
Edelmetall Marktbericht vom 18.06.2025: Silber entkoppelt sich zunehmend vom Goldpreis - Platin konsolidiert auf hohem Niveau und Palladium macht Boden gut
Die Loslösung Silbers vom Goldpreis rückt auch Platin und Palladium stärker ins Rampenlicht
Die Edelmetalle haben sich in dieser Woche bislang etwas uneinheitlich entwickelt: Gold notiert bei 3.396 US-Dollar und verzeichnet ein Minus von 1,1 %. Silber hingegen steigt um 2,7 % auf 37,26 US-Dollar, Platin legt um 3,4 % zu und Palladium gewinnt 2,1 %. Besonders auffällig ist die starke Divergenz zwischen Gold und Silber – eine Entwicklung, die so seit langer Zeit nicht mehr beobachtet wurde. Diese Dynamik lenkt die Aufmerksamkeit verstärkt auf die individuellen Antriebskräfte der einzelnen Metalle.
Silber (TVC:SILVER) hat in den vergangenen Tagen eine bemerkenswerte Eigenständigkeit im Preisverlauf bewiesen. Während Gold (TVC:GOLD) seitwärts tendiert oder gar schwächelt, bewegt sich der Silberpreis auf neue Mehrjahreshochs. Analysten sprechen von der stärksten Entkopplung der beiden Edelmetalle seit Ende der 1990er-Jahre. Diese gegenläufige Bewegung ist nicht nur ein temporärer Effekt, sondern dauert bereits über mehrere Handelstage an – ein außergewöhnliches Signal für Marktbeobachter. Die Ursache dieser Entwicklung liegt vor allem in der industriellen Nutzung von Silber, das in der Photovoltaik, Elektronik und Medizintechnik eine weitaus größere Rolle spielt als Gold.
Silber wird zunehmend als hybrides Asset wahrgenommen
Hinzu kommt ein starker Aufwärtstrend bei Industriemetallen wie Kupfer und Aluminium, der auch Silber indirekt stützt. Die Marktteilnehmer sehen Silber zunehmend als hybrides Asset – es dient sowohl als Rohstoff für industrielle Zwecke als auch als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten. Diese doppelte Funktion verschafft Silber in der aktuellen Gemengelage einen besonderen Status. Zudem scheinen taktische Umschichtungen am Markt eine Rolle zu spielen, etwa durch sogenannte Ratio-Trades, bei denen Anleger gezielt auf das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis setzen. All das treibt den Silberpreis weiter nach oben.
Gold unter Druck: Sentiment kippt trotz geopolitischer Unterstützung
Gold bleibt zwar ein gefragtes Edelmetall, vor allem in Zeiten geopolitischer Spannungen, doch die Preisentwicklung zeigt erste Anzeichen von Schwäche. Trotz bullisher Grundstimmung – insbesondere wegen der anhaltenden Krisen im Nahen Osten – konnte sich der Preis zuletzt nicht über der Marke von 3.400 US-Dollar etablieren. Die zurückgehende Investmentnachfrage sowie positive Wirtschaftssignale aus den USA bremsen den Aufwärtsdrang. Insbesondere institutionelle Investoren scheinen sich vorübergehend neu zu positionieren, was den Goldpreis belastet.
Ein entscheidender Einflussfaktor ist die geldpolitische Perspektive in den Vereinigten Staaten. Citigroup etwa rechnet mit einem Rückgang es Goldpreises unter die Marke von 3.000 US-Dollar je Unze in den kommenden Quartalen. Die Analysten verweisen auf eine Kombination aus bevorstehenden Zinssenkungen, sich aufhellenden Konjunkturaussichten und einer generell nachlassenden Nachfrage nach Absicherung. Damit stellt sich Citi deutlich gegen Häuser wie Goldman Sachs oder Bank of America, die weiterhin mit steigenden Preisen rechnen. Die Divergenz in den Prognosen macht deutlich, wie fragil das aktuelle Gleichgewicht am Goldmarkt ist – und wie stark makroökonomische Trends das Geschehen dominieren.
