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Demokraten planen Zerschlagung der Tech-Konzerne

Platzt die Tech-Rallye nach der Wahl?

NTG24 - Demokraten planen Zerschlagung der Tech-Konzerne

 

Die Absichten der Demokraten sind kristallklar. Sie wollen ein Feindbild schaffen und die großen Technologieunternehmen passen exakt in dieses Schema. Amazon, Apple, Facebook und Google sind schon lange keine Start-Ups mehr, die Welpenschutz genießen. Es sind ausgewachsene Konzerne, die die Daten von Milliarden von Menschen kontrollieren und zu ihrem privaten Vorteil nutzen. 

Einen hohen Datenschutz wie in Europa genießt niemand in Amerika. Und das ist auch kein Zufall, denn der Einfluss der Wirtschaft auf die amerikanische Gesetzgebung ist weitaus größer als in Europa. Zudem beschränkte sich der Missbrauch von Daten in der Vergangenheit auf Einzelfälle. Eine Situation, die sich in den letzten vier Jahren drastisch geändert hat. Die Politik, ob rechts oder links, wirft den großen Technologiekonzernen vor, dass sie die ihnen anvertraute Macht zunehmend häufiger missbrauchen.

Natürlich können nicht alle Technologieunternehmen über einen Kamm geschoren werden. Die Politik schmeißt zwar gerne alle großen Technologiekonzerne in einen Topf, aber wenn man sich die einzelnen Geschäftsfelder ansieht und was in der Praxis umgesetzt wird, dann gibt es durchaus Unterschiede. 

 

Datenmissbrauch häuft sich

 

Google ist ganz offensichtlich nicht an einem höheren Datenschutz interessiert. Das Unternehmen sammelt nicht nur die individuellen Suchanfragen und das Suchverhalten, sondern verfolgt die Internetbenutzer auch auf Schritt und Tritt auf allen Websites, die mit ihren Analysetools ausgestattet sind. Und das sind ausgesprochen viele im Internet. So viele, dass Google problemlos ein Profil erstellen kann, das dicht an der Wirklichkeit liegt, wenn man jede Woche ein paar Stunden im Internet surft und sich nicht selbst schützt. Wertvolle Daten, die gesammelt und aufbereitet werden, um diverse Interessenten damit zu bedienen. 

Die größte Kundengruppe für Google sind die Werbetreibenden. Sie sind in erster Linie daran interessiert, ihre Konvertierungsquoten zu verbessern und versuchen so viel über die Wünsche, Interessen und Bedürfnisses jedes Besuchers in Echtzeit herauszubekommen wie irgend möglich, um dann eine Werbung zu präsentieren, die zielgerichtet ist und möglichst wenig streut. Jegliche Erhöhung des Datenschutzes macht das Geschäft von Google weniger profitabel. 

 

„Wenn es nichts kostet, bist du selbst das Produkt“

 

Facebook ist das, was man in der Branche eine „Honey Trap“ nennt. Die noble Idee, Menschen zusammenzubringen und sich näher zu bringen, hat Milliarden Nutzer begeistert und wird auch heute noch sehr aktiv genutzt, obwohl Facebook inzwischen schon als angestaubt in der Technologiebranche gilt. Bedenklich ist jedoch, in welchem Umfang Facebook die Daten ihrer Kunden sammelt, aufbereitet und dann verkauft. Und das keineswegs nur auf der eigenen Website, sondern im ganzen Internet. Auch hier steht die Werbebranche als wichtigster Adressat im Vordergrund. 

Facebook benutzt die Daten aber auch anderweitig. So hat man beispielsweise eine Dienstleistung entwickelt, die es Behörden erlaubt, Menschen auf beliebigen Fotos und Videos zu identifizieren und einem Persönlichkeitsprofil zuzuordnen. Da man über einen riesigen Strauß an privaten Daten von Milliarden von Menschen verfügt, lag die technische Herausforderung nur darin, alles zusammenzufügen und „suchbar“ zu machen. 

 

Amazon ist eine Kategorie für sich. Auch Amazon sammelt alle Daten ihrer Kunden, die verfügbar sind. Im Vordergrund steht jedoch nicht der Verkauf dieser Daten an Dritte, sondern die Eigennutzung, um den Umsatz auf der eigenen Plattform voranzutreiben. Das ist im Kern nicht so problematisch wie das Geschäftsmodell von Google und Facebook. 

Die Probleme, die Amazon aus Sicht der Politik erzeugt, liegen in der Monopolisierung des Handels. Zum einen dominiert Amazon den E-Commerce Markt. Nimmt man die Zahlen für Deutschland, dann gehen von jeden 100 Euro Umsatz im (deutschen) Internet 70 Euro an Amazon und deren Händler. Zum anderen hat Amazon das Online-Shopping so attraktiv gemacht, dass es seit Jahren zu einem eskalierenden Aussterben der Ladengeschäfte kommt. Am Anfang wurde dieser negative Trend abgetan und impliziert, dass man sich nur anstrengen müsse, um mit Amazon mitzuhalten, aber Fakt ist, dass die Vielfalt und lokale Präsenz aussterben. Eine Entwicklung, die die Attraktivität von Amazon nur noch verstärkt. 

