Tesla wagt sich mit bezahlten Werbeanzeigen in Neuland und nimmt immer mehr die Züge eines klassischen Autobauers an

Auf die Absatzzahlen kommt es an

 

Nachdem Tesla in diesem Jahr mehrfach die Preise gesenkt hatte, um die Auslieferungszahlen auf hohem Niveau zu halten, reagierte Stellantis-Chef Carlos Tavares mit einem Grußwort. Mit Blick auf sinkende Margen hieß er Tesla in „seiner Welt“ willkommen, welche seit eh und je von Preiskampf und gerade im Volumenmarkt überschaubaren Margen geprägt ist. Nun scheint Tesla auch in anderer Hinsicht zur Normalität zu finden.

 

Beim Aktionärstreffen in Austin ließ Tesla (US88160R1014) verlauten, dass das Unternehmen erstmals bezahlte Werbeanzeigen schalten wollte. Darüber informierte niemand Geringeres als CEO Elon Musk selbst. Die Planungen scheinen aber noch in den Kinderschuhen zu stecken. Mitgeteilt wurde lediglich, dass mein „ein bisschen“ Werbung ausprobieren werde. Wo und wann genau jene zu sehen sein könnte, bleibt erst einmal offen.

In der Vergangenheit hatte Tesla Derartiges schlicht nicht nötig. Die Elektroautos des E-Autopioniers verkauften sich buchstäblich von selbst und für genügend PR sorgte schon allein Elon Musk selbst mit einem Tweet nach dem anderen. Das scheint dieser Tage aber nicht mehr auszureichen, um die Auslieferungszahlen noch weiter in die Höhe treiben zu können und dazu macht sich auch noch konjunktureller Gegenwind breit.

 

Tesla auf dem Weg zur Normalität

 

Nach der Hauptversammlung, bei der so ziemlich allen Empfehlungen des Vorstands die Einwilligung erteilt wurde, gab sich Elon Musk noch beim Nachrichtensender CNBC die Ehre. Weitere Infos über die angekündigte Marketingkampagne ließ er sich aber nicht entlocken. Er habe dem Ganzen gerade erst zugestimmt und eine vollständige Strategie existiere bisher noch nicht, ließ Musk lediglich verlauten.

Eingestehen musste der Tesla-Chef, dass auch sein Unternehmen nicht immun gegenüber Rezessionsrisiken sei. Die Entwicklungen der letzten Monate lassen Tesla mehr und mehr in der Realität ankommen. Das Unternehmen scheint sich von einem Ausnahmekonzern zu einem klassischen Autobauer zu entwickeln. Das mag im ersten Moment etwas ernüchternd klingen. Auf der anderen Seite ist es genau das, was viele Tesla vor einigen Jahren noch niemals zugetraut hätten. Wir sprechen hier auch trotz heftiger Korrekturen an der Börse noch immer vom größten Autokonzern der Welt, zumindest gemessen an der Marktkapitalisierung.

Klar ist, dass die kommenden Monate für Tesla nicht einfach werden. Da müssen sich die Aktionäre keinen falschen Illusionen hingeben. Das Unternehmen stellt die Bedeutung von Verkaufszahlen klar vor die Marge, was sich bei den nächsten Zahlen sehr wohl bemerkbar machen könnte. Zudem werden weitere Prognosen enthüllen, ob das bisher angepeilte Ziel von 50 Prozent mehr Verkäufen im Jahr mittelfristig noch Bestand haben kann. All das könnte für Tesla auch an der Börse richtungsweisend sein.

 

Für Anleger noch interessant?

 

Die Anteilseigner reagierten auf die jüngsten Ankündigungen von Tesla durchaus positiv. Ein großer Sturm der Begeisterung blieb zwar aus, doch immerhin reichte es am Dienstag für dezent grüne Vorzeichen und nachbörslich legte die Tesla-Aktie noch einmal um 1,2 Prozent bis auf 168,50 USD zu. Zumindest etwas Hoffnung scheint sich wieder breitzumachen. Ob die auch berechtigt ist oder nicht, das werden die kommenden Monate zeigen.

Tesla steht eine nicht ganz einfache Zeit bevor, die geprägt sein wird von geringeren Margen und einem sehr genauen Blick der Anleger auf die monatlichen Verkaufszahlen. Genügend Potenzial für Enttäuschungen ist da ohne jeden Zweifel vorhanden und entsprechend ist die Aktie mit einer gesunden Portion Vorsicht zu behandeln. Grundsätzlich bleibt das Papier aber interessant und vor allem langfristig sind die Aussichten hervorragend. Schließlich hat die Mobilitätswende noch gar nicht richtig an Fahrt aufgenommen und bei einer besseren konjunkturellen Ausgangslage könnte Tesla mit bis dahin weiter ausgebauten Produktionskapazitäten noch einmal richtig auftrumpfen. Das Unternehmen hat das klar erklärte Ziel, es mittelfristig auch mit den großen der Autobranche aufzunehmen und es ist zumindest nicht unmöglich, dass dies eines Tages auch gelingen wird, und das nicht nur beim Börsenwert.

 

17.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen

---

---

Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur

 

---

Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)