Alibaba kündigt überraschend seine Aufspaltung an und trifft damit bei den Aktionären auf viel Gegenliebe

Ein neues Alibaba entsteht

 

Erst kürzlich wurde Alibaba-Gründer Jack Ma erstmals seit 2020 wieder in China gesichtet. Damals zog der Unternehmer den Zorn der Regierung in Peking auf sich, in dem er diese ein bisschen zu sehr kritisierte. Im Anschluss tauchte er weitgehend unter und wurde nur hier und dort noch gesehen, unter anderem in Tokio.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass Ma gerade jetzt wieder in China verweilt. Denn bei Alibaba (US01609W1027) stehen große Veränderungen an. Der Internet-Gigant kündigte gestern überraschend an, sich in insgesamt sechs Unternehmensteile aufspalten zu wollen. Jene sollen künftig in der Alibaba Group vereint werden, welche von Alibaba-CEO Daniel Zhang geleitet werden soll. Jener will auch bei einer der wichtigsten Sparten in Form der Cloud das Zepter in die Hand nehmen.

 

Die weiteren neuen Unternehmen sollen sich auf die Bereiche Onlinehandel, Medien, Unterhaltung, Logistik und lokale Dienstleistungen aufteilen. Zusätzlich zu den Aufspaltungsplänen ließ der Konzern wissen, dass die Verwaltung schlanker werden solle. Ein konkreter Plan für einen etwaigen Stellenabbau wurde allerdings noch nicht vorgelegt. An den Märkten wird derweil erwartet, dass Alibaba mit der Aufspaltung den Grundstein dafür legt, um sich in nicht allzu ferner Zukunft wieder frisches Kapital beschaffen zu können. Auch hier gab es bisher aber keine offiziellen Ankündigungen.

 

Den Anlegern gefällt‘s

 

Im Handel am Dienstag reagierten die Börsianer ausgesprochen positiv auf die Pläne von Alibaba. Der Aktienkurs schoss gestern hierzulande um satte 11,26 Prozent in die Höhe und auch an der Heimatbörse brauchte man sich nicht zu verstecken. Es macht sich die Hoffnung breit, dass nun ein flexibleres Alibaba entsteht, welches auf aktuelle Entwicklungen und Trends schneller reagieren kann. Das wird jedoch kaum über Nacht geschehen. Die geplante Aufspaltung könnte leicht Jahre in Anspruch nehmen und es bleibt abzuwarten, ob die völlig reibungslos über die Bühne gehen wird.

Die Meldung könnte sich für die Alibaba-Aktie aber als ein dringend benötigter Kickstart erweisen. Seit der Konzern von den chinesischen Behörden mit immer neuen, teils willkürlichen Auflagen und Strafzahlungen durch die Mangel gedreht wurde, wollen sich viele Anleger bei der Alibaba-Aktie nicht mehr die Finger verbrennen. Auch jetzt noch herrscht eine gewisse Skepsis. Peking hält sich gegenüber den eigenen Tech-Giganten aber schon seit einer Weile zurück, was auch etwas Hoffnung machen dürfte.

Die Regierung rund um den Autokraten Xi Jinping bleibt unberechenbar und aufgrund der geopolitischen Lage kommen China-Aktien für hiesige Anleger stets mit einem nicht zu unterschätzenden Risiko. Dennoch sind die Chancen nicht schlecht, dass Alibaba mit neuen Perspektiven endlich den Sprung hinein in einen längerfristigen Aufwärtstrend schaffen könnte. Leider ist das für den Moment aber zugegebenermaßen wenig mehr als eine vage Hoffnung, auch wenn die ersten Reaktionen kaum hätten besser ausfallen können.

 

Es liegt ein weiter Weg vor Alibaba

 

Um an der Börse wieder zu alter Stärke zurückzufinden, wird Alibaba noch so manches Ass aus dem Ärmel schütteln müssen. 2020 notierte die Aktie noch die meiste Zeit nördlich der 200-Euro-Marke, hatte zeitweise sogar gewisse Ambitionen, bis auf 300 Euro ansteigen zu wollen. Es bräuchte also auch nach dem jüngsten Kurssprung mindestens noch eine Kursverdopplung, um an solche Zeiten auch nur annähernd wieder aufschließen zu können. Mittelfristig ist das nicht unmöglich, eine Herausforderung ist es aber allemal.

Für den Moment ist es positiv zu bewerten, dass Alibaba in Bewegung kommt und sich in neuer Form veränderten Gegebenheiten in der Tech-Welt stellt. Für den riesigen chinesischen Markt werden die eigenen Tech-Unternehmen tendenziell auch immer wichtiger, da der Westen gerade hier mit Sanktionen nicht eben geizt. Daraus entstehen Chancen für Alibaba, aber auch Risiken für westliche Anleger. Ob da ein Investment wirklich eine gute Idee ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden.

 

29.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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