Wenigstens testweise nimmt die DHL Group den Versand von Paketlieferungen in die USA wieder auf, doch es bleiben viele Unklarheiten
Die DHL Group verbreitet Zuversicht
Vor rund zwei Wochen schränkten sowohl die DHL Group als auch fast 90 weitere Logistikunternehmen den Paketversand in die USA stark ein. Hintergrund sind neue Regelungen, die Zölle auf alle Pakete vorsehen, deren Warenwert über 100 US-Dollar liegt. Zuvor lag die Schwelle noch bei 800 Dollar. Seither transportiert DHL nur noch als Geschenk deklarierte Pakete mit einem Wert unter 100 Dollar in die Vereinigten Staaten.
Zumindest testweise nimmt die DHL Group (DE0005552004) den Paketversand in die USA nun wieder auf, wie im „Handelsblatt“ zu lesen ist. Einem Sprecher zufolge seien erste Testsendungen bereits auf dem Weg und man sei zuversichtlich, den Warenversand für Geschäftskunden zeitnah wieder anbieten zu können. Mehr Details wurden allerdings nicht genannt. Als problematisch erweist sich für die Dienstleister, dass sie Zölle selbst berechnen oder einen Dritten damit beauftragen müssen. Wie die Zölle genau erhoben werden müssen und welche Daten übertragen werden sollen, das scheint aber bis heute manchem Anbieter unklar zu sein.
Risiken will hier kaum jemand eingehen, was bei der US-Regierung wiederum für Unverständnis sorgt. Dort wird die neue Regelung offiziell mit dem Kampf gegen die illegale Einfuhr von Drogen begründet. Es gilt jedoch als offenes Geheimnis, dass man sich auch hohe Einnahmen von der Verzollung des boomenden Geschäfts mit Kleinpaketen erhoffte. Mindestens zehn Milliarden US-Dollar jährlich sollten in die klammen Staatskassen gespült werden. Die Rechnung geht allerdings nicht auf, wenn keine Pakete mehr ankommen.
Überforderung
Experten zweifeln daran, ob sich an der Ausgangslage viel ändern wird, ohne dass die Regierung die Zügel wieder etwas lockert. Auch bei DHL gehen Sendungen aktuell über eine nicht näher erläuterte Testphase nicht hinaus. Die US-Zollbehörden scheinen dezent überfordert zu sein. Sowohl die technische Umsetzung scheint Probleme zu bereiten als auch die schiere Menge an Paketen. Vor der Neuregelung kamen noch schätzungsweise 1,3 Milliarden von Paketen mit einem Wert unter 800 Dollar ins Land. Das sind etwa vier Millionen täglich.
Die Postdienstleister aus dem Ausland weigern sich schlicht, den damit verbundenen Papierkram auf sich zu nehmen. Zumal sich die Frage stellt, ob dafür überhaupt noch die entsprechende Nachfrage vorhanden ist. Denn die brachialen Zölle, für eine Übergangszeit von sechs Monaten können diese pauschal zwischen 80 und 200 Dollar angesetzt werden, setzten ein großes Fragezeichen über manches Geschäftsmodell. Das betrifft auch viele kleine Unternehmen innerhalb der USA, die sich auf eine Zustellung von Waren aus dem Ausland spezialisiert hatten.
Das Handelsblatt zitiert dazu konkret einen britischen Textilhändler, der nicht daran glaubt, dass die Menschen eine zusätzliche Gebühr von 50 Prozent bei ihren Bestellungen zu zahlen bereit sind. Einbrüche werden auch bei Handelsplattformen wie eBay erwartet und bei Amazon könnte das Angebot für US-Kunden immer eingeschränkter ausfallen. Mit anderen Worten hat die US-Regierung bei ihrer Rechnung etliche Eventualitäten munter missachtet und läuft nun Gefahr, dem eigenen Land und lokalen Unternehmen am meisten zu schaden.
DHL Group: Verschmerzbar
Die DHL Group kann das Ganze letzten Endes verkraften. Der eingeschränkte Paketversand in die USA hilft zwar nicht eben dabei, die Umsätze in die Höhe schießen zu lassen. Anderswo geht aber alles seinen gewohnten Gang und die Anleger ließen sich bisher auch nicht weiter beeindrucken. An der Börse setzte sich zuletzt der Seitwärtstrend fort, wenn auch mit leicht negativer Tendenz.
Es dürfte noch eine Weile dauern, bis beim Paketversand in die USA wieder alles in geordneten Bahnen verläuft. Doch sollte die US-Regierung nicht noch einlenken und ihre rigorosen Vorgaben überdenken, so wird das Ganze kaum zum vorherigen Volumen zurückkehren und der Boom im Segment dürfte als beendet angesehen werden. Beobachter erwarten in einem solchen Fall etliche Insolvenzen. Die werden die DHL Group nicht treffen, aber potenziell Hunderte kleine Unternehmen in den USA.
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11.09.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler

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