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Deutsche Börse: Überzeugende Zahlen zum 3. Quartal

Deutsche Börse: Wann folgen Akquisitionen?

NTG24 - Deutsche Börse: Überzeugende Zahlen zum 3. Quartal

 

Am heutigen Dienstag legte die Deutsche Börse ihre Zahlen zum 3. Quartal 2019 vor. Und die konnten sich bestens sehen lassen. Die einzige offene Frage bleibt nur, die wir auch bereits im Rahmen unseres BÖRSENDUELLS zwischen DEUTSCHE BÖRSE (DE0005810055), LONDON STOCK EXCHANGE (GB00B0SWJX34) und EURONEXT (NL0006294274) am 29.09. kritisch aufgeworfen hatten:  Wann beginnt die Deutsche Börse, dem seit über 1 Jahr an den Tag gelegten strategischen Expansionstempo seiner europäischen Mitwettbewerber endlich in vergleichbarer Weise zu folgen, um nicht den Anschluss an das sich auch im Börsenmetier immer schneller drehende Konsolidierungsrad zu verpassen ?  In dieser aktuell einzig weiter offenen Frage sehen wir den wesentlichen Grund, warum die Aktie heute trotz des überzeugenden Zahlenwerks im 3. Quartal dennoch im heutigen Tagesverlauf um 3 % einbüßte. Wie sollte man sich aus dieser Sicht daher nun in der Aktie positionieren, gerade auch im Vergleich zu den Kontrahenten LSE und Euronext ? Eine Antwort gibt nachstehende Analyse.  

 

Chart:  DEUTSCHE BÖRSE vs. LSE / EURONEXT / DAX

 

Chart: Deutsche Börse vs. LSE / Euronext / DAX

 

Heutige Quartalszahlen der Deutschen Börse überzeugen vollständig

 

Auch wenn die Deutsche Börse mit der heutigen Ergebnisvorlage zum 3. Quartal die Erwartungen der Analysten insgesamt „nur“ getroffen hat, so ist nicht nur dessen reine Zahlenentwicklung, sondern gerade auch die dahinter liegende operative Qualität von einer beeindruckenden Stärke gewesen.

So erzielte die Deutsche Börse Gruppe im 3. Quartal 2019 bei einem bereits beachtlichen Nettoumsatzanstieg von 13 % ggü. Vorjahr eine ums Sondereffekte bereinigte Reingewinnausweitung um gleich 18 %. Auf 9 Monats-Basis steht hingegen bislang lediglich eine Umsatzsteigerung von 7 % sowie ein Reingewinnanstieg um 13 % gegenüber Vorjahr zu Buche. Es kann somit also zunächst festgehalten werden, dass sich zumindest gegenüber dem Vorjahr im 3. Quartal eine deutliche weitere Geschäftsbelebung bei der Deutschen Börse eingestellt hat. Und dies ist umso bemerkenswerter, als gerade auch in EURO-Umrechnung im 3. Quartal ja quasi alle weltweiten Kernaktienmärkte, angeführt von den USA und mit der einzigen Ausnahme im japanischen Nikkei-Index, volatil, jedoch per Saldo fast gänzlich richtungslos seitwärts tendierten. Auch die Börsenumsätze entwickelten sich in diesem Umfeld der schwelenden US-Handelskonflikte im 3. Quartal weltweit eher rückläufig. Es ist somit schon als ein beachtlicher Erfolg zu werten, dass sogar trotz 5 %-igen Kostenanstiegs im 3. Quartal die Deutsche Börse die Umsatz- wie Gewinnentwicklung gegenüber dem vorangegangenen 2. Quartal 2019 nahezu völlig unverändert behaupten konnte!

Der Vorstand der Deutschen Börse zitiert als wesentliche Hintergründe hierfür zur Hälfte eine weiter sehr ansprechende strukturelle Geschäftsentwicklung in nahezu allen Bereichen, zur anderen Hälfte jedoch ebenso eine Begünstigung bereits alleine durch die höhere Aktienmarktvolatilität, in deren Umfeld sich die starke Terminmarkt-Präsenz der Deutschen Börse über die Divisionen EUREX (Finanzderivate),  EEX (Rohstoffe) sowie Devisenhandel als sehr wertvoll erwies.

Gerade mit dieser Zahlenvorlage im 3. Quartal stellte die Deutsche Börse also, wie auch bereits in den vorangegangen Jahren, einmal mehr unter Beweis, dass sie vor allem dank ihrer unbestrittenen europäischen Marktführerschaft in Terminmarktgeschäften gegen Kursrichtungsänderungen von Aktienmärkten in der allgemeinen Geschäftsentwicklung so ertragsimmun ist, wie nur wenige andere internationale Mitwettbewerber. Hierzu trugen außerdem auch die starken weiteren Service-Standbeine der Deutschen Börse bei, die im 3. Quartal ggü. Vorjahr ebenfalls durchweg bestens abschnitten, so z. B. die Settlement-Tochter Clearstream (Nettoumsatz + 8 %), die Fondsservice-Einheit IFS (Nettoumsatz + 29 %) oder die Index- und Analysedaten-Sparte QONTIGO (Nettoumsatz + 27 %).