Ab wann ist Amazon ein Monopolist? Diese Frage ist unausweichlich, denn das Unternehmen wird getrieben von einem so starken Wachstumsgedanken, dass an „Aufhören“ kein Gedanke verschwendet wird. Man kann damit rechnen, dass Amazon von selbst nicht aufhören wird, sich immer attraktiver für die Kunden zu machen und somit die Konkurrenz weit hinter sich zu lassen. Die Einzigen, die diesen Trend zur Monopolisierung stoppen können und letztlich auch werden, ist die Politik. 

 

Am wenigsten angreifbar macht sich Apple. Man verkauft weder die Daten der eigenen Kunden, noch zielt man darauf ab, die Konkurrenz aus dem Markt zu verdrängen. Was Apple tut, ist die Kunden in ihr Ökosystem zu ziehen und sich dann königlich für seine Produkte und Dienstleistungen bezahlen zu lassen. Ähnlich wie Amazon setzt auch Apple darauf, dass die Kunden nicht mehr gehen wollen, wenn die Produkte nur attraktiv genug sind. Oder wie es Steve Jobs sinngemäß formulierte: Das iPhone muss so attraktiv sein, dass man eher seine Brieftasche zu Hause vergisst als sein iPhone. Mission Accomplished. 

Apples Achillesferse sind die Marktplätze. Grundsätzlich sieht die Gebührenstruktur bei Apple vor, dass Verkäufer die Marktplätze - App Store, iTunes, Bücher, etc - kostenlos nutzen können und auch umfangreiche kostenlose Tools bekommen, um die Dienstleistungen einzustellen. Kommt es dann jedoch zu einem Verkauf, gewährt sich Apple eine großzügige Beteiligung. In der Regel 30 % des Umsatzes, bei einigen Modellen auch 15 %. Ein System, das ausgesprochen fair gegenüber kleineren und unbekannten Unternehmen ist, da die Eintrittshürden denkbar gering sind. Große, bekannte und erfolgreiche Unternehmen hingegen bezeichnen das System als überteuert und unfair. Wenn es überhaupt eine politische Intervention bei Apple gibt, dann bei der Höhe der Gebühren. 

 

Washington vor der Wahl

 

Gewinnen die Demokraten das Weiße Haus und den Senat, werden diese vier Unternehmen an den Pranger gestellt. Die Diskussion bezüglich einer Zerschlagung der großen Technologieunternehmen steht spätestens seit Beginn des Präsidentschaftswahlkampfs verstärkt im Vordergrund bei den Demokraten. Mit einem republikanischen Präsidenten und einem republikanisch dominierten Senat war die Diskussion nichts weiter als ein Sandkastenspiel. Ändern sich die Machtverhältnisse in Washington, haben die Demokraten freie Bahn, um jedes denkbare Gesetz zu erlassen. Abgesehen von klassischen Themen wie Steuer- und Gesundheitsreformen wird auch das Thema Datenschutz bzw. die verstärkte Kontrolle von mächtigen Technologiekonzernen ein Thema werden.  

Für die Wall Street ist dieser Aspekt von größter Bedeutung. Gerade in der aktuellen Situation, wo sich die Aktienmärkte seit März wieder deutlich erholt haben und teilweise wie an der Nasdaq sogar neue Allzeithochs gesetzt haben, stehen die Technologiekonzerne und ihre Wachstumsaussichten im Mittelpunkt. Denn die Erholungsrallye seit März wird nur von sehr wenigen, dafür aber umso gewichtigeren Unternehmen angeführt, wozu unter anderem alle oben genannten zählen. Machen die Demokraten ab 2021 Ernst, wird das die Wachstumsperspektiven und damit auch die Bewertungen dieser Aktien empfindlich treffen. 

 

Im Ergebnis: Die US-Präsidentschaftswahl findet in vier Wochen statt. Glaubt man den Umfragen, dann hat der amtierende Präsident Trump keine nennenswerte Chance noch zu gewinnen. Auch zeichnet sich ab, dass die Republikaner viele der zur Wiederwahl anstehenden Senatssitze an die Demokraten verlieren werden. Einen Gewinner wird es in der Nacht zum 04. November nicht geben, denn die Zahl der Briefwähler ist dieses Mal ausgesprochen hoch. Einige Bundesstaaten erlauben eine Zählung der Briefstimmen erst ab dem Wahltag (03. November). Gleichzeitig wird eine Wahlbeteiligung erwartet, die einen neuen Rekord erreichen könnte, was die Auszählung der Stimmen zu einer logistischen Herausforderung macht. Wir werden uns also gedulden müssen. Ich empfehle Ihnen aber, im Umfeld der Wahl auf die oben genannten Aktien zu schauen. Sie sind die Leuchttürme, an denen sich die Aktienmärkte weltweit derzeit orientieren. 

 

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07.10.2020 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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