Plug Power nimmt Südkorea ins Visier, Unzufriedene Analysten bei BYD, neue Chancen für Steinhoff und Abkühlung bei Nvidia
Der Blick unter die Oberfläche
Bei manchen Aktien reicht schon ein Blick auf den Chart, um ein vorschnelles Urteil zu fällen. Geht es seit längerer Zeit steil in eine bestimmte Richtung, führt allein das schon zu einer gewissen Erwartungshaltung bei den Anlegern. Doch der erste Eindruck kann auch an der Börse schon mal in die Irre führen.
Steinhoff (NL0011375019) etwa schwächelt schon seit einer ganzen Weile und unterschritt erst vor wenigen Tagen eine wichtige Unterstützung bei 0,20 Euro. Am Wochenende standen nur noch 0,188 Euro auf dem Ticker, was erstmal klar für einen Abwärtstrend spricht. Auf den zweiten Blick ermöglichen sich aber auch einige neue Möglichkeiten in der aktuellen Situation.
Eine interessante Aussicht deckte „The Motley Fool“ auf. In einem lesenswerten Artikel sieht das Portal neue Chancen für Steinhoff mit den Millionen ukrainischen Flüchtlingen, die derzeit in Polen und einigen anderen osteuropäischen Ländern Schutz suchen, in denen die Steinhoff-Tochter Pepco sehr präsent ist. Das Sortiment besteht vornehmlich aus günstigen Artikeln für den Haushalt und bietet damit so einiges, was die Neuankömmlinge gut gebrauchen können. Es mag etwas spekulativ sein, doch die Umsätze von Pepco könnten dadurch durchaus merklich steigen, was es aus Anlegersicht im Hinterkopf zu behalten gilt.
Der falsche Fokus?
Bei BYD (CNE100000296) haben die Analysten ihre liebe Not, dem Titel gegenüber so positiv wie zuvor eingestellt zu bleiben. Die Investmentbank Macquarie zumindest senkte ihr Kursziel zuletzt überdeutlich von 328 auf 276 Hongkong-Dollar, was umgerechnet gut 32,30 Euro entspricht. Der jüngste Absatzrekord ist den Börsenexperten aus Australien nicht entgangen. Sie blicken aber sorgenvoll in eine andere Richtung bei BYD.
Unzufriedenheit gibt es bei den Margen und Gewinnen, welche zuletzt spürbar zurückgegangen sind. Eben deshalb halten die Analysten sich mit ihrer Euphorie eher vornehm zurück, empfehlen das Papier aber dennoch zum Kauf. Es wird aber eher nicht damit gerechnet, dass die BYD-Aktie in absehbarer Zeit wieder neue Kursrekorde in Angriff nehmen wird. Die Börsianer scheinen diese Einstellung zu teilen und sich sogar noch größere Sorgen zu machen. Denn in der vergangenen Woche scheiterten die Bullen kläglich daran, die 30-Euro-Marke zu passieren und ließen die Kurse stattdessen bis auf 27,66 Euro per Wochenschluss zurückfallen.
Nvidia auf dem absteigenden Ast?
Ebenfalls nicht ganz offensichtlich ist, in welche Richtung sich die Aktie von Nvidia (US67066G1040) mittelfristig bewegen wird. Auf der einen Seite fällte die Nachfrage nach Chips des US-Konzerns noch immer gigantisch aus. Allerdings gibt es Indikatoren, die für ein Nachlassen des schier grenzenlosen Booms der letzten anderthalb Jahre sprechen.
So lassen die Preise für Grafikkarten nach einer gefühlten Ewigkeit wieder nach und derartige Gerätschaften sind mittlerweile auch wieder recht einfach zu bekommen, wenn auch zu einem noch immer saftigen Aufpreis zur UVP. Die Lage hat sich aber im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich entspannt. Zusätzlich gibt es mahnende Worte der Analysten rund um den PC-Markt und anhaltende Sorgen um die Zinssituation in den USA. Insgesamt scheinen hier also negative Faktoren zu überwiegen, was sich auch beim Aktienkurs zuletzt bemerkbar machte. Dem gegenüber steht aber die (vage) Hoffnung, dass Nvidia mit einer neuen Generation an Grafikkarten im Herbst noch einmal für neuen Auftrieb sorgen könnte.
Es tut sich was bei Plug Power
Bei Plug Power (US72919P2020) richten die Blicke sich derweil in erster Linie auf den US-amerikanischen und den europäischen Markt. Hier rechnen nicht wenige Beobachter mit einem enormen Schub durch die Ukraine-Krise und damit verbundene Sanktionen gegen Russland. Öl- und Gasimporte sollen im Westen mittelfristig vermieden werden, weshalb Alternativen hermüssen. Wasserstoff wird da sehr wahrscheinlich eine große Rolle spielen.
Während das aber bisher eher abstrakte Hoffnungen und Träumereien sind, sind in Südkorea sehr viel greifbarere Entwicklungen zu beobachten. Bereits vor einem Jahr investierte die SK Group im großen Stil in den US-Wasserstoffkonzern. Nun soll dort laut einem Artikel von „Der Aktionär“ bis 2024 ein neues Werkt zu Herstellung von Wasserstoff und Brennstoffzellen entstehen. Eine entsprechende Vereinbarung mit den Behörden soll sogar schon unterzeichnet worden sein. Ganz offensichtlich baut Plug Power sich in Fernost etwas Großes auf, was der guten Laune an den Märkten nur noch mehr Schwung verleihen dürfte.
Keine leichte Sache
Bei Aktien gibt es zumeist nicht nur zwei Seiten einer Medaille, sondern in der Regel gleich eine ganze Reihe von Faktoren, die bei einer Entscheidung über ein Investment beachtet werden wollen. Es ist nicht immer ganz einfach, hier den Überblick zu behalten und jedes einzelne Detail adäquat zu bewerten. Selbst gestandene Experten können schon mal etwas übersehen und dadurch zu einer Fehleinschätzung geraten. Umso wichtiger ist es, immer genau hinzusehen und Entscheidungen an der Börse nicht (nur) aufgrund einer einzigen aktuellen Meldung zu treffen.
11.04.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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