine sehr starke Partnerschaft mit Shopify (CA82509L1076) und seit Ende 2021 mit Amazon (US0231351067) aufgebaut. Die Partnerschaft war übrigens für Amazon so wichtig, dass man sie in die Highlights ihres Quartalsberichts aufgenommen hat. 

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16.02.2022 - Mikey Fritz

Unterschrift - Mikey Fritz

 

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