Kohle-Future signalisiert längerfristige Turbulenzen - Vale und BHP Billiton mit Rückenwind
Kohlefuture mit nachhaltigen Verspannungen
Die Sanktionen des Westens gegen russische Kohle hat bedeutenden Einfluß auf den weltweiten Kohlemarkt. Ein Blick auf die langfristige Entwicklung zeigt jedoch, dass das entscheidende charttechnische Signal für Turbulenzen bereits vor der russischen Invasion in der Ukraine im Juli 2021 gegeben wurde. Ein Blick auf die Laufzeitenstruktur des Kohle-Futures deutet auf hohe Spannungen bis 2027 bei der Versorgung mit Kohle hin. Zu den Profiteuren der hohen Kohle-Preise gehören unter anderem Vale und BHP Billiton.
Die Spannungen am weltweiten Kohlemarkt zeigen wenig Anzeichen dafür, sich aufzulösen. Dies zeigt ein Blick auf die langfristige Entwicklung des ICE Newcastle Coal Future an der Intercontinental Exchange in nachfolgender Grafik.
Newcastle Coal ist Kraftwerkskohle, die aus dem Hafen von Newcastle in New South Wales in Australien exportiert wird (Lieferung FOB). Sie ist die Preisbenchmark für seewärtige Kraftwerkskohle in der asiatisch-pazifischen Region. Newcastle-Kohle-Futures werden an der ICE Europe gehandelt. Die Kontraktgröße beträgt 1.000 Tonnen und wird in US-Dollar und Cents pro Tonne angegeben.
Newcastle Coal Futures auf TradingView
Aus charttechnischer Perspektive hat Kohle ein enormes Aufwärtspotenzial freigesetzt, als es im Juli 2021 und damit deutlich vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine nach einer 10 ½-jährigen Seitwärtsbewegung nach oben ausbrach. Die lange Dauer der Bodenbildung läßt erahnen, welches Aufwärtspotenzial sich mit dem Ausbruch realisiert hat. Wie der Monatscandle-Chart zeigt, bestätigten nicht nur der Ausbruch selbst, sondern auch das Konsolidierungstief oberhalb des Ausbruchsniveaus nach der ersten Kursverdopplung im November 2021 die hohe Relevanz des Ausbruchs.
Auch deshalb lohnt sich ein Blick auf die Laufzeitenstruktur des Kohle-Future-Kontraktes. Diese zeigt, dass der nächstfällige Kontrakt für August 2022 bei 398,65 Dollar liegt. Jener für September liegt bei 401 Dollar, der für Dezember bei 370 Dollar und jener mit Fälligkeit im März 2023 bei 339 Dollar. Damit wird klar, dass sich der Newcastle-Kohle-Future-Kontrakt in Backwardation befindet, die nur vom September 2022 – Kontrakt durchbrochen wird.
Neben der Backwardation ist allerdings auch ein Blick auf die längeren Kontrakte interessant. So liegt der Future-Kontrakt mit Fälligkeit im August 2023 aktuell bei 307,10 Dollar, der für August 2024 bei 261,15 Dollar, der für August 2025 bei 237,75 Dollar und der für August 2027 bei 242,55 Dollar.
Der am längsten laufende August-Kontrakt durchbricht damit ebenfalls die Backwardation-Kurve.
Wichtiger noch als das ist jedoch, dass die gesamte 5-jährige Laufzeitenkurve Future-Preise aufweist, welche deutlich über dem Ausbruchsniveau des nächstfälligen Kontraktes liegen!
Daraus läßt sich der vorläufige Schluss ziehen, dass die Kapitalmärkte mit einer anhaltend hohen Anspannung bei der weltweiten Kohleversorgung rechnen.
In unserem Beitrag ,,Indonesien will die Sanktionslücke Russlands bei Kohle füllen‘‘ hatten wir bereits auf die herausgehobene Rolle Indonesiens auf die weltweite Kohleversorgung hingewiesen.
Dass der Kohle-Future trotz Indonesien und inklusive allfälliger Konjunktursorgen in China und den USA so hoch bleibt, läßt die Vermutung zu, dass die politischen Entscheidungen, die zu der Sanktionierung russischer Kohle führten, die Wachstumsbedingungen der Weltwirtschaft wesentlich stärker belasten, als dies aktuell im nächstfälligen Kohle-Kontrakt sichtbar wird.
Zu den Profiteuren anhaltend hoher Kohlepreise gehören unter anderem Vale (BRVALEACNOR0) und BHP Billiton (GB00BH0P3Z91).
Und was ist das Fazit?
Der weiterhin historisch sehr hohe Kohle-Future-Preis in Kombination mit einer längerfristigen Backwardation in der Terminkurve des Kohlefutures weisen auf sehr hohe Risiken bei der weltweiten Kohleversorgung hin. Insbesondere der Umstand, dass die Marktteilnehmer bereit sind, alle Future-Kontrakte bis Ende 2027 oberhalb des Ausbruchsniveaus vom Juli 2021 zu halten, zeigt das außergewöhnliche Risiko im Kohlemarkt!
11.08.2022 - Arndt Kümpel
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