
TUI schafft den Ausbruch nicht, Stimmungsschwankungen bei Lufthansa, Ryanair bittet die EU um Hilfe und auf Booking kommt eine Klage zu
Die Reisebranche kämpft mit Gegenwind
Zwar noch nicht überall, aber doch in vielen europäischen Regionen haben die Ferien kürzlich begonnen, womit es für die Reisebranche in die heiße Phase geht. Doch gute Laune will sich zumindest an der Börse nicht recht breitmachen. Viele Titel aus dem Segment gerieten speziell am Freitag unter Druck. Das hatte natürlich auch mit einer allgemein schwachen Stimmung an den Märkten zu tun, lässt sich aber auch auf weitere Faktoren zurückziehen.
Als nachteilig für TUI (DE000TUAG505) lassen sich Berichte über brüllend heiße Temperaturen, Waldbrände in beliebten Feriendestinationen und ganz grundlegend Indizien für mehr und intensivere Naturkatastrophen interpretieren. Das wird das Buchungsverhalten der Urlauber im laufenden Jahr zwar eher nicht beeinflussen. Langfristig wird es aber Spuren hinterlassen, sollte Europa sich weiter aufheizen und der einzig erträgliche Ort am Mittelmeer das klimatisierte Hotelzimmer werden.
Im Kombination mit einer verhaltenen Marktstimmung gab die TUI-Aktie am Freitag um 1,4 Prozent bis auf 7,51 Euro nach. Die kleine Korrektur ist zwar noch kein Todesurteil, sie kam aber in einem kritischen Augenblick. Die Käufer scheiterten klar an charttechnischen Widerständen, was nun die Hürde bei 8 Euro umso größer erscheinen lässt. TUI selbst blickt zwar optimistisch nach vorne und startete schon mal mit dem Wintergeschäft. Die Vorfreude scheint aber nur bedingt auf die Anleger überzuspringen.
Lufthansa: Am Boden geblieben
Bei der Lufthansa (DE0008232125) konnten die Anleger in den letzten Wochen durchatmen, da die Lage im Nahen Osten sich erstaunlich schnell wieder beruhigte. Die Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran scheint zu halten und zuletzt gab es Berichte, dass auch die Hamas die Waffen schweigen lassen möchte. Die Region scheint wieder etwas sicherer zu werden, was zivile Flüge wieder ermöglichen würde.
In Europa musste die Lufthansa allerdings vor dem Wochenende oftmals am Boden bleiben. Ein Streik französischer Fluglotsen am Donnerstag und Freitag machte den Überflug des französischen Flugraums weitgehend unmöglich. Hunderte Flüge mussten gestrichen werden. Wie viele es genau bei der Lufthansa waren, ist nicht bekannt. Die Sorge der Anleger zeigt sich aber beim Aktienkurs, der um 2,5 Prozent auf 7,16 Euro nachgab und damit der Erholung der letzten Woche einen kleinen Dämpfer verpasste.
Ryanair wendet sich an die EU
Auch Ryanair (IE00BYTBXV33) wurde von den Streiks schwer betroffen mit rund 400 gestrichenen Flügen und schätzungsweise 70.000 betroffenen Passagieren. Darüber ist das Unternehmen alles andere als glücklich. CEO Michael O’Leary wandte sich an die EU-Kommission und sprach dabei davon, dass europäische Familien „wieder einmal“ durch den Streik französischer Fluglotsen erpresst wurden. Das sei unfair, weshalb neue Maßnahmen für eine Reform der Flugsicherungsdienste in der EU gefordert werden.
Andere Airlines sind dem nicht abgeneigt. Als Ideen geistern Vorschläge wie eine obligatorische Schlichtung vor Streiks und eine mindestens 21-tägige Frist vor Beginn eines Streiks herum. Auch ein Schutz vor Überflügen wäre im Interesse der Airlines. Die EU scheint bisher nicht auf den Aufruf reagiert zu haben. Die Börsianer hingegen reagierten deutlich. Wie auch bei der Lufthansa ging es für die Ryanair-Aktie am Freitag um 2,5 Prozent auf 23,35 Euro in die Tiefe.
Booking im Visier der Hotels
Mit der EU hatte Booking (US09857L1089) in der jüngeren Vergangenheit seine liebe Not. Eine Praxis, wonach Hotelbetreiber auf der Plattform stets und immer den günstigsten Preis anbieten mussten und diesen selbst auf der eigenen Webseite nicht unterbieten durften, wurde vom Europäischen Gerichtshof unlängst als Verstoß gegen das Kartellverbot interpretiert. Das hat ein Nachspiel, denn laut „TagesAnzeiger“ haben sich 369 Schweizer Hotels eine Sammelklage gegen Booking angeschlossen.
Gefordert wird Schadenersatz für die Praktiken, welche bei Booking von 2004 bis 2022 gang und gäbe waren. Allein für die Schweizer Betriebe könnte es um Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe gehen. Die Booking-Aktie steckt dies aber eher entspannt weg. An der Heimatbörse fand zum Freitag kein Handel statt; hierzulande hielten die Kursverluste sich mit 0,5 Prozent in Grenzen. Ins Wochenenden ging es mit noch immer eindrucksvollen 4.850 Euro.
Die schönste Zeit des Jahres?
Eigentlich freuen sich die meisten auf die Ferienzeit, die endlich etwas Ruhe und Entspannung bringen soll. Mancherorts wird genau dies aber bewusst ausgenutzt, um auf Missstände hinzuweisen oder auch einfach nur die eigene Agenda durchzuziehen. Das sorgt auch an der Börse manches Mal für Aufsehen. Immerhin füllt sich damit das Sommerloch etwas, wenngleich mancher Anleger darauf wohl gut und gerne verzichten könnte.
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06.07.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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