Schwere Verluste für die Commerzbank, auch Nel ASA steht weiter unter Druck, BioNTech muss ebenfalls Federn lassen und auch Nvidia leidet unter roten Vorzeichen
Die Sorgen der Anleger werden immer größer
Wieder einmal gab es hinsichtlich der Zinspolitik der westlichen Notenbanken keine Entwarnung. Im Gegenteil, das gestern veröffentlichte Fed-Protokoll brachte nur wenige Neuigkeiten. Es verriet aber vor allem, dass bei der jüngsten Zinsentscheidung die überraschend starken Konjunkturdaten der letzten Wochen noch gar nicht berücksichtigt wurden.
In der Folge werden die ohnehin schon seit Tagen dominierenden Zinssorgen noch größer, und das machte am Mittwoch so ziemlich allen Aktien aus allen nur erdenklichen Branchen zu schaffen. Selbst bei der Commerzbank (DE000CBK1001) waren deutliche Verluste zu sehen, obschon das Geldhaus klassischerweise eigentlich als Profiteur von steigenden Zinsen angesehen wird. Darüber könnten sich momentan aber nur noch die Wenigsten freuen. Das Papier rutschte um 4,56 Prozent auf nur ncoh 10,69 Euro herab.
Das dürfte zum einen daran liegen, dass nach der jüngsten Rallye und einiger eher vorsichtiger Analystenkommentare viele Anteilseigner Gewinne mitnehmen. Zum anderen schürt die Aussicht auf weiter und vielleicht schneller steigende Zinsen die Furcht vor Kreditausfällen und anderen unvorteilhaften Entwicklungen. Das ist momentan zwar nur ein ungutes Bauchgefühl. Es hinterlässt aber schon sichtliche Spuren an den Märkten.
Nel ASA schwächelt
Wer sich vor der allgemein schlechten Stimmung im Wasserstoffsektor zu retten versuchte, wurde im gestrigen Handel ebenfalls enttäuscht. Nel ASA (NO0010081235) verlor am Mittwoch um 2,36 Prozent und fiel bis auf 1,51 Euro zurück. Hier dürfte mit hereinspielen, dass das Interesse an spekulativen Aktien auf einem neuerlichen Tiefpunkt angelangt ist. Dass außerdem Analysten der Aktie zum Teil heftige Korrekturen vorhersagen, macht die Angelegenheit nicht besser. Da ergibt sich momentan kaum eine Aussicht auf eine schnelle Gegenbewegung.
Das ist auch aus charttechnischer Sicht sehr bitter, denn erst vor rund zwei Wochen kratzte die Nel ASA-Aktie schon am Ausbruch in Richtung Norden und Optimisten träumten bereits von Kursen jenseits von 1,80 Euro oder gar 2 Euro. Daraus wird so schnell aber erst einmal nichts werden. Stattdessen haben die Bullen nun alle Hände voll damit zu tun, Unterstützungslinien in südlicher Richtung zu verteidigen. Geht es weiter so rasant abwärts, könnte noch vor dem Wochenende die Linie bei 1,50 Euro fallen, was sehr wahrscheinlich weitere Verkaufssignale mit sich bringen dürfte.
BioNTech im roten Bereich
Stellvertretend für den Biotech-Sektor ließen sich bei der Aktie von BioNTech (US09075V1026) zuletzt ebenfalls herbe Verluste feststellen. Obwohl das Unternehmen selbst recht positiv in die Zukunft blickt und erst kürzlich aufsehenerregende Meldungen um die Entwicklung von Krebs-Impfstoffen machte, herrscht an der Börse die große Flaute. Der Mittwoch bewegte die Aktie um 4,5 Prozent auf 126,50 Euro herab.
Solche Kurse gab es schon seit Oktober nicht mehr zu sehen. Sollten die Bären hier weiter Druck machen, könnte die BioNTech-Aktie endgültig in einen Abwärtstrend abrutschen. Spätestens unterhalb des 52-Wochen-Tiefs bei 111,30 Euro könnte es schnell hässlich werden und nicht einmal die Dreistelligkeit wäre dann noch sicher. Da BioNTech sich auf Corona-Impfstoffe als Kurstreiber nicht länger verlassen kann, bleibt die Ausgangslage sehr herausfordernd.
Nvidia hält sich wacker
Einigermaßen stabil zeigte sich da noch Nvidia (US67066G1040), wo zeitweise sogar leichte Gewinne verzeichnet werden konnten. Per Handelsschluss stand schließlich zwar ein Minus von 0,55 Prozent auf dem Ticker. Das ist angesichts der aktuellen Marktstimmung aber fast schon als Erfolg zu verbuchen. Mehr noch mit Blick auf die aktuellen Meldungen aus dem Sektor.
Marktbeobachter rechnen damit, dass der PC-Markt im Laufe des Jahres weiter schwer Federn lassen dürfte, und das würde an den Grafikchips von Nvidia kaum spurlos vorbeigehen. Die Nachfrage ist zuletzt schon auf den tiefsten Stand seit Jahren abgerutscht und einen ähnlichen Einbruch gab es bisher noch nicht zu sehen. Vielleicht konnte Nvidia etwas davon profitieren, dass es überraschend einen Deal für die Verfügbarkeit von Xbox-Titeln beim Streaming-Service Geforce Now gegeben hat. Ehrlicherweise fällt das aber kaum weiter ins Gewicht und so bleiben die Aussichten eher düster.
Kein Grund zur Panik?
Die Zinssorgen schlagen wieder einmal voll zu und es wäre keine Überraschung, sollten jene auch noch ein paar Tage länger die Börsen beherrschen. Hoffen können Anleger da einzig darauf, dass die Märkte sich möglichst schnell wieder fangen werden. Im vergangenen Jahr gab es das des Öfteren zu sehen. Nachdem viele Branchen sich zu Jahresbeginn sichtlich erholt hatten, bleibt momentan aber auch mehr als genug Abwärtspotenzial. Da dürfte es erst einmal weiter unruhig zugehen.
23.02.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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