Die Deutsche Bank als strahlender Sieger, BYD in unruhigen Gewässern, bei Plug Power hellt sich die Stimmung auf und Nel rutscht immer weiter in Richtung Kurskeller
Es hätte schlimmer kommen können
Zumindest etwas konnten die Börsen sich gestern erholen, nachdem die EZB die bisher höchste Zinserhöhung in ihrer Geschichte bekanntgab. Wie bereits im Vorfeld erwartet, wurde der Leitzins um 0,75 Prozent angehoben. Die Gewissheit darüber beendet viele Spekulationen und sorgt für etwas mehr Ruhe an den Märkten.
Mancher Einzeltitle reagierte besonders stark auf diese Entscheidung, und dazu zählt die Aktie der Deutschen Bank (DE0005140008). Mit einem Plus von 5,55 Prozent präsentierte jene sich als strahlender Sieger im Dax; der Kurs kletterte bis auf 8,65 Euro. Das ist ein erfreulicher Anblick, doch wer die Aktie in letzter Zeit verfolgt hat, weiß auch um die hohe Volatilität zurzeit. Die Gewinne können sich also schnell wieder in Luft auflösen.
Abhängen wird das vor allem von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung. Diesbezüglich gab es positive Signale aus den USA, wo die Arbeitsmarktdaten mal wieder kein Stück weit auf eine Rezession schließen lassen. Das gibt auch der Fed viel Spielraum beim nächsten Zinsschritt und steigende Zinsen werden für die Banken gemeinhin als etwas sehr Positives angesehen. Solange die Konjunktur nicht einbricht, sieht es für die Deutsche Bank also gar nicht schlecht aus.
Zu viel des Guten bei BYD?
Gut sieht es derzeit an und für sich auch für BYD (CNE100000296) aus. Der chinesische Autobauer konnte seine Auslieferungszahlen in den vergangenen Monaten kontinuierlich steigern und allen Krisen zum Trotz ansehnliche Gewinne vorweisen. Noch dazu steht der Start in Europa bevor, was noch mehr Wachstumspotenzial mit sich bringt.
Es scheinen sich aber auch kritische Stimmen zu mehren. „The Motley Fool“ etwa veröffentlichte kürzlich einen Artikel, in welchem eine mögliche Überbewertung der BYD-Aktie impliziert wird. Stark vereinfacht ausgedrückt ist dort die Rede davon, dass bereits zu viel Wachstum in den Kurs eingepreist sei und eine Korrektur demnach unumgänglich wäre. Ob solche Überlegungen mit dafür verantwortlich waren, dass die Kurse gestern wieder um 3,9 Prozent nachließen oder ob dafür nicht doch eher wieder Munkeleien über die Anlagestrategie von Warren Buffet verantwortlich waren, lässt sich nicht abschließend klären.
Plug Power erholt sich kräftig
Sehr zugute kam die bessere Stimmung am Donnerstag der Aktie von Plug Power (US72919P2020), welche sich um satte 6,14 Prozent in die Höhe schwang. Damit konnten zwar noch nicht alle Verluste seit Ende August ausgeglichen werden, doch es ging immerhin wieder bis auf 28,42 Euro hoch und damit auch wieder in die Nähe der wichtigen Linie von 30 Euro.
In Sachen Wasserstoff scheinen die Börsianer derzeit US-Titel klar zu bevorzugen, was zweifellos mit dem Inflation Reduction Act von US-Präsident Joe Biden im Zusammenhang steht. Jener sieht über die nächsten zehn Jahre Milliardeninvestitionen in der Branche vor und nicht ohne Grund gehen viele Aktionäre fest davon aus, dass Plug Power davon profitieren wird. Während sich hier mehr und mehr positive Vorzeichen sammeln, geht es bei manchem europäischen Konkurrenten steil in die Tiefe.
Nel ASA findet keinen Halt
Beispielhaft dafür steht der ehemalige Geheimtipp Nel ASA (NO0010081235). Hier hatten die Anteilseigner trotz der dezent besseren Laune an den Märkten gestern wieder einmal nichts zu lachen. Um 1,78 Prozent gaben die Kurse nach und landeten per Handelsschluss bei nur noch 1,35 Euro. Wie es die Charttechnik bereits vermuten ließ, scheint der Titel sich gerade immer mehr in Richtung 1,20 Euro zu entwickeln.
Können die Bullen auch dort nicht für eine Bodenbildung sorgen, droht ein Sturz in Richtung 52-Wochen-Tief bei 1,05 Euro. Sonderlich viele Anzeichen für eine Gegenbewegung gibt es aktuell nicht. Zur Bekämpfung der drohenden Energiekrise wird in Europa vor allem um Kohle- und Atomkraftwerke diskutiert. Förderungen für Wasserstoff gibt es zwar. Die bewegen sich aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau als jenseits des Atlantiks und das scheint bei vielen Anlegern offenbar zu immer mehr Enttäuschung zu sorgen.
Alle Augen auf die Fed
Die EZB hat vorgelegt und zumindest für keinen großen Schock an den Märkten gesorgt. Jetzt blicken die Börsianer wieder sorgenvoll in Richtung Fed. Die lässt bezüglich ihres nächsten Zinsschrittes bisher nicht in die Karten blicken. Klar machte die Notenbank lediglich, dass sie zur Bekämpfung der Inflation jegliches Mittel verwenden werde. Was auch immer als nächste beschlossen werden mag, eine Reaktion der Börsen ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
09.09.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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