BÖRSE TO GO - BASF, Wirecard und Deflationsdaten
Historischer Tagesverlust für DAX-Aktie
Die Luft ist raus. Die Börse erlebte am Donnerstag einen schwachen Tag ohne positive Impulse. Der DAX endete trotz Wirecard „nur“ -0,81 % im Minus bei 12.281,53 Punkten. Wirecard schloss am Donnerstag mit einem Tagesverlust von -63 %, hat aber nur eine Gewichtung von gut 1 % im DAX. Der TecDAX musste allerdings Federn lassen. Der Index verlor am Donnerstag -6,0 %, da die Wirecard-Aktie auch hier enthalten ist, allerdings mit einer deutlich höheren Gewichtung. Die Wall Street schloss uneinheitlich. S&P 500 und die Nasdaq schlossen leicht im Plus.
Die asiatischen Börsen notieren heute früh überwiegend freundlich. Alle wichtigen chinesischen Benchmarks weisen Gewinne aus. Der SZSE (Shenzhen Stock Exchange) Component Index führte die Liste der Gewinner mit einem Plus von mehr als 1,10 % an. Die japanische Börse zeigt leichte Gewinne. Der Nikkei 225 Index notiert mehr als 0,3 % im Plus.
Die europäischen und amerikanischen Futures deuten auf eine tendenziell positive Eröffnung in Europa hin. Alle US-Futures bewegen sich leicht im Plus. Der DAX-Future ist nahezu unverändert bei 12.255 Punkten.
BASF sagt Erholung für 2020 ab
Auf der virtuellen Hauptversammlung lieferte Martin Brudermüller ein sehr gemischtes Bild ab. Der Chemiekonzern musste bereits für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 eine deutlich gesunkene Profitabilität ausweisen und bereitete die Aktionäre auf eine Fortsetzung in 2020 hin. Die Corona-Krise hätte spürbar das Geschäft belastet und man erwarte für das laufende 2. Quartal auch nicht zwingend einen Gewinn. Dem restlichen Verlauf des Jahres sieht Brudermüller optimistisch entgegen, erwartet aber im Jahresvergleich zu 2019 keine Verbesserung.
Schwache Zustimmung gab es für Kurt Bock. Der ehemalige BASF-Chef hatte sich nach zwei Jahren Auszeit gestern zur Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden gestellt. Der bisherige Vorsitzende, Jürgen Hambrecht, schied mit 73 Jahren aus dem Amt. Es gab keinen Gegenkandidaten. Dennoch erreichte Bock lediglich 67 % der Aktionärsstimmen, was einer ungewöhnlich schwachen Zustimmung entspricht.
Eine weitere Hiobsbotschaft betrifft Wintershall DEA. Die BASF geht inzwischen davon aus, dass der Börsengang der Tochter verschoben werden muss. Geplant war ein Listing im 2. Halbjahr. Der Vorstand schob die gesunkenen Ölpreise vor, aber der Elefant im Raum sind die US-Sanktionen. Der US-Kongress hat einen verschärften Gesetzesentwurf eingebracht, der nicht nur allen Unternehmen mit Sanktionen bedroht, die direkt und indirekt (!) am Bau der Nord Stream 2 Pipeline aus Russland beteiligt sind, sondern inzwischen sogar Länder und Behörden. Wintershall ist nicht nur indirekt, sondern direkt an der Finanzierung des Projektes beteiligt und würde daher bei einem Börsengang von Investoren im Zweifel nicht angefasst werden.
Wirecard: Klagewelle droht
Die Rücktrittsforderungen werden immer lauter. Markus Braun steht im Mittelpunkt des Wirecard-Skandals und wird scharf von allen Stakeholdern verbal attackiert. Abgesehen von der Münchener Staatsanwaltschaft und der Bafin, die bereits gegen das Unternehmen und den Vorstand ermitteln, kündigte sich am Donnerstag eine Klagewelle an. Neben der Deka, haben auch die DWS und die Union Investment angekündigt, dass man Klagen gegen Wirecard prüfen wird, um die Verluste in den eigenen Beständen abzufangen.
Die institutionellen Investoren haben sich in den letzten Wochen signifikant zurückgezogen. Nicht alle, aber einige haben ihre teilweise sehr hohen Gewichtungen bei Wirecard abgebaut, solange der Unternehmenskurs noch starke Tage gezeigt hat. Ein letzter großer Schwung ging bis Mittwochabend raus.
Die DWS meldete, dass man den Bestand an Wirecard Aktien bis Mittwoch um 60 % reduziert hatte. Der Rest sei Donnerstag verkauft worden. Union Investment umschrieb es etwas kryptischer und betonte, dass man weniger als 0,1 % der ausstehenden Wirecard-Aktien halten würde. Wir hatten Sie vor einem Monat darauf hingewiesen, dass die institutionellen Investoren jede Kursstärke bei Wirecard zum Abbau ihrer Positionen nutzen werden.
Neben Wirecard wird sich auch Ernst & Young fragen lassen müssen, wie weit ihre Verantwortung reicht. Wirtschaftsprüfer, die fehlerhafte oder gefälschte Bilanzen uneingeschränkt testieren, machen sich grundsätzlich schadensersatzpflichtig gegenüber den Aktionären. Und der Schaden ist enorm. Genauer gesagt 9 Mrd. Euro groß. Ausgehend von Kursen um 104 Euro am Donnerstagvormittag ging es nach der Terminabsage von Wirecard bis auf 29,90 Euro auf Xetra in den Keller. Das entspricht einem Rutsch der Marktkapitalisierung von 12,85 Mrd. Euro auf 3,69 Mrd. Euro.
Deflationszahlen im Mittelpunkt
Die deutschen Inflationszahlen am Morgen dominieren den Tageskalender. Um 08:00 Uhr bekommen wir die Erzeugerpreis- und Großhandelspreisindizes. Beide gelten als Frühindikatoren für die Verbraucherpreise, da sie die Entwicklung der vorgelagerten Preise darstellen. Der Erzeugerpreisindex für den Mai wird bei -2,1 % im Jahresvergleich und -0,3 % im Vergleich zum Vormonat gesehen. Das sind klar deflationäre Tendenzen. Für den Großhandelspreisindex liegt keine Prognose vor.
Nach der Börseneröffnung New York werden sich dann zahlreiche FOMC-Mitglieder zu Wort melden. Neben Jerome Powell werden Loretta Mester, Eric Rosengren und Randal Quarles reden.
19.06.2020 - Mikey Fritz - mf@ntg24.de
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