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Deutsche Zinsen im Kreuzfeuer der Erwartungen - Lyxor Bund Future Daily Inverse ETF im Blick

Die EZB strategisch zwischen Baum und Borke

NTG24 - Deutsche Zinsen im Kreuzfeuer der Erwartungen - Lyxor Bund Future Daily Inverse ETF im Blick

 

Die strategische Positionierung der EZB mit ihren heutigen geldpolitischen Beschlüssen verdeutlicht einmal mehr das Dilemma europäischer Geldpolitik. Dass vor dem Hintergrund extrem niedriger Erwartungen das Normale eine Überraschung ist, sagt einiges über die kognitive Pufferkapazität der Marktteilnehmer aus. Sollte die Geldpolitik der EZB weiter ,,behind the curve‘‘ bleiben, dürfte der Außenwert des Euros bald mehr Aufmerksamkeit erhalten, als der EZB gelegen kommt. Eine Möglichkeit, an steigenden langfristigen Zinsen Deutschlands zu partizipieren, ist der Lyxor Bund Future Daily (-1x) Inverse UCITS ETF.

Nach ihrer heutigen Sitzung teilte die Europäische Zentralbank mit, dass sie ihren geldpolitischen Kurs trotz hoher Inflation fortsetzten wird. Der Leit- und Einlagenzins sowie der Spitzenrefinanzierungssatz bleiben unverändert bei 0 %, -0,5 % und 0,25 %.

Die monatlichen Anleihekäufe im Rahmen des APP-Programms sollen kommenden Monat auf 40 Mrd. Euro verdoppelt werden, im Folgemonat sollen Käufe im Umfang von 30 Mrd. Euro getätigt werden, und im Juni sollen es dann ,,nur‘‘ noch 20 Mrd. Euro sein.

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Werbebanner EMH PM TradeDie EZB reagierte allerdings perspektivisch auf die hohen Inflationsraten im Euroraum. Sie teilte mit, dass sie ihre Anleihekäufe vollständig einstellen werde, wenn die Inflation weiter weit oberhalb der angestrebten Marke bleiben sollte. Die Inflationsrate ist im Februar 2022 in Deutschland mit 5,1 % wieder über die Fünf-Prozent-Marke geklettert und liegt weit oberhalb der Zielmarke von 2 %. Im Euroraum lagen die Inflationsrate im Februar sogar bei 5,8 %.

Als Reaktion auf die heutige EZB-Entscheidung sprangen die Renditen im Euroraum deutlich nach oben. Die Rendite der 10-jährigen deutschen Bundesanleihe legt aktuell um über 20 % auf eine Rendite von 0,253 % zu.

 

Dt. Staatsanleihen 10 Jahre auf TradingView

 

Die jüngste Entscheidung verdeutlich damit einmal mehr, wie sehr die EZB mit ihrer Geldpolitik in einem Dilemma steckt. Jahrelang hat sie mit einer extrem expansiven Geldpolitik den Geschäftsbanken und überschuldeten Mitgliedsstaaten billiges Geld verschafft, um eine Pleite zu vermeiden. Noch gut erinnern sich die Märkte an die Worte des damaligen EZB-Präsidenten Draghi, man werde alles tun, was nötig ist, um den Euro zu erhalten (Whatever it takes).

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Aus dieser geldpolitischen Extremposition wieder herauszukommen, ohne eine Vollbremsung bei der Konjunkturentwicklung und der Kreditvergabe zu provozieren, ist die eigentliche ,,Challenge‘‘.

Die angedachte gemeinsame Kreditaufnahme durch die EU, die in den EU-Verträgen als Haftungsunion ausgeschlossen ist, steht dabei schon in Wartestellung. Als diese Pläne am 08.03.2022 bekannt wurden, hatte die obige Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen bereits wieder von – 0,02 % auf + 0,2 % zugelegt!