Insofern verwundert es auch kaum, dass mit diesem Ergebnissprung auf Quartals- sowie 9 Monats-Basis selbst auch der schärfste britische Konkurrent LSE deutlich abgehängt werden konnte (deren Gewinn im 3. Quartal ggü. Vorjahr nur + 12 %, auf 9 Monats-Basis nur + 9 %).

 

Einziges Manko: Realisierung strategischer Expansionsvorhaben

 

Offenkundig trägt also wohl doch der von der Deutschen Börse schon seit Jahren vorrangig eingeschlagene Trend zur Ausweitung und technologischen Fortentwicklung ihrer Handelsabwicklungs- und Serviceangebote nun bereits stärkere Früchte, als wir dies zugegebener Maßen bis jetzt vermutet hatten. In dieser zumindest europaweit zügig wachsenden Technologie- und Digitalisierungs-Führerschaft der Deutschen Börse muss man hinsichtlich ihrer Ertragspotentiale selbst in schwierigen Finanzmarktzeiten künftig also nicht die geringsten Bedenken haben.         

Die drängendste geschäftspolitische Frage der Deutschen Börse ist also derzeit zweifelsohne allein die, wann und wie sie es künftig bewerkstelligen wird, ihre stetig anhaltenden Ertrags- und damit auch Liquiditätszuwächse längerfristig in ebenso unverzichtbare Akquisitionsmaßnahmen zum weiteren Ausbau ihrer angestammten Geschäftsdomänen zu reinvestieren.

Unter diesem Aspekt der strategischen, akquisitionsgetriebenen Expansion laufen ihr bereits seit einigen Jahren doch ihre ärgsten Konkurrenten LSE und EURONEXT erkennbar den Rang ab, wie z. B. die ständige Börsenplatzerweiterung der EURONEXT (in den letzten Jahren um Lissabon und nun auch Oslo) sowie der zurückliegende 27 Mrd. USD-Erwerb des Finanzdatenanbieters Refinitiv durch die LSE klar illustrieren.

In der Außenwahrnehmung von Investoren und Analysten erscheint es uns daher als wenig dienlich, wie nun zusammen mit der Quartalszahlen-Vorlage erfolgt, mitzuteilen, dass die „Kriegskasse“ für Akquisitionen mittlerweile von 1,5 auf 2 Mrd. Euro angewachsen sei. Jedoch, so die weiteren Ausführungen des Vorstands, sei das Marktangebot strategisch interessanter wie auch preiswürdiger Übernahmekandidaten aktuell ziemlich rar gesät, und man überlege sich daher, bei anhaltender Erfolgslosigkeit in puncto strategischer Großübernahmen zum Abbau des aktuellen Liquiditätsüberhangs künftig auch erneut wieder ein Aktienrückkaufprogramm aufzulegen (wie zuletzt bereits Ende 2017 und 2018 erfolgt).

Eine baldige Verwendung ihres üppigen Liquiditätspolsters zu einer wegweisenden strategischen Großakquisition würden wir im jetzigen Geschäftsentwicklungsstadium der Deutschen Börse daher überaus begrüßen, und würde deren Aktienkurs bei hinreichender Fundierung einer solchen Übernahme sicherlich auch einen weiteren kräftigen Schub verleihen.

 

Aktienbewertung und Anlageempfehlung

 

Vergleicht man die aktuellen Aktienbewertungen von Deutscher Börse, LSE und EURONEXT, so hat sich an deren auffälliger KGV-Bewertungsdiskrepanz gemessen an deren Profitabilität seit unserem BÖRSENDUELL vom 29.09.  kaum etwas geändert. Noch immer weist die LSE nach ihrem sprunghaften Chartausbruch seit der Refinitv-Übernahme einen stolzen rd. 70 %-igen KGV-Aufschlag zur Deutschen Börse auf (2020e: 38 vs. 22), obwohl gleichzeitig deren geschätzte 2020er Nettogewinn-Profitabilität sogar erheblich unter der der Deutschen Börse liegt (Marge: 28 % vs. 38 %). Gleichzeitig weist die zugegeben nach Aktienmarktkapitalisierung rd. 5mal so klein wie die Deutsche Börse dimensionierte EURONEXT weiterhin einen rd. 20 %-igen KGV-Bewertungsabschlag zur Deutschen Börse-Aktie auf, ist aber sowohl nach o. g. Nettogewinnmarge wie auch den langfristigen Gewinnwachstumsschätzungen der Analysten derzeit der Deutschen Börse vollauf ebenbürtig.

Unter allen 3 genannten Börsenbetreibern würden wir daher auch weiterhin der EURONEXT die anlagestrategische Präferenz einräumen. Zur anlagestrategischen Nachverfolgung unserer Positionierung in der Aktie der DEUTSCHEN BÖRSE verweisen wir hingegen auf unser erfolgreich geführtes Musterdepot KONSERVATIV, in dem dieser Titel ebenfalls ein fester Bestandteil ist.

 

Musterdepot Konservativ

 

29.10.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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