Der plötzliche Rückzug von Joe Biden wird an der Börse Spuren hinterlassen, was sich auf die Aktien von Nvidia, Microsoft, Tesla und Plug Power besonders auswirken könnte
Die Dramatik nimmt wenige Monate vor der US-Wahl immer weiter zu
Am Sonntagabend hiesiger Zeit verkündete US-Präsident Joe Biden überraschend, nicht für eine zweite Amtszeit antreten zu wollen. Das sorgte für einigen Wirbel und fast schon nackte Panik unter den Republikanern, die Gerüchten zufolge ihre gesamte Wahlkampfstrategie schon auf den noch amtierenden Präsidenten ausgerichtet haben. Die Börsen konnten im ersten Moment nicht reagieren, was sich aber aller Voraussicht nach schnell ändern dürfte.
Auch wenn bislang noch nicht endgültig ein Ersatz für Biden bereitsteht, so weht dennoch ein Wind von frischem Optimismus unter den Demokraten. Das könnte auch den Anlegern von Nvidia (US67066G1040) wieder frische Hoffnungen verleihen. Schließlich waren es vor allem Aussagen von Donald Trump zu Taiwan, welche hier die Kurse in der vergangenen Woche um knapp neun Prozent bis auf 117,93 US-Dollar einbrechen ließen.
Die Aussichten auf einen Wahlerfolg der Demokraten scheinen sich zumindest gefühlt verbessert zu haben. Die Börsianer könnten daher darauf setzen, dass künftig jemand das Weiße Haus bezieht, der die Verteidigung von Taiwan gegen China nicht als Geschäft versteht. Als dieser Artikel entstand, hatten die Börsen ihre Pforten noch nicht geöffnet. Es ist aber kaum auszuschließen, dass die Nvidia-Aktie nun eine (kleine) Gegenbewegung erfahren könnte.
Microsoft: Bald wieder auf Rekordjagd?
Derartige Hoffnungen könnten sich über die Nvidia-Aktie hinausziehen und sich vor allem im Bereich KI-Aktien bemerkbar machen. Nicht undenkbar also, dass auch die Aktie von Microsoft (US5949181045) die Richtung wieder ändern und sich in Richtung Rekordhoch bei 468,35 US-Dollar bewegen könnte. Zum Wochenende mussten die Anteilseigner sich mit sehr viel bescheideneren 437,11 Dollar begnügen.
Allerdings ist auch zu befürchten, dass der heftige Ausfall von Windows-Systemen in der vergangenen Woche noch nachhallen dürfte. Microsoft selbst ist sich in dieser Angelegenheit zwar keiner Schuld bewusst und schiebt den schwarzen Peter dem für das fehlerhafte Update verantwortliche Software-Unternehmen zu. Ob dies an der Börse auch jeder genauso einschätzt, ist aber wohl eine ganz andere Frage. Offene Fragen über mögliche Konsequenzen der Ausfälle werden uns wahrscheinlich noch etwas begleiten und könnten etwaiger Kauflaune einen Dämpfer verpassen.
Wird es ungemütlich für Tesla?
Während der Rücktritt von Joe Biden selbst für Mitglieder der Demokraten augenscheinlich sehr überraschend kam, will Elon Musk darüber im Vorfeld bereits genau Bescheid gewusst haben. Der Chef von Tesla (US88160R1014) setzte gestern im Stakkato diverse Tweets und Retweets ab. Dabei unterstrich er nicht nur das Narrativ einiger Republikaner, dass Biden mit seinem Rückzieher die Demokratie auf verquere Weise beschädigen würde. Musk schrieb darüber hinaus, dass der Zeitpunkt für den Rückzug lange bekannt gewesen sei.
Wie „wirklichen Kräfte“ an der Macht hätten sich einer „alten Marionette“ entledigt schrieb Musk auf seiner Kurznachrichtenplattform „X“. Sie würden Trump fürchten, da es sich bei ihm um keine Marionette handele. Musk und Tesla dürften derweil befürchten, dass die Demokraten sich im November durchsetzen und den E-Autobauer weiterhin mit diversen Auflagen, Steuern und gegebenenfalls Strafzahlungen behelligen. In Hoffnung auf weniger Einmischung durch die Politik verlegte Musk den Firmensitz von Tesla bereits von Delaware nach Texas.
Ein Hoffnungsschimmer für Plug Power?
Kursverluste von rund 18 Prozent in den letzten fünf Tagen bei Plug Power (US72919P2020) sind allenfalls ansatzweise auf die dramatischen Entwicklungen in der US-Politik zurückzuführen. Viel mehr hat dem Titel am Freitag zugesetzt, dass wieder einmal eine neue Kapitalerhöhung angekündigt wurde. Das heizt Zweifel an der Liquidität des Wasserstoff-Konzern momentan enorm an. Daran wird sich auch nach dem Wochenende voraussichtlich nur wenig ändern.
Bessere Siegchancen für die Demokraten dürften in der Branche aber mit Erleichterung und Hoffnung aufgenommen werden. Denn mit einem demokratischen Präsidenten sind die Aussichten auf weitere Förderungen im Segment sehr viel freundlicher als mit Donald Trump, der bekennender Fan von fossilen Brennstoffen ist und an erneuerbare Energien in der Regel kein gutes Wort verliert. Auch hier könnte sich also ein Funken neuer Zuversicht entzünden, wenngleich sich darüber aber bislang nur spekulieren lässt.
Die große Wende?
Ohne jeden Zweifel nehmen die Demokraten wieder Fahrt auf im Wahlkampf, was sich schon allein an den Spenden zeigt, die nach dem angekündigten Rückzug von Joe Biden massiv zugelegt haben. Entschieden ist noch lange nichts, doch es ist gut möglich, dass ein zuletzt schon fast eingepreister Wahlsieg von Donald Trump an den Märkten nun ein Stück weit revidiert werden könnte. Spannend bleibt es allemal, doch einstellen sollten sich Anleger eher auf eine höhere Volatilität denn auf eine sichere neue Kursrallye.
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22.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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