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EVOTEC: Abflauendes Wachstum des Basisgeschäfts

EVOTEC: Zurückhaltende Prognosen und Leerverkäufe

NTG24 - EVOTEC: Abflauendes Wachstum des Basisgeschäfts

 

Trotz gestriger Vorlage auf den ersten Blick sehr ansprechender Zahlen zum 3. Quartal ist der langfristig sehr dynamische Aufwärtstrend der EVOTEC-Aktie (DE0005664809) bereits mit der zurückliegenden Vorlage des Halbjahresergebnisses doch erheblich ins Stocken geraten. Obwohl dies fundamental zunächst kaum erklärlich erscheint, sehen wir derzeit jedoch einige Gründe, warum der Aktienkurs den kaum gefährdeten Wachstumstrend des Unternehmens derzeit jedoch in keiner Weise widerspiegelt und gar Gefahr läuft, nun den primären charttechnischen Aufwärtstrend seit Oktober 2016 zu verletzen. Wir analysieren diese Aspekte und geben hierauf eine aktuelle Positionierungsempfehlung in der Aktie ab.

 

Chart: EVOTEC gegen CDAX-Index

 

Chart: Evotec gegen CDAX

 

Trotz Prognoseanhebung für 2019 gemischte 9 Monats-Zahlen

 

Die gestern für die ersten 3 Quartale 2019 vorgelegten Zahlen von Evotec, Deutschlands führendem ganzheitlichen Biotech-Forschungsunternehmen mit Sitz in Hamburg, fielen insgesamt erwartungsgemäß aus, übertrafen jedoch insbesondere auf der operativen Gewinnebene die Analystenschätzungen.

So konnte nach den abgelaufenen 9 Monaten per September 2019 bei einer bereits deutlichen Konzernumsatzsteigerung um 16 % gegenüber dem Vorjahresniveau der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen des gewöhnlichen Geschäfts (EBITDA) gegenüber dem Vorjahr sogar weit überproportional um 36 % ausgebaut werden. Hierdurch verzeichnete die im Vorjahr bereits auf 24,7 % gestiegene operative Betriebsmarge einen weiteren Sprung auf einen exzellenten Wert von 29,0 %.

Der Konzernvorstand nahm dies zum Anlass, auf Basis dieser Geschäftsentwicklung bei einer unveränderten Umsatzerwartung für 2019 (+ 15 % gegenüber dem Vorjahr) die Prognose der EBITDA-Steigerung im Gesamtjahr 2019 von bisher „mindestens + 10 %“ auf nunmehr + 15 % gegenüber dem Vorjahresniveau anzuheben.

Nach Angaben der Geschäftsführung lieferten beide Standbeine des klassischen Evotec-Geschäfts, nämlich sowohl Erlöserzielungen aus aktuell über 100 betriebenen Forschungskooperationen wie auch direkte Lizenz- und sog. Meilenstein-Erträge aus der Entwicklung biopharmazeutischer Wirksubstanzen im Auftrag Dritter, wertvolle Beiträge zu diesem gesteigerten Umsatz- und Gewinnaufkommen.

Nennenswerte Lizenz- und Meilenstein-Zahlungen in den abgelaufenen 3 Quartalen des Geschäftsjahres resultierten dabei aus erfolgreich abgeschlossenen präklinischen und klinischen ersten und zweiten Testphasen von Präparaten der Pharmaproduzenten Bayer (Atemwegserkrankungen), Boehringer Ingelheim (Atemwegserkrankungen und Onkologie) sowie der US-amerikanischen Celgene (Erkrankungen des Zentralen Nervensystems). Zudem wurde die entsprechende Entwicklungspartnerschaft mit Celgene zuletzt auch bis 2023 verlängert, was einen weiteren Meilensteinumsatz von 30 Mio. USD mit sich brachte.

Jedoch lieferte die Erstkonsolidierung des im Mai 2019 für 90 Mio. USD erworbenen US-Spezialisten zur Erforschung biopharmazeutischer Wirksubstanzen, Just Biotherapeutics (nun neuer Bereichsname Just - Evotec Biologics) sowie die erstmalige Anwendung des US-Rechnungslegungsstandards IFRS in den ersten 9 Monaten einen zusätzlichen EBITDA-Gewinn von über 10 Mio. Euro.

