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Bayer, TUI, Commerzbank, Deutsche Bank – Deutsche Traditionsunternehmen zwischen Hoffnungsschimmern und Enttäuschungen

Bayer verliert erneut Klage in den USA

NTG24 - Bayer, TUI, Commerzbank, Deutsche Bank – Deutsche Traditionsunternehmen zwischen Hoffnungsschimmern und Enttäuschungen

 

Die nächsten Wochen können für die traditionsreichen deutschen Unternehmen Bayer, TUI und der Commerzbank entscheidend werden. Während bei Bayer die Enttäuschung über den Ausgang einer Schadersatzklage den Kurs drückt, befinden sich TUI durch die Wiedereröffnung der griechischen Inseln und die Commerzbank durch das Erreichen der Gewinnzone im Aufwind.

Ein Gericht in San Francisco entschied am Freitag, dass der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer (DE000BAY0017) einen Einzelkläger insgesamt 20,6 Millionen Euro Schadensersatz zahlen muss. Der Kläger hatte den glyphosathaltigen Unkrautvernichter des US-Saatgutherstellers Monsanto für seine Krebserkrankung verantwortlich gemacht und erhielt nun die Bestätigung des Gerichts. Bayer hatte Monsanto im Jahr 2018 übernommen und damit auch jegliche Zahlungen, die der Hersteller in einer damals schon vermuteten Klage zu zahlen hat. Um sich die fatale Fehlentscheidung, die Bayer damit getroffen hat einmal vor Augen zu führen, lohnt sich eine triviale Betrachtung der Börsenwerte. Bayer war im Jahr 2018 etwas über 110 Milliarden Euro an der Börse wert. Summiert man nun den Kaufpreis von Monsanto in Höhe von 60 Milliarden auf den damaligen Börsenwert, dann müsste Bayer nun ohne Kurssteigerungen und ohne jegliches Wachstum 170 Milliarden Euro wert sein. Die Realität sieht leider anders aus. Durch den Kursverfall in Anbetracht der Milliardenklagen ist Bayer lediglich mit einer Marktkapitalisierung von 56,06 Milliarde Euro an der Börse gelistet. Dies entspricht einem kumulierten Kursverfall von nahezu 70 %.

Des Weiteren belastet Bayer die eigene Bilanz jährlich mit Rückstellungen in Milliarden Höhe, die für Schadenersatzansprüche zurückgestellt werden müssen. Mitte des Monats schien Bayer aber die Trendwende geschafft zu haben und konnten verkünden, dass sie die Summe der zu zahlenden Ansprüche mit 12 Milliarden Euro fast 8 Milliarden Euro unter den prognostizierten Kosten sehen.

Das nun verkündete Urteil stellt daher einen herben Rückschlag dar. Bayer zeigte sich enttäuscht und kündete an, den Fall erneut zu überprüfen und bei Bedarf Einspruch erheben zu wollen. Wichtig ist für Bayer, dass der Fall nicht als Präzedenzfall für die insgesamt 125.000 Kläger in den USA Verwendung findet.

Auch in Anbetracht des Risikos höherer Strafzahlungen lohnt sich ein Blick auf Bayer. Die unsicheren Urteile sind in dem geringen Kurs des Unternehmens schon mit eingepreist und mit einem KGV von 9,72 gehört Bayer trotz der Rückstellungen zu den günstigsten Unternehmen im DAX. Trotz des Reputationsverlustes sind die Absätze von Saatgut und Düngemittel überwiegend konstant geblieben. Vor allem der Pharmabereich ist erwähnenswert. Bayer hat viele interessante und hoch profitable Medikamente (Xarelto: Hemmung der Blutgerinnung), die in der öffentlichen Debatte meistens übersehen werden und in sich hohes Wachstumspotenzial vereinen.

