FOMO bei Rational

Kurs preist positive Überraschung

 

Restaurants gehörten in der Corona-Krise nicht zu den Gewinnern. Ganz im Gegenteil. Die Branche zählte zu den ersten großen Verlierern und fährt selbst heute noch mit angezogener Handbremse. Zum einen, weil die Anordnungen der Behörden einen dichten Betrieb verbieten und zum anderen, weil die Kunden immer noch vorsichtig sind. Erfreulicherweise ist aber zumindest etwas Normalität zurückgekehrt und leere Tische werden immer seltener. So die Lage vor Ort. 

Die Phase von Juni bis zum Ende des dritten Quartals hat den Restaurants Raum zum Durchatmen gegeben. Doch inzwischen rollt über Europa die zweite Corona-Welle, auch wenn das im deutschsprachigen Raum weniger stark wahrgenommen wird. Viele andere Länder jedoch, allen voran Frankreich, Großbritannien, Spanien und viele osteuropäische Urlaubsländer liegen aktuell im Hinblick auf die täglichen Infektionszahlen schon weit über den Niveaus vom März und April. Die Mortalitätsrate ist deutlich gesunken im Vergleich zum 2. Quartal, was aber nichts daran ändert, dass überall Vorsicht geboten ist.

Eine Investition in Rational drängt sich in diesem Umfeld nicht auf. Das Unternehmen ist ein Spezialist für professionelle Geräte in Großküchen. Hochmoderne Alleskönner, die dem Besitzer der Küche vor einem eines bringen: hohen Nutzen. Mit den Geräten von Rational können nicht nur große Mengen und verschiedenste Gerichte gleichzeitig gekocht, gegart, frittiert, gedünstet oder gebacken werden, sondern die unterschiedlichen Gerichte werden auch noch punktgenau fertig ohne weiteres Zutun der Köche. Die Geräte sorgen im Wesentlichen dafür, dass das Küchenpersonal mehr Gerichte pro Zeiteinheit fertigstellt, was dann wiederum auch den häufig so wertvollen Platz im Restaurant selbst optimiert. Denn die Gäste sitzen nicht herum, sondern bekommen ihr Essen schneller als zuvor. Auch sparen die Geräte Platz in den häufigen engen Küchen, da sie mehrere Geräte und Funktionen in einem vereinen. 

 

Hochwertiges Ökosystem

 

Rational hat ein sehr hochwertiges, modernes und bei den Köchen beliebtes Produktsortiment aufgebaut. Die Produkte sich hochpreisig, was sich für die großen Küchen jedoch schnell wieder einspielt. Entsprechend dieser Positionierung im Markt wurden auch die Aktien an der Börse eingestuft. Rational gehört seit Jahren zu den heimlichen Lieblingen an der Börse. Unter anderem auch wegen den sehr hohen Dividenden, die jährlich ausgeschüttet wurden. 

Der Absturz von Ende Februar bis Mitte März an der Börse war jedoch mehr als gerechtfertigt. Private Restaurantbetriebe haben selten ein dickes Finanzpolster. Schließungen über mehrere Wochen sind pures Gift. Und selbst als dann wieder geöffnet werden durfte, waren jeweils nur wenige Tische erlaubt. In diesem Umfeld schaut die Kundschaft von Rational auf das eigene Überleben und sicherlich nicht auf Neuinvestitionen. Bei Kantinen und Großküchen von Unternehmen ist die Lage etwas entspannter, aber auch nicht so brillant, dass man verstärkt in neue Geräte investiert. 

Um so bemerkenswerter war es, wie Rational sich im 1. Halbjahr halten konnte. Man kämpfte mit einem Umsatzeinbruch von 25 %, konnte aber einen Verlust knapp vermeiden. Damit war Rational aus dem Gröbsten heraus und konnte sogar mitten in der Corona-Krise eine umfassende Aktualisierung des Produktportfolios stemmen. 

Im Zürcher Finanzbrief hatten wir die Rational Aktien schon vor den Halbjahreszahlen zum spekulativen Kauf empfohlen. Am 16. Juni stiegen wir mit einem Kursziel von 650 Euro ein. Damals mit einem Einstandskurs von 496,20 Euro. Heutiger Schlusskurs: 712,50 Euro.

 

 

Im Ergebnis: Spätestens Ende Oktober wird es dann wieder spannend. Am 27. Oktober wird Rational den Bericht zum 3. Quartal vorlegen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es an der Börse dann heißt „buy the rumor, sell the news“, denn die Erholung des operativen Geschäfts, die in der Aktie vorweggenommen wurde, wird sich sehr viel langsamer realisieren. Das Risiko einer Abkühlung ist sehr real. Hinzu kommt seit gestern das Risiko, dass Rational vorzeitig Eckdaten zum 3. Quartal und / oder einen Ausblick zum Gesamtjahr veröffentlicht. Trifft das nicht die sehr hohen Erwartungen, die Frankfurt aufgebaut hat, dann wird die Aktie in Korrektur gehen. Im Zürcher Finanzbrief haben wir unsere Gewinne in dieser Woche bereits mitgenommen. (Rational AG, RAA, ISIN DE0007010803, WKN 701080) 

 

02.10.2020 - Mikey Fritz - mf@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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