Ohne diese beiden Effekte wäre der operative EBITDA in den ersten 9 Monaten gegenüber dem Vorjahr also lediglich um rd. 21 % gestiegen und hätte sich damit schon bereits deutlich eher dem 16 %-igen Umsatzwachstum der ersten 3 Quartal angenähert.

Und allein im 3. Quartal blieb von der von Evotec zitierten Margenausweitung (anders als noch auf 9 Monats-Basis) nahezu nichts mehr übrig.

Denn im 3. Quartal konnte bei der 15 % betragenden Umsatzausweitung der bereinigte operative EBITDA lediglich gerade noch um 16 % gegenüber Vorjahr gesteigert werden. Hintergrund hierfür war im Wesentlichen, dass von Juni bis September 2019 sowohl die Vertriebs- und Verwaltungskosten um 20 %, wie auch die Forschungs- und Entwicklungskosten um 10 % gegenüber der Vorjahresperiode anzogen. Auch die Tatsache, dass die (traditionell allerdings sehr volatilen) Meilensteinzahlungen trotz Ausbaus der Forschungs- und Entwicklungspipeline in den ersten 9 Monaten um fast 20 % hinter dem Vorjahresniveau zurückgeblieben sind, dürfte der Gewinnentwicklung auf 9- wie 3-Monats-Basis einen weiteren Abbruch beschert haben.   

Trotz der an sich noch immer sehr stattlichen zurückliegenden Wachstumszahlen wie auch jüngsten langfristig sehr interessanten Kooperationsabschlüsse (z.B. breit angelegte Medikamentenentwicklungs-Allianz mit Takeda; Tuberkulose-Forschungsauftrag der Bill Gates-Stiftung; neues 50/50- Langfrist-Joint Venture mit schweizerischer Vifor Pharmaceuticals zur Therapierung von Nierenerkrankungen; Forschungsausbau im Bereich weiblicher Geschlechtserkrankungen) erhärtet sich daher bei vielen Analysten und Investoren offenbar mittlerweile die Mutmaßung, dass Evotec nun - zumindest vorübergehend - in die Phase eines im historischen Vergleich nur moderateren Gewinnwachstums einschwenken könnte.    

 

Evotec Beitragsbild

Bildnachweis: © Eckert & Ziegler

 

Auslaufende Sanofi-Subvention und Ergebnisprognose 2020

 

Die Mutmaßung eines kurzfristig möglicherweise nachlassenden Wachstums auf der Umsatz-, aber gerade auch auf der Gewinnseite sehen wir auch durch den Umstand erhärtet, dass Vorstandschef Werner Lanthaler in einem jüngsten Interview trotz eines für 2020 gesehenen „weiter sehr erfreulichen“ Geschäftsverlaufs im kommenden Jahr lediglich ein Umsatzwachstum um rd. 5 - 10 % für gesichert hält, und gleichzeitig eine operative EBITDA-Erzielung nur auf Vorjahresniveau in Aussicht stellt.

Ein wesentlicher Hintergrund hierfür dürfte sein, dass sich vereinbarungsgemäß Sanofi ab März 2020 aus einem gemeinsamen deutsch-französischen Forschungs-Joint Venture mit Evotec in Toulouse zurückziehen wird. Den hieraus resultierenden Belastungsfaktor auf der Umsatz- wie Gewinnseite beziffert Evotec jeweils gleich hoch mit rd. 20 Mio. Euro, was bereits allein rd. 1/5 des für 2020 anvisierten Gesamtjahres-EBITDAs ausmacht.

Der Hintergrund für diese prognostizierte gleich hohe Umsatz- wie Gewinnbelastung aus dem Sanofi-Rückzug ist hierbei, dass Evotec gerade in diesem lukrativen Forschungsprojekt in Toulouse (wie dies aber auch generell für die gesamte Unternehmensphilosophie gilt) in 2020 nicht die geringste, kurzfristig gewinnsteigernde Kürzung der Forschungs- und Entwicklungsbudgets anstrebt, sondern im Gegenteil in 2020 dieses Budget (mit dem Ziel langfristiger Gewinnmaximierung) auch weiter konsequent ausbauen will, z.B. über die geplante Einstellung von über 300 weiteren „Top-Wissenschaftlern“ allein in 2020.

