Shop Apotheke leidet im zweiten Quartal unter überraschend starker Wachstumsschwäche

Bewertung extrem ambitioniert

 

Nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie schnellte die Aktie der Shop Apotheke zeitweise um mehr als 500 % in die Höhe. Allerdings stellt sich zunehmend heraus, dass die optimistischen Wachstumserwartungen der Investoren wahrscheinlich deutlich zu hoch waren.

Auf dem deutschen Kurszettel zählte die Aktie der Shop Apotheke Europe (NL0012044747) sehr lange zu den großen Corona-Gewinnern schlechthin. So konnte der Anteilschein des Medikamenten-Versandhändlers, welcher rechtlich in den Niederlanden ansässig ist, von zeitweise unter 40 Euro im März 2020 in der Spitze bis auf 249 Euro im Februar 2021 zulegen. Allerdings befindet sich der Anteilschein seitdem in einem kurzfristigen steilen Abwärtstrend, der nach den jüngsten vorläufigen Q2-Zahlen jetzt nochmals deutlich an Fahrt aufnahm. Demnach stellt sich mittlerweile zunehmend heraus, dass die Wachstumserwartungen vieler Investoren, welche mit der Covid-19-Pandemie in die Höhe schossen, deutlich übertrieben waren.

Wie das Management rund um den CEO Stefan Feltens gestern mitteilte, konnte die Gesellschaft im zweiten Quartal 2021 Erlöse in Höhe von lediglich 250 Millionen Euro generieren, womit der Wert aus dem zweiten Quartal 2020 von 233 Millionen Euro lediglich um 7 % übertroffen werden konnte. Zudem musste die Firma somit gegenüber dem ersten Quartal 2021, damals wurden Erlöse in Höhe von 284 Millionen Euro erzielt, sogar einen Umsatzrückgang von 12 % hinnehmen.

 

Shop Apotheke sieht Gesamtjahresprognose zunehmend als Herausforderung

 

Der Vorstand der Shop Apotheke versuchte trotz der schwachen vorläufigen Q2-Zahlen den Kapitalmarkt zu beruhigen und begründete den Rückgang mit temporären Schwierigkeiten wie dem Umzug hin zu einem neuen Logistikzentrum und Problemen, aktuell eine ausreichende Zahl an neuen qualifizierten Mitarbeitern zu finden. Zwar rechnet der Vorstand für das Gesamtjahr 2021 weiterhin mit einem organischen Umsatzwachstum in Höhe von 20 %. Allerdings fügte er hinzu, dass die Zielerreichung der Prognose jetzt herausfordernder sei, wobei erst in den nächsten Wochen Klarheit darüber bestehen würde, ob der Ausblick nach unten angepasst werden müsse.

 

 

Im Xetra-Handel reagierte der Anteilschein auf die neuen Meldungen mit deutlichen Kursabschlägen. Dennoch ist der Titel auf dem aktuellen deutlich reduzierten Kursniveau immer noch kein Schnäppchen. So beläuft sich das geschätzte 2022er-Kurs-Umsatzverhältnis gemäß den aktuellen Konsensschätzungen immerhin auf 1,64 was für ein Online-Handelsunternehmen, welches in einem ständigen Preiskampf mit zahlreichen anderen Versand-Apotheken steht, bereits vergleichsweise teuer ist. Zudem besteht die Gefahr, dass nach den schwachen Q2-Zahlen die Analysten ihre Erwartungen weiter nach unter schrauben müssen, was abermals negativ für die Shop Apotheke-Aktie wäre.

 

Das Fazit:

 

Aktuell taxieren die Brokerhäuser das 2022er-KGV auf 143, was angesichts der jüngsten Wachstumsschwäche ebenfalls als ambitioniert erscheint. Entsprechend besteht die große Wahrscheinlichkeit, dass sich der Abwärtstrend bei dem Papier fortsetzt, weshalb der Anteilschein für uns momentan absolut kein Kauf ist.

 

07.07.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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