Platin: Schmuckmarkt als neuer Hoffnungsträger
Platin (TVC:PLATINUM) hat sich zuletzt ebenfalls stark entwickelt – nicht nur preislich, sondern auch in Bezug auf seine zukünftige Positionierung. Auf dem Platinum Jewellery Business Review 2025 in London wurde deutlich, dass Platinschmuck wieder an Attraktivität gewinnt. Der zunehmende Preisabstand zu Gold macht Platin für Juweliere und Konsumenten attraktiver, insbesondere als Ersatz für Weißgold. Tim Schlick, CEO von Platinum Guild International, hob hervor, dass Platin durch seine dauerhaft weiße Farbe und seine hohe Reinheit ein unverwechselbares ästhetisches Profil bietet. Zudem arbeiten Branchenvertreter an neuen Marketingstrategien, um die Nachfrage gezielt zu stimulieren. Die Chancen auf langfristiges Wachstum im Bereich Platinschmuck sind damit so hoch wie seit Jahren nicht mehr.
Palladium: Potenzial für Aufholjagd?
Während Gold, Silber und Platin bereits neue Höhen erklimmen, hinkt Palladium (TVC:PALLADIUM) noch etwas hinterher. Dennoch mehren sich die Zeichen für eine mögliche Trendumkehr. Der Preis scheint sich jüngst aus seiner Seitwärtsbewegung gelöst zu haben, was unter Marktteilnehmern Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung weckt. Sollte sich dieser Befreiungsschlag bestätigen, wäre ein Anstieg in Richtung der 1.200- bis 1.250-US-Dollar-Marke durchaus realistisch. Palladium bleibt ein spekulatives, aber interessantes Edelmetall, insbesondere im Hinblick auf seine industrielle Verwendung in der Automobilindustrie.
Technische Analyse Gold: Bullen mit klarer Oberhand
Der Goldpreis liegt im laufenden Monat mit einem Plus von 3,2 % im positiven Terrain. Der zentrale Widerstandsbereich liegt aktuell bei rund 3.500 US-Dollar und dient als kurzfristiger Anziehungspunkt. Auf der Unterseite bietet die Zone um 2.833 US-Dollar eine stabile mittelfristige Unterstützung. Der 200-Tage-Durchschnitt zeigt nach oben und der Kurs liegt darüber – ein klares Zeichen für einen intakten Aufwärtstrend. Die Bullen behalten derzeit das Kommando.
Technische Analyse Silber: Dynamischer Anstieg auf Mehrjahreshoch
Silber glänzt im Juni mit einem kräftigen Monatsplus von 13,0 %. Der mittelfristige Widerstand liegt bei 37,27 US-Dollar, ein Niveau, das derzeit als Orientierung für mögliche Anschlusskäufe dient. Auf der Unterseite bildet der Bereich um 28,29 US-Dollar eine tragfähige Unterstützung. Der steigende 200-Tage-Durchschnitt unterstreicht die bullishe Struktur. Da der Kurs klar oberhalb dieser Marke notiert, dominieren auch hier die Käufer.
Technische Analyse Platin: Stärkster Trend unter den Edelmetallen
Platin präsentiert sich mit einem beachtlichen Monatsgewinn von 20,3 % als stärkster Performer unter den vier großen Edelmetallen. Die technische Ausgangslage ist überzeugend: Der Widerstand bei 1.306 US-Dollar rückt in greifbare Nähe, während der Unterstützungsbereich bei 891 US-Dollar solide abgesichert scheint. Der Kurs liegt oberhalb des steigenden 200-Tage-Durchschnitts – eine Konstellation, die weiteres Aufwärtspotenzial signalisiert. Die Bullen sind hier ganz klar in Führung.
Technische Analyse Palladium: Zaghafte Erholung mit Potenzial
Palladium verzeichnet im Juni ein respektables Plus von 8,4 % – ein Zeichen für eine mögliche Trendwende. Der mittelfristige Widerstand bei 1.085 US-Dollar rückt nun in den Fokus. Auf der Unterseite dient der Bereich um 882 US-Dollar als zuverlässige Unterstützung. Der steigende 200-Tage-Durchschnitt sowie ein Kurs oberhalb dieser Linie deuten auf eine konstruktive technische Basis hin. Auch hier gilt: Die Bullen haben das Zepter übernommen.
Ausblick:
Die kommenden Wochen versprechen Spannung auf den Edelmetallmärkten. Silber bleibt das Überraschungsmetall, Gold steht im Fokus makroökonomischer Trends, Platin überzeugt durch neue Nachfrageimpulse und Palladium zeigt Erholungstendenzen. Volatilität dürfte ein ständiger Begleiter bleiben.
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18.06.2025 - Andreas Opitz
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