Bayer mit der nächsten Schlappe vor Gericht, muntere Spekulationen um Covestro, Plug Power im Visier von Analysten und auch bei Morphosys geben Experten sich zurückhalten

Kurz vor den Feiertagen kehrt an den Märkten weitgehend Ruhe ein

 

Der DAX freute sich am Dienstag einmal mehr über grüne Vorzeichen, konnte aber keine neuen Rekorde aufstellen. Nach einer fulminanten Vorwoche scheint an den Märkten wieder etwas mehr Ruhe einzukehren, passend zum anstehenden Weihnachtsfest könnte manch einer gar von Besinnlichkeit sprechen. Völlig ereignislos blieb es aber freilich nicht.

Bei Bayer (DE000BAY0017) musste erneut eine Niederlage vor Gericht in den USA verkraftet werden. Dabei stand aber ausnahmsweise mal nicht der Unkrautvernichter PCB im Mittelpunkt, sondern die Chemikalie PCB, welche von der übernommenen Tochter Monsanto bis in die späten 1970er Jahre produziert wurde. Ehemalige Schüler des Sky-Valley-Bildungszentrums sowie deren Eltern klagten auf Schadenersatz aufgrund unterstellter Gesundheitsschäden.

 

Festgelegt wurde von einem Geschworenengericht nun eine Zahlung in Höhe von 857 Millionen Euro an die Geschädigten. Bayer kommentierte das Ganze zunächst nicht. Zuvor beharrte Monsanto aber auf diverse Tests, welche belegen sollten, dass es keine gesundheitlichen Probleme im konkreten Fall gegeben habe. Erfahrungsgemäß werden die hohen Summen der Geschworenengerichte noch nach unten korrigiert, zudem dürfte Bayer das Urteil aller Voraussicht nach anfechten. Die Anleger haben sich an derartige Nachrichten derweil fast ein wenig gewöhnt. Die Bayer-Aktie reagierte gestern nicht mit Kursverlusten und verbesserte sich sogar leicht um 0,26 Prozent.

 

Covestro: Darf’s ein bisschen mehr sein?

 

Bei Covestro (DE0006062144) finden aktuell Spekulationen statt, welche für die Anleger sehr viel erfreulicherer Natur sind. Medienberichten zufolge soll Adnoc wohl in Bälde offiziell ein Übernahmeangebot für den Chemiekonzern abgeben, welches ein gutes Stück höher als bisher vermutet ausfallen könnte. Gemunkelt wird über einen Kaufpreis von 60 Euro je Aktie. Darauf stellten die Anleger sich schon mal ein und gönnten dem Papier mit 54,68 Euro ein frisches Jahreshoch.

Lange halten konnte die Aktie sich dort allerdings nicht. Bis Handelsschluss ging es wieder bis auf 53,74 Euro abwärts und der Tagesgewinne schrumpfte auf eher übersichtliche 1,4 Prozent zusammen. Mit einem Plus von gut 40 Prozent bleibt Covestro aber eine Ausnahmeerscheinung in der Branche. Angetrieben wurde und wird der Aufwärtstrend aber nahezu einzig durch die Übernahmespekulationen, was auch ein gewisses Risiko mit sich bringt.

 

Plug Power taucht wieder ab

 

In die entgegengesetzte Richtung ging es am Dienstag für die Aktie von Plug Power (US72919P2020), welche Verluste von knapp 1,9 Prozent verzeichnen musste. Für schlechte Laune sorgten wieder einmal Analysten, die dem Unternehmen eine schwierige Zukunft vorhersagten. Konkret war es dieses Mal Piper Sandler, welches mit einer negativen Einschätzung die Erholungsambitionen der Bullen erfolgreich torpedierte.

Die Empfehlung reduzierte sich dort von „Neutral“ auf „Verkaufen“ und das Kursziel wurde von zuvor 6,50 US-Dollar auf nur noch 2,30 Dollar zusammengestaucht. Damit wird nahezu eine Halbierung des letzten Schlusskurses in Aussicht gestellt. Optimismus macht sich da nicht breit und einmal mehr bekommt die Plug Power-Aktie es mit Tests von charttechnischen Unterstützungen zu tun. Die Euphorie über möglicherweise sinkende Zinsen im kommenden Jahr ist derweil weitestgehend verflogen.

 

 

Morphosys: Eine wilde Fahrt

 

Ebenfalls im Zeichen der Analysten stand gestern die Aktie von Morphosys (DE0006632003), welche von der US-Bank Goldman Sachs eher kritisch beäugt wird. Dort wurden die Aussichten an die jüngst angekündigte Kapitelerhöhung angepasst, was keinen positiven Effekt hatte. Zwar passte das Institut die bisherige Empfehlung nicht weiter an. Die fiel mit „Neutral“ und einem Kursziel von 17,50 Euro aber auch eher nüchtern aus.

An der Börse erlebte die Erholungsrallye von Morphosys letztlich einen klaren Dämpfer. Um etwas mehr als sechs Prozent ging es am Dienstag in die Tiefe. Die Aktie führt damit ihren sehr bewegungsfreudigen Kurs fort, bei dem es leider längst nicht immer in die aus Anlegersicht richtige Richtung geht.

 

Noch keine Bescherung

 

Manche Bundeländer verabschieden sich heute in die Ferien und auch an den Märkten dürfte sich manch einer schon auf die Weihnachtstage eingestellt haben. Verfrühte Weihnachtsgeschenke bleiben aber eher die Ausnahme. Es lässt sich zwar noch immer eine allgemein positive Haltung der Börsianer feststellen. Doch es kristallisiert sich auch klar heraus, dass Zweifel nicht verschwunden sind und berechtigte Sorgen nicht ignoriert werden können. Das mahnt einmal mehr dazu, auch in den kommenden Tagen und Wochen aufmerksam zu bleiben.

 

20.12.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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