
ThyssenKrupp verabschiedet sich von Daniel Kretinsky, Jindal Steel tritt in den Vordergrund, ArcelorMittal profitiert ebenfalls von Übernahmegerüchten und Salzgitter hofft auf Zölle
Es geht hoch her im Stahlsegment und die Kurse trieb es teils rasant in die Höhe
Stahlkonzerne werden von Anlegern schon seit einer Weile eher stiefmütterlich behandelt. Insbesondere in Europa steckt die Branche in einer veritablen Krise, die noch immer nicht recht durchgestanden ist. In dieser Woche allerdings lassen sich neue Perspektiven erkennen und der heutige Feiertag lädt hier und dort tatsächlich zum Feiern ein.
Im Fokus steht seit gestern klar ThyssenKrupp (DE0007500001), nachdem sich der tschechische Investor Daniel Kretinsky von einem bisherigen Vorhaben für die Schaffung eines Joint Ventures bei der Stahlsparte verabschiedet hat. 20 Prozent an ThyssenKrupp Steel Europe (TKSE) hielt Kretinsky bereits, eigentlich sollten es noch 50 Prozent werden. Nun gibt er seine Anteile jedoch zurück und wird dafür von ThyssenKrupp ausgezahlt.
Der Deal lag zuletzt auf Eis und es gab kaum noch nennenswerte Neuigkeiten zu hören. Insidern zufolge gab es wohl vor allem offene Fragen um finanzielle Details, darunter die Pensionsverpflichtungen, die ein Käufer zusammen mit TKSE übernehmen müsste. Ein vollständiges Konzept sollte laut „Handelsblatt“ bereits 2024 vorliegen, wurde zuletzt aber auf „frühestens“ Anfang 2026 verschoben.
Jindal Steel ist am Zug
Der Rückzug von Kretinsky ist allerdings nicht (nur) auf derartige Details zurückzuführen. Zumindest offiziell begründeten sowohl ThyssenKrupp als auch Kretinsky das Ganze damit, dass zunächst eine vollständige Konzentration auf Verhandlungen mit der indischen Jindal Steel (INE749A01030) stattfinden solle. Bor Kurzem meldete der Konzern (mal wieder) Interesse an TKSE an. Details über einen möglichen Deal sind noch offen. Allerdings würde es zum Expansionskurs der jüngeren Vergangenheit passen, bei dem Europa eine wichtige Rolle spielt.
Produktionserhöhungen trieben den Aktienkurs von Jindal Steel bereits in den letzten Monaten in die Höhe. Am Freitag ging es bis zum Nachmittag um weitere 1,7 Prozent auf 1.083,40 Rupien (ca. 10,40 Euro) aufwärts. Auf 6-Monats-Sicht verbesserte das Papier sich um etwa 20 Prozent. Die Aktie von ThyssenKrupp ließ am Donnerstag zunächst nach, kämpfte sich tags darauf aber wieder zurück. Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels waren Aufschläge von 3,1 Prozent zu bewundern, was den Kurs auf sehr respektable 12,20 Euro beförderte.
Übernahmegerüchte auch bei ArcelorMittal
Überlegungen um den Verkauf von Unternehmensteilen heizten in dieser Woche auch Aktie von ArcelorMittal (LU1598757687) ein, welche am Mittwoch zeitweise um über sieben Prozent anziehen konnte. Ausgelöst wurde der kleine Sprung durch einen Bericht über den Verkauf der südafrikanischen Aktivitäten an die Industrial Development Corporation. Viele Details dazu sind noch nicht bekannt, spekuliert wird aber darüber, dass umgerechnet rund 490 Millionen Euro für einen solchen Deal fließen könnten.
Auch am heutigen Freitag bleiben die Bullen am Ball und gönnten der ArcelorMittal-Aktie im frühen Handel weitere Aufschläge von 1,6 Prozent. Das reicht aus, um oberhalb der bisherigen Bestmarken neue Jahreshöchststände auf die Beine zu stellen. Als diese Zeilen gerade entstanden, reichte es für 32,86 Euro. Im 6-Monats-Vergleich ist ein Plus von 32 Prozent zu verbuchen. Es scheint, als würde beim Stahl wieder die Zuversicht an den Märkten zurückkehren.
Wird bald alles besser für Salzgitter?
Das lässt sich auch bei der Aktie von Salzgitter (DE0006202005) beobachten, die am Freitag mit einem Plus von acht Prozent in den Handel startete und ebenfalls ein neues 52-Wochen-Hoch auf die Beine stellen konnte. Für gute Stimmung sorgen in diesem Fall Berichte über neue Regulierungen seitens der EU. Offenbar befinden sich Zölle für Stahl und Aluminium aus China in Vorbereitung, die bei bis zu 50 Prozent liegen könnten.
Die Hoffnung von Salzgitter und den Anlegern ist, dass sich dadurch der Anteil an billigem chinesischen Stahl in Europa reduzieren ließe und so die Absatzmengen von hiesigen Anbietern wieder zulegen könnten. Ob und wann das Ganze auch tatsächlich in die Tat umgesetzt wird, bleibt für den Moment allerdings noch offen.
Frühlingsgefühle
Bekanntlich soll der Tag nicht vor dem Abend gelobt werden. Doch sollten sich nur einige der neuen Hoffnungen im Stahlsegment bewahrheiten, so könnte die Branche in Europa tatsächlich vor einer echten Trendwende stehen. Das wollen viele Anleger sich freilich nicht entgehen lassen, denn nach einem jahrelangen Abwärtstrend gibt es in der Theorie viel Luft nach oben. Versprechen lässt sich freilich nichts, doch wer im Falle eines bevorstehenden Comeback die höchstmögliche Rendite einfahren möchte, der muss eben auch ein Stück weit ins Risiko gehen.
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03.10.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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