
Nach einem Jahr im Amt blickt Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp auf einige Erfolge und einen massiv gestiegenen Aktienkurs zurück
Bis hierhin ging für die Commerzbank alles gut
Im Oktober 2024 trat Bettina Orlopp den Posten als Chefin der Commerzbank an, und das in sehr turbulenten Zeiten. Kurz zuvor überraschte Unicredit mit einem Einstieg im großen Stil und dem Kauf von Anteilen, die der Bund an den Märkten platzierte. Damit war auch klar, dass die Italiener eine Übernahme in Gang setzen wollten. Nach ihrem ersten Jahr zieht Orlopp nun in einem Brief an die Beschäftigten Bilanz.
Das Schreiben liegt dem „Handelsblatt“ vor und zu lesen ist darin von einem intensiven und bewegten, aber auch sehr erfolgreichem Jahr. Die Übernahme von Unicredit lehnt Orlopp weiterhin ab. Rückendeckung erhält sie sowohl von der eigenen Belegschaft als auch der Bundesregierung. Bis heute ist die Commerzbank (DE000CBK1001) noch eigenständig, das Thema ist jedoch nicht vom Tisch. Unicredit hält 29 Prozent der Anteile und ist damit knapp unter der Grenze, ab der ein Übernahmeangebot zwingend vorgeschrieben wäre.
Orlopp zufolge pflege man einen „professionellen Austausch“ mit dem mittlerweile größten Einzelaktionär. Der Fokus liege aber weiterhin auf dem eigenen Unternehmen und darauf, nachhaltig Wert für alle Anteilseigner zu schaffen. Tatsächlich lautete die Strategie im Abwehrkampf nicht zuletzt darauf, den eigenen Aktienkurs möglichst in die Höhe zu treiben, um eine Übernahme so unattraktiv wie möglich zu gestalten.
Die Commerzbank-Aktie im Höhenflug
Genau das ist bisher erstaunlich gut gelungen. Die Commerzbank-Aktie ging gestern mit 32,50 Euro aus dem Handel und damit in etwa doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Erreicht werden konnte das neue Kursniveau einerseits durch Rückenwind im Sektor insgesamt, was der Commerzbank teils spektakuläre Zahlen bescherte. Darüber hinaus gibt es aber auch einige Schmankerl für die Anteilseigner, darunter ansehnliche Dividenden und Aktienrückkäufe im großen Stil.
Trotz der Erfolge trauert Orlopp etwas der Tatsache nach, dass dem Thema Unicredit im vergangenen Jahr so viel Aufmerksamkeit gewidmet werden musste. Gewünscht hätte sich die Managerin, noch mehr an der Zukunftsfähigkeit der Commerzbank arbeiten zu können. Doch der Abwehrkampf bindet viele Ressourcen und es ist wohl absehbar, dass es dabei noch eine Weile lang bleiben wird.
Abseits von Unicredit erkennt Orlopp derweil neue Chancen für die Zukunft und bringt die Ausgabenpläne der Bundesregierung ins Spiel. Das Investitionsprogramm bringe „zusätzliche Möglichkeiten“ mit sich und die Commerzbank könne als führende Bank für den Mittelstand und Finanzpartner von über zehn Millionen Menschen davon besonders profitieren. Das Schreiben an die Belegschaft endet mit dem Versprechen, dass die besten Zeiten noch ausstehend seien. Momentan nehme das Unternehmen erst Fahrt auf. Das liest sich auch aus Anlegersicht sehr angenehm und bedankt wurde sich an den Märkten am Mittwoch artig mit einem Kursgewinn von 1,3 Prozent.
Erfolgreiche Strategie
Was die Zukunft bringen mag, das lässt sich dennoch nicht mit letzter Sicherheit vorhersehen. Festhalten lässt sich rückblickend aber, dass die Commerzbank einen sehr erfolgreichen Kurs eingeschlagen hat, der die Eigenständigkeit bewahrte und den Anteilseignern beeindruckende Renditen lieferte. Steigen die Kurse weiter, wird eine vollständige Übernahme durch Unicredit unwahrscheinlicher. Denn schon jetzt wird eine Fusion als kaum noch lohnenswert angesehen. Die Marktkapitalisierung ist auf fast 40 Milliarden Euro angeschwollen.
Unicredit zeigt sich bisher jedoch sehr geduldig und in Italien scheint man nur auf die geeignete Gelegenheit zu warten. Das dürfte den Druck in der Vorstandsetage aufrechterhalten, was aber nichts Schlechtes sein muss. Kann Orlopp in ihrem zweiten Jahr an die Entwicklungen der letzten zwölf Monate anschließen, so wären die Anleger mit Sicherheit die größten Gewinner des Ganzen. Die Aussichten bleiben freundlich, doch die Übernahmeschlacht kann auch jederzeit für Überraschungen sorgen.
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02.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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