BioNTech mit Luxusproblemen, Plug Power wird von Analysten umgarnt, Tesla nimmt Rivian aufs Korn und die Lufthansa stürzt weiter ab
Eine interessante Woche geht zu Ende
Diese Woche stand mal wieder voll und ganz im Zeichen von Corona, vor allem in Deutschland. Einst galt man hier als Vorzeigemodell für einen erfolgreichen Umgang mit der Pandemie, mittlerweile machen sich ausländische Medien über die hohe Quote an Impfgegnern schon fast lustig. Explodierende Infektionszahlen führen zu großen Sorgen.
Profitieren kann davon allerdings BioNTech (US09075V1026), wo der Aktienkurs zuletzt wieder mit hohem Tempo in Richtung Norden wanderte. Nachdem die Stiko jüngst hochoffiziell eine Empfehlung für Booster-Impfungen für alle ab 18 Jahren aussprach, dürfte die Nachfrage noch einmal einen neuen Schub erfahren. Das Vakzin von BioNTech ist dabei besonders gefragt.
Tatsächlich bestellen hiesige Hausärzte derart gerne BioNTech, das Gesundheitsminister Spahn die Auslieferungsmengen jetzt schon begrenzen will. Mit diesem Schritt soll dafür gesorgt werden, dass eingelagerte Moderna-Impfdosen nicht einfach verfallen. Wenn schon derartige Schritte notwendig sind, zeigt das überdeutlich, wie gut Comirnaty hierzulande angenommen wird. Das ist für BioNTech eine extrem gute Nachricht, da die Mainzer ihren Impfstoff in Deutschland auf eigene Faust vertreiben und so die Einnahmen nicht mit dem US-Partner Pfizer teilen müssen.
Zündet Plug Power jetzt den Turbo?
Auch bei Plug Power (US72919P2020) konnten die Kurse in den letzten Tagen sich mehr als sehen lassen. Allein am Freitag ging es um schwindelerregende 8,3 Prozent in die Höhe und zum Wochenende kratzt das Papier bereits an der 40-Euro-Linie, wenngleich diese letztlich nicht überschritten werden konnte. Dennoch könnte die Aktie aktuell ihren Aufwärtstrend kaum deutlicher bestätigen.
Als Grund für die hervorragende Stimmung sehen Beobachter vor allem eine neuerliche Studie der US-Bank Morgan Stanley. Dort kommt Plug Power mehr als gut weg und neben einer Kaufempfehlung gab es eine enorme Erhöhung des Kursziels zu sehen. Das lautet nun auf 65 USD, was umgerechnet rund 57,60 Euro entspricht und in direkter Nähe zum Allzeit-Hoch aus dem Februar liegt. Es wird damit ein Aufwärtspotenzial von fast 50 Prozent attestiert, und dass die Anleger darauf mit großer Freude reagieren, ist nur nachvollziehbar. Bleibt abzuwarten, ob die gute Laune auch mit in die nächste Woche genommen werden kann.
Tesla macht ernst
Derweil befasst Tesla (US88160R1014) sich mit dem jüngst an der Börse durchgestarteten Konkurrenten Rivian, und zwar vor Gericht. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, reichte der E-Autobauer unter Elon Musk Klage aufgrund einiger ehemaliger Mitarbeiter ein, die mittlerweile zum Konkurrenten gewechselt sind. Der Vorwurf lautet dabei, dass diese angewiesen worden seien, Geschäftsgeheimnisse mitgehen zu lassen.
Der Streit zwischen den beiden Konzernen dauert schon etwas länger an, während Vertreter der Unternehmen sich in der Öffentlichkeit stets sportlich und freundlich geben. Ein Ende ist bisher nicht in Sicht. Rivian selbst ist sich keiner Schuld bewusst und weist alle Vorwürfe von sich. Es ist aber in jedem Fall abzusehen, dass die Reibereien nach dem erfolgreichen Börsengang noch heftiger ausfallen dürften.
Die Sorgen werden immer größer
Einer der großen Verlierer am Freitag war mal wieder die Lufthansa (DE0008232125). Die musste erneut rote Vorzeichen wegstecken und fiel um 2,2 Prozent auf 6,05 Euro zurück. Zeitweise waren sogar schon Kurse unterhalb von 6 Euro zu beobachten. Über die gesamte Woche mussten die Anleger bereits Abschläge in Höhe von 9,2 Prozent verkraften.
Dabei gab es nicht einmal unbedingt schlechte Nachrichten zu hören. Was dem Papier allerdings zweifellos schwer zusetzt, sind die rasant steigenden Infektionszahlen. Die mögen BioNTech weiterhelfen, bei den Anlegern der Lufthansa werden aber böse Erinnerungen wach. Flächendeckende Lockdowns will die Politik zwar tunlichst vermeiden, Gesundheitsminister Spahn sagte aber bereits sinngemäß, dass sich mittlerweile nichts mehr ausschließen lasse. Das schürt Ängste, dass bei der Lufthansa die Flugzeuge in Deutschland bald wieder auf dem Boden bleiben könnten und eben das ist wohl der Hauptgrund für die schwache Performance. Es lässt sich nur hoffen, dass die Airline halbwegs gut durch die vierte Welle kommen wird.
Im Zeichen von Corona
Ohne Frage hat das Coronavirus Deutschland mal wieder fest im Griff. Es füllt die Schlagzeilen und bietet den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten derzeit auch wieder allerlei Futter für diverse Sondersendungen. Die Börsen können mit dem Thema mittlerweile deutlich besser umgehen als noch vor einem oder anderthalb Jahren. Spurlos gehen die Entwicklung an den Märkten aber ebenfalls nicht vorbei. Wer mit den daraus resultierenden Unsicherheiten so seine Probleme hat, sieht sich dieser Tage wohl bevorzugt nach ausländischen Aktien um. Allerdings ist es auch nicht so, als würden Tesla, Plug Power und Co. nicht mit ganz eigenen Problemen und Unwägbarkeiten zu kämpfen haben.
20.11.2021 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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