
Netflix knickt nach neuen Zolldrohungen ein, Paramount Global folgt dem Beispiel, Warner Bros. Discovery ergeht es nicht besser und nur Disney kann Tagesverluste annähernd ausgleichen
Donald Trump kann es einfach nicht lassen
Der DAX bastelte gestern noch munter weiter an seiner Erfolgsserie, was auch daran lag, dass die Märkte gerade auf Entspannung beim Thema Zölle hoffen. Doch am Sonntag sorgte US-Präsident Donald Trump mal wieder aus dem Nichts für neues Unbehagen, zumindest in der Entertainment-Industrie. Der US-Präsident kündigte an, Zölle in Höhe von 100 Prozent auf Filme zu erheben, die nicht aus den USA stammen.
Wie genau dies durchgesetzt werden soll, ob es bei geistigem Eigentum im digitalen Zeitalter überhaupt irgendwie möglich ist, darauf ging Trump nicht weiter ein. Ausgelöst hat er mit seinem per „Truth Social“ verbreiteten Tweet aber dennoch eine große Portion Unsicherheit. Sollte es der Plan gewesen sein, US-Unternehmen aus dem Bereich unter die Arme zu greifen, so ging das gründlich in die Hose. Die Aktie von Netflix (US64110L1061) brach zeitweise bis auf 1.080 US-Dollar ein.
Im späteren Handel ließ das Weiße Haus wissen, dass noch keine endgültige Entscheidung zu Zöllen für ausländische Filme getroffen sei. Offenbar hat Trump seinen Post ohne Rücksprache in die Welt hinausgeschickt und selbst die eigenen Anhänger waren recht überrascht über die plötzliche Drohung. Trump begründete seinen Vorstoß damit, dass die US-Filmindustrie „sterben“ würde und dies bewusst von anderen Ländern vorangetrieben werde. Wie immer lieferte er dafür nicht einmal den Ansatz eines Belegs.
Paramount Global im roten Bereich
Sollten die Pläne tatsächlich durchgesetzt werden (können), so wird Trump der eigenen Filmindustrie sehr wahrscheinlich kaum einen Gefallen tun. Das Streamen von international gefeierten Inhalten wie „Squid Game“ würde wohl nicht billiger werden. Paramount Global (US92556H2067) dürfte aber viel mehr fürchten, dass andere Staaten ihrerseits mit Zöllen reagieren und US-Filme damit belasten.
Das wäre potenziell ein heftiger Schlag für die US-Filmindustrie, und das obwohl die Vereinigten Staaten genau in diesem Bereich ausnahmsweise einen enormen Exportüberschuss verzeichnen. Anders ausgedrückt ergibt nichts an den plötzlich verkündeten Plänen einen nachvollziehbaren Sinn. Vielleicht ist es uns Normalsterblichen auch nur nicht vergönnt, die genialen Gedankengänge von Trump nachzuvollziehen, wer weiß- Die Paramount Global-Aktie jedenfalls verließ den Handel trotz einer kleinen Erholung am Nachmittag mit Verlusten von 1,6 Prozent und der Kurs landete bei 11,25 Dollar.
Sorgen um Warner Bros. Discovery
Bei Warner Bros. Discovery (US9344231041) mussten die Anteilseigner Kursverluste von rund zwei Prozent aus denselben Gründen verkraften. Doch es sind nicht nur die konkret in Aussicht gestellten Zölle, welche den Anlegern das Leben schwermachen. Schließlich ist ohnehin fraglich, ob sich solche überhaupt in die Tat umsetzen ließen. Es ist vor allem die Sprunghaftigkeit bei Trumps Ankündigungen, welche den US-Märkten derzeit jede Verlässlichkeit raubt.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass Trump Hollywood ins Visier nimmt. In früheren Reden sprach er bereits davon, die Industrie umbauen zu wollen, etwa um sie von seiner Ansicht nach „woken“ Inhalten zu befreien. Dabei hat er durchaus Verbündete wie den Schauspieler Sylvester Stallone. Die Vorstellung jedoch, dass ein US-Präsident mehr oder weniger offen Einfluss auf Inhalte nehmen will, ist für die meisten in Hollywood noch immer befremdlich, um es vorsichtig auszudrücken.
Auch Disney hat nichts zu lachen
Wohl am glimpflichsten aus dem Segment kam im gestrigen Handel die Aktie von Disney (US2546871060) weg, bei der sich der Tagesverlust letztlich auf 0,4 Prozent beschränkte. Der Kurs pendelte sich bei 92,11 Dollar ein und nachbörslich gab es sogar schon wieder Kursgewinne zu sehen. Das könnte aber auch schlicht daran liegen, dass der Titel ohnehin schon als genug abgestraft angesehen wird.
Das Kinojahr startete für Disney bisher wenig erfolgreich. „Captain America: Brave New World” konnte ansehnliche Einnahmen generieren, blieb aber deutlich hinter anderen Einträgen aus dem Marvel-Universum zurück. „Schneewitchen“ entwickelt sich derweil zum Flop. Bisher konnte die Realverfilmung des Klassikers die Produktionskosten laut Medienberichten noch nicht wieder einspielen. Da ist es keine große Überraschung, dass die Disney-Aktie seit Jahresbeginn um gut 17 Prozent an Wert verloren hat.
Auf nichts ist Verlass
Bisher segelten US-Medienkonzerne weitgehend unbeschadet durch das Zoll-Fiasko, denn deren Geschäftsmodell galt eigentlich als unanfällig gegenüber der Zollwut von Donald Trump. Doch spätestens jetzt zeigt sich offen, dass Trump keine Ausnahmen kennt und Zölle seine Antwort auf alles bleiben. Ob dahinter irgendeine tatsächliche Strategie oder doch eher nur ein Aufmerksamkeitsbedürfnis stecken mag, sei dahingestellt. Die Verunsicherung ist den Anlegern jedoch anzumerken.
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06.05.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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