 

Öffnung der griechischen Inseln – Hoffnung für TUI

 

Von 10,08 € ging es bei TUI (DE000TUAG000) im vergangenen Jahr innerhalb von 2 Monaten runter bis auf 2,90 € pro Aktie. Wer zum Tiefpreis von 2,90 € gekauft hat, kann sich über eine Kursperformance von 65 % auf Jahressicht freuen. Trotz der Kurserholung konnte das Reisegeschäft bislang nicht wirklich wiederbelebt werden. Doch die Eröffnung der Reiseziele in der Algarve, den Balearen und nun auch den griechischen Inseln nährt wieder die Hoffnung, dass dieses Jahr nicht so katastrophal beendet wird wie das vergangene Jahr. Der größte Touristikkonzern der Welt hat im vergangenen Jahr ein Rekordverlust erwirtschaftet. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 2,4 Milliarden Euro bestehen. Der Umsatz ging sogar um 90 % zurück.

Das Griechenland an diesem Samstag offiziell die Tourismus-Saison 2021 eröffnet, gibt dem Unternehmen und den Aktionären Hoffnung. Griechenland gilt als wichtiges Zielland und als Meilenstein zur Normalisierung der Reisebranche.

Für den Sommer 2021 kann TUI 2,6 Millionen Buchungen vorweisen. Allerdings handelt es sich mehrheitlich um übertragbare Gutscheine aus dem Jahr 2020. Eine schnelle Lockerung des Reiseverkehrs ist essenziell, damit TUI die hohen Schulden abbauen kann und das Unternehmen wieder ruhigere Fahrwasser betritt.

 

Commerzbank durch radikalen Sparkurs wieder in Gewinnzone

 

Im ersten Quartal 2021 konnte das traditionsreiche deutsche Bankhaus unerwartet wieder einen Vorsteuergewinn vorweisen. Den Weg dahin ebnete der neue Vorstandschef Manfred Knoff. Dieser verfolgt seine radikalen Umbaupläne mit Vehemenz und ohne Rücksicht auf Verluste. Die Commerzbank (DE000CBK1001) wird das Filialnetz noch in den nächsten zwei Jahren von ehemals 800 auf 450 Filialen reduzieren und es sollen als Folge der Sparpläne weitere 6.000 Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Der Umbau kostet zwar voraussichtlich 2 Milliarden Euro. Doch bei einem Nettoverlust von 2,9 Milliarden Euro im Krisenjahr 2020 scheint die Summe verschmerzbar und die radikalen Umbaupläne alternativlos. Im Aktienhandel möchte die Commerzbank in Zukunft mit der deutsch-französischen Finanzgruppe Odd-BHF kooperieren. Die soll im teuren Privatkundengeschäft die Kosten senken und für erhebliche Komplexitätseinsparungen sorgen.

Einen wichtigen Impuls sollen auch die neuen Vorruhestandspläne bringen. Angestellte würden bei Annahme des Angebots ab dem 56. bis zum 63. Lebensjahr weiterhin 70 % des Gehalts beziehen. Wer das Angebot schon angenommen hat, oder sich noch in diesen Jahr dafür entscheidet, der erhält zudem eine einmalige Zahlung in Höhe von 30.000 €.

Die Umbaupläne und Sparmaßnahmen sind zwar schlecht für die Angestellten und auch Kunden in stadtfernen Gebieten müssen sich auf weniger Service-Leistungen einstellen, doch die Investoren nehmen die Nachrichten und Ergebnisse durchaus positiv auf. So kommt die Commerzbank auf eine Kursperformance von 117 % auf Jahressicht und die Papiere des Unternehmens notieren zur Zeit bei 6,50 €. Die nun strikt durchgeführte Restrukturierung, wäre wahrscheinlich etwas weniger Radikal ausgefallen, wenn die Commerzbank im Sommer 2017 mit der Deutschen Bank (DE0005140008) fusioniert hätte. Verhindert wurden die Fusionspläne 2017 vom Einschreiten der Gewerkschaft und den Arbeitnehmervertretern. Reflektiert betrachtet, scheint dies in der Vergangenheit aus Sicht beider Parteien nicht die beste Entscheidung gewesen zu sein.

 

16.05.2021 - Felix Eisenhauer - fe@ntg24.de

 

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  • ed - 17.05.2021 00:47:09 Uhr


 

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