Amazon mit weiteren schlechten Neuigkeiten, Plug Power unter Druck, auch Nel ASA kämpft mit Gegenwind und nicht einmal die Deutsche Bank kann von steigenden Zinsen profitieren
Die Zinsangst geht mal wieder um
Das leidige Thema Zinsen hat die Märkte wieder einmal voll im Griff. Wie schon so oft im laufenden Jahr reagierten die Börsianer geradezu allergisch auf Zinserhöhungen in den USA und vor allem auf die Aussicht, dass eben diese noch lange nicht am Ende sind. Zusätzlichen Druck baute die Bank of England mit dem höchsten Zinsschritt seit Jahrzehnten aus.
Das facht wieder einmal Sorgen über eine anstehende Rezession an und das tut unter anderem der Aktie von Amazon (US0231351067) überhaupt nicht gut. Jene verlor am Donnerstag um weitere 3,4 Prozent an Wert, nachdem sie in Folge eines enttäuschenden Ausblicks für das wichtige Weihnachtsquartal ohnehin schon heftig Federn lassen musste. Mit einem Schlusskurs von 92,42 Euro blickte das Papier gestern auf Verluste in Höhe von fast 25 Prozent auf Monatssicht.
Nicht eben weiter hilft da die Ankündigung, dass der Online-Riese einen Einstellungsstopp verhängt hat. Damit werden die Kosten zwar erst einmal etwas im Rahmen gehalten. Für Anleger ist es aber ein weiteres klares Anzeichen dafür, dass es so schnell kein größeres Wachstum mehr zu sehen geben wird. Da ist die Zurückhaltung letztlich nachvollziehbar.
Plug Power im roten Bereich
Auch im Wasserstoffbereich trüber die Stimmung sich gestern wieder ein und Plug Power (US72919P2020) wertete um knapp ein Prozent auf 15,15 Euro ab. Nur mit Ach und Krach gelingt es den Bullen aktuell noch, die wichtige Linie bei 15 Euro zu verteidigen. Sollte die depressive Stimmung an den Märkten sich aber fortsetzen, dürfte die Unterstützung recht schnell ins Wanken geraten.
Plug Power selbst hatte zuletzt vor allem schlechte Nachrichten für die Aktionäre im Gepäck. Sowohl die Umsatzprognose als auch die Produktion von Wasserstoff mussten vor gar nicht langer Zeit nach unten korrigiert werden. Zwar lebt die Hoffnung auf einen langfristigen Durchbruch weiter. Wieder einmal zeigt sich aber, dass ein solcher wohl erst in ein paar Jahren zu erwarten ist und vielen ist die Geduld schon längst abhandengekommen.
Kann Nel ASA sich halten?
Nel ASA (NO0010081235) konnte sich immerhin ein wenig gegen den negativen Trend stemmen. Zwar musste das Papier am Donnerstag letztlich auch rote Vorzeichen hinnehmen. Die Verluste hielten sich mit 0,4 Prozent aber in engen Grenzen und mit 1,24 Euro per Handelsschluss blieb noch immer ein kleiner Puffer bis zur erst kürzlich eroberten Linie bei 1,20 Euro.
Mehr noch als die US-Konkurrenz glänzt Nel ASA mit grundsätzlich hervorragenden Aussichten. Die sind hier auch nicht völlig aus der Luft gegriffen, sondern fußen auf einem deutlichen Sprung beim Auftragseingang im laufenden Jahr. Gleich zweimal konnten in Sachen Auftragsvolume Rekorde gebrochen werden. Dennoch bleibt das Papier eine hochspekulative Angelegenheit, auch wenn es derzeit wieder deutlich besser aussieht als noch vor wenigen Wochen.
Keine Ausnahme für die Deutsche Bank
Zu den potenziellen Profiteuren von steigenden Zinsen gehört die Deutsche Bank (DE0005140008), welche dieser Tage aber keine neuerlichen Kurssprünge auf die Beine gestellt bekommt. Stattdessen ging es auch hier im gestrigen Handel abwärts. Nach Abschlägen von 0,7 Prozent fand die Aktie des Frankfurter Geldhauses sich bei 9,67 Euro wieder. Die große Erholungsrallye lässt weiter auf sich warten.
Wie gehabt ist die Sorge groß, dass die Deutsche Bank bei einer Rezession stark im Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Die Furcht vor Kreditausfällen scheint schlicht schwerer zu wiegen als die Aussicht darauf, im Alltagsgeschäft wieder höhere Erträge zu erzielen. Ob solche Ängste letztlich begründet sind oder nicht, lässt sich wohl nur abwarten. Trotz der einen oder anderen Erholung in den letzten Monaten bleibt es aber erst einmal dabei, dass die Deutsche Bank an der Börse schon deutlich bessere Tage erlebt hat.
Business as usual?
Die jüngsten Kursbewegungen an den Börsen haben eine frappierende Ähnlichkeit mit Entwicklungen aus der jüngeren Vergangenheit. Das ist für den Moment unerfreulich, allerdings ergibt sich daraus auch die Aussicht auf eine baldige Erholung. Denn bisher konnten steigende Zinsen stets nur vorübergehend für eine steile Abwärtsbewegung sorgen. Das ist freilich kein Garant dafür, dass sich die Märkte von den jüngsten Rückschlägen schnell wieder erholen werden. Es ist aber stark davon auszugehen, dass die steigenden Zinsen mit jedem Tag wieder mehr in den Hintergrund treten werden. Schließlich ist der Kurs der Notenbank auch nicht die ganz große Überraschung, auch wenn manch einer sich gewünschte hätte, dass die Fed bei ihren Zinsschritten künftig etwas vorsichtiger agieren könnte.
04.11.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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Hans Rolf Hasenburg
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07.11.2022 16:43:45 Uhr
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