
Der heftige Preiskampf bei E-Autos in China hinterlässt immer tiefere Spuren und besonders BYD steht in der Kritik
Ist der aktuelle Kurs für BYD noch haltbar?
Über Jahre hinweg stand bei BYD Wachstum um jeden Preis auf der Agenda. Der chinesische Autobauer expandierte im großen Stil und hält an diesem Kurs grundsätzlich weiterhin fest. Auf dem Heimatmarkt scheint man aber an die Grenzen zu kommen. Trotz immer neue Rabatte gab es jüngst Berichte darüber, dass die Produktion wohl gedrosselt wurde und mancher Beobachter zweifelt schon jetzt daran, ob in China überhaupt noch Geld verdient werden kann.
Im Kampf um Marktanteile gerieten die Margen chinesischer Autohersteller schwer unter Druck, und zumindest Insidern zufolge wurde schon so manches Fahrzeug unter den Herstellungskosten verkauft. Der immer intensivere Preiskampf rief zwischenzeitlich auch die chinesische Regierung auf den Plan. Jene möchte Verkäufe unter dem Selbstkostenpreis vermeiden. Zuvor wurde bekannt, dass einige chinesische Hersteller sogenannte „Null-Kilometer-Fahrzeuge“ als Gebrauchtwagen zu einem deutlich geringeren Preis anboten, obschon es keinen vorherigen Besitzer gibt.
BYD (CNE100000296) hat in den letzten Jahren enorm an Marktanteilen gewonnen und ist binnen weniger Jahre zum Marktführer in China aufgestiegen. Dank der beispiellosen Fertigungstiefe hat der Konzern beim Preiskampf auch klare Vorteile. Unter anderem stellt der Konzern seine Batterien selbst her, was die Kosten auf ein Niveau bringt, mit dem kaum ein anderer Hersteller mithalten kann. Doch auch damit im Hinterkopf scheint die Ausgangslage schwierig bis katastrophal zu sein.
BYD: Das nächste Evergrande?
Wie dramatisch die Lage ist, ließ Great-Wall-Motor-Gründer Wie Jianjun kürzlich anklingen. BYD nannte er zwar nicht namentlich, doch sprach er von einem „Evergrande der Autoindustrie“ mit dem einzigen Unterschied, dass die Krise noch nicht ausgebrochen ist. Der Immobilienkonzern Evergrande scheiterte aufgrund hoher Schulden spektakulär, was den Immobilienmarkt in China bis heute belastet. Ob Jianjun mit seiner Einschätzung richtig liegen mag, sei dahingestellt. Dass es bei BYD Warnsignale gibt, ist aber kaum zu übersehen.
Eines davon ist der Schuldenstand, der laut GMT Research sehr viel höher ausfällt, als BYD es in seinen Bilanzen anzugeben pflegt. Per Mitte 2024 bezifferte das Unternehmen seine Verbindlichkeiten auf umgerechnet 3,3 Milliarden Euro. Analysten verweisen in ihren Berechnungen jedoch auf Forderungen, die teils aus den Bilanzen entfernt und verkauft wurden oder als Sicherheiten herhalten. Ferner werden Verbindlichkeiten, die länger als 90 Tage offen sind, als Schulden angesehen. Unter diesen Voraussetzungen wird die Schuldenlast von BYD auf 38,5 Milliarden Euro geschätzt.
Trotz der vielen Teile aus eigener Produktion ist BYD noch auf Zulieferer angewiesen und gilt dort als notorisch schlechter Schuldner. Rechnungen bleiben oft monatelang unbezahlt, um die eigene Bilanz nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen. Erst unter Druck der Regierung in Peking verpflichteten sich BYD und andere Hersteller kürzlich, ihre Rechnungen von Zulieferern in Zukunft innerhalb von 60 Tagen zu begleichen.
Ist die Luft raus?
Es dürfte kein Zufall sein, dass BYD immer aggressiver die Expansion nach Europa vorantreibt. Denn dort lassen sich noch sehr viel höhere Verkaufspreise erzielen. Ein Seagull kostet in hiesigen Gefilden etwa das Dreifache, was BYD selbst unter Beachtung von Zöllen noch deutlich höhere Margen als in der Heimat einbringen dürfte. Allerdings bewegen die Absatzzahlen sich in Europa auch nach deutlichen Sprüngen in den letzten Monaten noch auf sehr niedrigem Niveau. Verlustreiche Geschäfte in China wird BYD damit in absehbarer Zeit eher nicht kompensieren können.
Freilich sieht BYD die Angelegenheit etwas anders und bestreitet sowohl das Herunterspielen von Schulden als auch übertriebene Rabatte und dergleichen mehr. Aus Anlegersicht sind die Anzeichen für strukturelle Probleme auf dem chinesischen Automarkt aber zu zahlreich, als dass diese einfach ignoriert werden könnten. Dementsprechend ziehen die Bullen sich weiter zurück und am Donnerstag startete die BYD-Aktie mit Verlusten von 3,3 Prozent an den hiesigen Handelsplätzen. Der Kurs setzte auf 13,74 Euro zurück und ein kleiner Erholungsversuch löst sich wieder in Luft auf.
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26.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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