Leerverkäufer nehmen HelloFresh ins Visier und unterstellen CEO Dominik Richter, sich persönlich auf Kosten der Aktionäre zu bereichern
HelloFresh streitet alle Anschuldigungen ab, doch der Aktienkurs fällt dennoch stark
Der Kochboxenversendet HelloFresh konnte während der Corona-Pandemie noch munter Rekorde schreiben, steht seither aber zunehmend unter Druck. Schon seit einer Weile ist die Aktie des Unternehmens im Visier der Leerverkäufer, die aktiv auf fallende Kurse setzen und von solchen direkt profitieren können. Einer davon hört auf den Namen Grizzly Research und erhebt nun schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen selbst sowie CEO Dominik Richter.
In einem Report ist die Rede davon, dass Richter von seiner privaten Firma DSR Ventures gehaltene Anteile an HelloFresh (DE000A161408) als Sicherheit für Bankkredite verpfändet habe, um damit Immobiliengeschäfte zu finanzieren. Das ist per se nicht verboten. Aus Anlegersicht wäre ein solches Vorgehen aber dennoch etwas problematisch. Sollten die Anschuldigungen zutreffen, was sich aktuell nicht überprüfen lässt, so würde Richter HelloFresh-Anteile zu Geld machen, ohne dies den Aktionären klar deutlich zu machen, so wie es bei einem Verkauf von Anteilen der Fall wäre.
Ebenfalls bedenklich bei einem solchen Vorgehen wäre, dass die Banken im Falle sinkender Kurse Anschlussfinanzierungen einfordern könnten. Können solche nicht bedient werden, so ließen sich auch Zwangsverkäufe kaum ausschließen, was den Aktienkurs von HelloFresh weiter unter Druck setzen würde. Angesichts der Tatsache, dass der Kurs sich seit Jahresbeginn in etwa halbiert hat, ist das kein unvorstellbares Szenario. Allerdings widerspricht HelloFresh der Darstellung von Grizzly Research entschieden.
HelloFresh ist sich keiner Schuld bewusst
Gegenüber dem „Handelsblatt“ ließ HelloFresh mitteilen, den Aussagen im Report sowie der zugrundeliegenden Interpretation der Leeverkäufer deutlich zu widersprechen. Dem Unternehmen seien Transparenz und verantwortungsbewusstes Handeln sehr wichtig. Die Handlungen von Aufsichtsrat und Vorstand stünden weiterhin vollständig im Einklang mit den Interessen der Aktionäre, wie eine Sprecherin des Unternehmens mitteilen ließ. Die konkreten Aussagen in dem Report sollen nun genau überprüft werden.
Wenig zu rütteln ist an der Kritik, dass HelloFresh auf geschäftlicher Ebene zu kämpfen hat. Im dritten Quartal gingen die Umsätze um 13,8 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro zurück. Das Geschäft mit Kochboxen scheint seine besten Tage hinter sich zu haben und mit Fertiggerichten konnten bisher nicht die erhofften Erfolge eingefahren werden. Das ist auch den Aktionären bewusst, welche die Anschuldigungen wohl auch deshalb sehr ernst nehmen.
Die Aktie von HelloFresh stürzte am Donnerstagmorgen um fast 15 Prozent in Richtung Süden, ehe sie sich im weiteren Verlauf wieder etwas fangen konnte. Aus dem Handel ging es mit 5,96 Euro und damit noch immer 5,4 Prozent tiefer als tags zuvor. Auf Schlusskursbasis entspricht das dann auch einem frischen 52-Wochen-Tief. Unabhängig davon, ob die Leerverkäufer mit ihren Anschuldigungen recht haben mögen oder nicht, lässt sich eine enorme Anspannung unter den Anteilseignern feststellen.
Mit Vorsicht zu genießen
Grundsätzlich sind Vorwürfe und Aussagen von Leerverkäufern stets mit einer gewissen Portion Skepsis zu genießen. Schließlich besteht ein ureigenes Interesse an fallenden Kursen, sodass zuweilen auch vollkommen legale Handlungen schon mal etwas eigenwillig interpretiert werden, um für schlechte Stimmung zu sorgen. Gleichwohl haben Leerverkäufer in der Vergangenheit auch schon manche tatsächlichen Missstände aufgedeckt. Das bekannteste Beispiel dürfte Fraser Perring sein, der im Jahr 2016 erstmals Bilanztricks und Betrügereien bei Wirecard aufdeckte.
Im Zweifel ist bekanntlich für den Angeklagten zu entscheiden und so besteht momentan erst einmal kein Grund, um HelloFresh schon mit Sicherheit ein Fehlverhalten zu unterstellen. Allerdings gibt es auch ganz abgesehen davon viele gute Gründe, um bei der Aktie auf Abstand zu bleiben. Anleger betrachten die Angelegenheit daher so oder so bevorzugt von der Seitenlinie aus. Sollte der Verdacht sich noch erhärten, wäre dies dann auch sehr viel besser zu verkraften.
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07.11.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler

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