Auch der jetzt erstmals eingetretene positive Zusatzeffekt der Gewinnausweisumstellung in den USA auf den Standard IFRS dürfte natürlich in 2020 kaum mehr in entsprechendem Maße wirksam werden.

Vor diesem Hintergrund teilen wir zwar zusammenfassend insgesamt die Aussage des Evotec-Vorstands, dass rein von der Geschäfts-Expansion her 2020 wieder ein sehr erfolgreiches Jahr für Evotec, begleitet von der Bekanntgabe weiterer strategisch interessanter Kooperationsvereinbarungen, werden dürfte. Welche Umsatz- und Gewinnentwicklung hiermit jedoch verbunden sein dürfte - und dies betrachten Analysten wie Investoren aktuell offenbar mit höchst zurückhaltender Aufmerksamkeit - dürfte jedoch in 2020 einer erhöhten Unsicherheit unterliegen, und auch die zurückliegenden Aussagen von CEO Lanthaler hierzu zerstreuen eine derartige Skepsis momentan nicht gerade.

 

Hedgefonds-Leerverkäufe als weiterer Belastungsfaktor

 

Sicherlich genährt durch das offenbar aktuell abflauende Gewinnwachstum wie auch die unverkennbare Zurückhaltung des Evotec-Vorstands in der Bezifferung seiner Ergebnisprognosen für 2020 wird auf Basis meldepflichtiger Transaktionen gerade durch US-Hedgefonds auch seit Monaten immer mehr deutlich, dass diese sich offenbar mittlerweile zunehmend durch sog. Leerverkaufs-Engagements gegen Evotec zu positionieren beginnen.

Auswertungen dieser aktuellsten Leerverkaufs-Mitteilungen ergeben hiernach, dass momentan bereits 6 US-Hedgefonds meldepflichtige Leerverkaufspositionen von jeweils über 0,5 % in der Evotec-Aktie aufgebaut haben, die sich derzeit auf immerhin rd. 10 % des umlaufenden Evotec-Aktienkapitals summieren. Ob dies jedoch bereits den kompletten Gesamtumfang aller aktuell eingegangenen Evotec-Leerverkaufspositionen auch anderer Marktteilnehmer korrekt widerspiegelt, darf bezweifelt werden, da wie oben erwähnt, Engagements unterhalb einer Grenze von 0,5 % des Evotec-Aktienkapitals ja überhaupt nicht meldepflichtig sind. Über das effektive Volumen der gesamten aktuell marktgehandelten Leerverkaufspositionen gegen die Evotec-Aktie kann daher derzeit lediglich spekuliert werden.

 

Aktienbeurteilung und strategische Positionierungsempfehlung

 

Wie oben ausführlich dargelegt, schließen wir uns der aktuell offenbar zunehmenden Mutmaßung von Analysten und Investoren an, dass Evotec nun vor allem durch wegfallende Gewinnbeiträge aus 2019 wie auch die angekündigte weitere Ausdehnung ihres Forschungs-, Entwicklungs- und Personalkosten-Budgets zumindest in 2020 ein deutlich nachlassendes Gewinnwachstum ins Haus stehen könnte.

Auch die momentan offensichtlich gesteigerte Short-Positionierung diverser US-Hedgefonds gegen Evotec betrachten wir mit Skepsis.

Wir schätzen es in diesem Umfeld daher momentan auch als fraglich ein, ob, wann und in welchem Maße die aktuell fraglos erhebliche fundamentale Unterbewertung der Evotec-Aktie (gegenwärtiges Analysten-Konsenskursziel: + 50 % / 28,80 Euro) künftig positiv in einem entsprechenden Kursausbruch zum Tragen kommen wird.        

Angesichts dieser Unwägbarkeiten heben wir unsere Stop Loss-Marke für die Aktie nunmehr auf 18,15 Euro an. Zu Ihrer weiteren Nachverfolgung unserer Positionierung in der Aktie verweisen wir auf unser erfolgreich gemanagtes Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV, in dem dieser Titel gegenwärtig allokiert ist.

 

 

13.11.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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