Dies zeigt, dass das Kreditrisiko gesamtschuldnerischer Haftung auf EU-Ebene immer schneller in die Bonität Deutschlands ,,hineinsickert‘‘ und dieses Sickerwasser das deutsche Zinsniveau wie einen Schwimmring bei steigendem Pegel anhebt.

Aus charttechnischer Perspektive war der Reflex des Renditerückgangs im Zuge der ,,Risk-off-Bewegung‘‘ nach der Eskalation in der Ukraine nur eine Konsolidierung des vorangegangenen Ausbruchs nach oben über die im Rendite-Chart mit einer durchgezogenen blauen Horizontalen markierten Widerstandszone.

Die langjährigen dynamischen Widerstände waren bereits zuvor deutlich überwunden worden und hatten die nun ablaufende Entwicklung lange vorher angekündigt.

Eine Möglichkeit, an steigenden langfristigen Renditen zu partizipieren, ist der Lyxor Bund Future Daily (-1x) Inverse ETF (LU0530119774). Die Performance des ETF spiegelt eine Short-Position auf den Euro-Bund-Future zuzüglich einer Verzinsung des nicht gebundenen Kapitals auf Basis des EONIA-Satzes wider. Der Euro-Bund-Future referiert dabei auf eine synthetische 10-jährige deutsche Bundesanleihe. Es gilt der folgende Zusammenhang: Die Wert der Anlage fällt, wenn die Zinsen im Bereich der 10-jährigen Anleihen fallen, und der Wert der Anlage steigt, wenn die Zinsen im 10-jährigen Bereich steigen.

 

Und was ist das Fazit?

 

Die jüngste Entscheidung der EZB verdeutlicht das Dilemma europäischer Geldpolitik. Der Weg in eine europäische Schulden-Vergemeinschaftung wird immer deutlicher und damit der Pfad eines zu erwartenden steilen Renditeanstieges deutscher Staatsanleihen, welche als mittelfristiges Kursziel zunächst 0,6 % und 0,8 % anpeilen.

Der Weg dahin dürfte jedoch steinig werden. Denn die damit einhergehenden massiven Kursverluste bereits laufender Anleihen müssen am Markt verteilt werden, in dem die EZB bislang als Angebotsoligopolist auftrat. Diese Funktion stellt eine fundamentale Herausforderung für ihre Glaubwürdigkeit dar, da Staatsfinanzierung nicht zu ihren Aufgaben gehört. Wie sie den Spagat zwischen Konjunkturförderung, Inflationsbekämpfung und neuerdings Umweltförderung bewerkstelligen will, ohne die Signalfunktion des Zinses vollends zu beenden, bleibt bislang ihr Geheimnis. Es mangelt also nicht an geldpolitischem Sprengstoff.

Wie sich die EZB in dieser Herausforderung schlägt, wird der Wechselkurs des Euros zur Reservewährung US-Dollar und zu den Fluchtwährungen Schweizer Franken und dem Singapur-Dollar sensibel anzeigen, solange es keine Kapitalverkehrskontrollen gibt.

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Werbebanner ISIN-WatchlistJe zögerlicher die EZB bei den Zinserhöhungen vorgeht, umso tiefer fällt der Realzins zudem in der Eurozone. Und dass niedrige Realzinsen Rückenwind für Gold und Silber sind, macht eine verstärkte Beobachtung des Gold- und Silberpreis in Euro interessant. Denn diese könnten als ,,Kanarienvogel in der geldpolitischen Kohlegrube‘‘ eine zunehmende Abkopplung des Fiatgeldsystems von einem Geldsystem ohne Gegenparteienrisiko sein. Und das Gegenparteienrisiko des Euro ist unter anderem die EZB selbst. Man darf also auf die weitere Renditeentwicklung im Euroraum und ihre Auswirkung auf die Finanzierungskraft der Euro-Staaten und den Außenwert des Euros gespannt sein!

 

10.03.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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