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Forschungsallianz mit SANOFI

EVOTEC: Diabetes-Betazellforschung vor dem Durchbruch?

NTG24 - Forschungsallianz mit SANOFI

 

Zwei sehr positive Nachrichten gab es in den letzten beiden Tagen zur seit Jahren bestehenden, weitreichenden Pharmaforschungs-Allianz zwischen EVOTEC (DE0005664809) und dem weltführenden französischen Pharmakonzern SANOFI (FR0000120578) zu vermelden. Gerade, dass hierdurch die Nachhaltigkeit der Partnerschaft zwischen Evotec und Sanofi eine unzweifelhafte Bestätigung fand, beruhigte viele Investoren wie Anleger offenbar sehr und führte zu einem heutigen weiteren Aktienkursanstieg um 2 %, nachdem im Frühjahr 2020 Sanofi zunächst planmäßig seinen Rückzug aus dem gemeinsamen Wirkstoffforschungs- Joint Venture in Toulouse antreten und so für eine temporäre Umsatz- und Gewinnbelastung bei EVOTEC von rd. 20 Mio. Euro sorgen wird.

Da Sorgen einer nachhaltigen Beeinträchtigung der jahrelangen fruchtbaren Forschungskooperation zwischen Evotec und Sanofi aber mit den nachstehend dargelegten Meldungen wohl nun endgültig zu den Akten gelegt werden können, und sich der Aktienkurs zuletzt nur minimal über unserem gesetzten Stop-Kurs von 18,15 Euro deutlich zu stabilisieren begann, unterziehen wir die Aktie nun einer neuen Bewertung. Der Titel ist auch weiterhin Bestandteil unseres Strategiedepots AKTIEN SPEKULATIV.      

 

Chart: EVOTEC gegen NASDAQ BIOTECH MIDCAP (EURO) – Index

 

Chart: Evotec gegen STOXX 600

 

Kompensation des SANOFI-Rückzugs aus Forschungs-Joint Venture in Toulouse

 

Die zunächst erfolgte gestrige Nachricht sorgte zunächst für ein Aufatmen und betraf die fortgesetzte, weitere künftige Involvierung von Sanofi in die Toulouser Wirkstoffforschungs-Aktivitäten von Evotec.

Denn zunächst einmal wird sich Sanofi planmäßig im Frühjahr aus diesem gemeinsamen Joint Venture-Unternehmen in Toulouse zurückziehen und den Weiterbetrieb dieses Forschungsinstituts alleine in die Hände von Evotec legen. Dies wird nach Angben von Evotec zu einer Umsatz- und Gewinnschmälerung von rd. 20 Mio. Euro führen, die Evotec aufgrund dieser feststehenden Belastung jedoch bereits im 4. Quartal dieses Jahres durch eine entsprechende Rückstellungsbildung abdecken wird. Der bereinigte operative Konzerngewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird daher in 2019 nach aktueller Erwartung des Vorstands voraussichtlich „nur“ um + 15 % steigen (auf 9 Monats-Basis noch + 36 %), was jedoch eine deutliche Prognoseanhebung seit Ende des 1. Halbjahres darstellt (damalige EBITDA-Wachstumsprognose für 2019: nur + 10 %).

Als untrüglicher Beleg für Sanofi’s hohes strategisches Interesse an einer intensiven Kooperationsfortsetzung mit Evotec ist es daher zu werten, dass Sanofi gemäß gestriger Meldung – sicher auch unter Berücksichtigung des kommenden Rückzugs aus dem Forschungs Joint Venture in Toulouse – bekanntgab, die Aktivitäten von Evotec im Gegenzug nun dahingehend zu unterstützen, dass von ihr künftig pharmazeutische Flüssigsubstanzen eigener Produktion zur zentralen Lagerung an die von Evotec betriebene Substanzproben-Bibliothek in Toulouse transferiert werden. Dies ergänzt diese bisherigen Substanzverwaltungs-Aktivitäten von Evotec in Toulouse dahingehend glänzend, dass Evotec hier bislang bereits die Hauptkompetenz für die Verwaltung pulverisierter Pharmasubstanzen innehatte. Beide Unternehmen versprechen sich durch die nun zentralisierte Zusammenlegung und Erweiterung der Substanzproben-Bibliothek in Toulouse unter dem nachgewiesenen Forschungs-Know How von Evotec eine künftig noch effizientere wie kostengünstigere Ermittlung optimierter Kombinationen künftiger biopharmazeutischer Wirkstoffsubstanzen.

 

Dritte Meilensteinsteinzahlung von SANOFI in der Diabetes-Forschungsallianz

 

Heute erhielt diese positive Nachricht der weiteren Toulouser Forschungsbegleitung durch Sanofi auch dahingehend sogar noch eine weitere Flankierung, dass Evotec zudem die Erreichung einer dritten Meilensteinzahlung aus der seit 2015 bestehenden Diabetes- Forschungsallianz mit Sanofi in Höhe von 3 Mio. Euro bekanntgab (= rd. 6 % des voraussichtlichen 2019er Nettogewinns). Diese sich damit nunmehr auf insgesamt 12 Mio. Euro summierende Meilensteinzahlung durch Sanofi wurde ausgelöst, nachdem Evotec weitere relevante Kriterien für die Entwicklung einer sog. Betazell-Ersatztherapie erfüllt hat.

Bei dieser Therapieform handelt es sich um den Versuch, aus menschlichen Stammzellen körpereigene Betazellen (= Träger der menschlichen Insulinproduktion) zu isolieren, um nach deren Verabreichung an Diabetes-Patienten deren körpereigene Insulinproduktion wieder zu reaktivieren und bei Erfolg dieser Therapieform künftig möglicherweise selbst gänzlich auf Zuführung externen Insulins verzichten zu können. Würde sich dieser Therapieansatz langfristig als erfolgreich erweisen, würde dies einer „Revolution“ in der bisherigen Therapierung von Diabetes-Erkrankungen gleichkommen (grundlegende Therapierung der Ursache und nicht des Symptoms!) und damit auch die Kosten bisheriger klassischer Diabetes-Behandlungen und Insulin-Zuführungen (2017: weltweit 727 Mrd. USD) beträchtlich reduzieren.

Bereits im Juni 2018 hatte Evotec darüber hinaus auch dahingehend die Partnerschaft mit Sanofi schon beträchtlich verstärkt, indem auf Lizenzbasis wesentliche Teile des Forschungsbereichs von Sanofi im Bereich von Infektionserkrankungen an Evotec ausgelagert wurden.

All diese Transaktionen belegen also eindeutig, dass die seit Jahren vollauf intakte Pharmaforschungs-Allianz zwischen Evotec und Sanofi auch weiterhin trotz des (längstens vereinbarten) Rückzugs von Sanofi aus dem Forschungsinstitut in Toulouse in bestem Einvernehmen fortbesteht.

 

Bild: EVOTEC Forschung

Bildnachweis: © Siemens Healthcare GmbH

 

FAZIT:  Aktienbewertung und Anlageurteil EVOTEC

 

Mit den zurückliegenden zwei sehr positiven Nachrichten aus dem Lager von Sanofi sollten sich Befürchtungen ein Allianzbeeinträchtigung zwischen beiden Konzernen künftig gänzlich als gegenstandslos erweisen.

Zudem erhielt die EVOTEC-Aktie in den letzten Wochen oberhalb eines Kurses von 18,15 Euro auch dadurch Auftrieb, dass z.B. auf dem Eigenkapital-Forum in Frankfurt und auch auf weiteren Konferenzen CEO Lanthaler wie auch CFO Spillner die zurückliegende herbe Korrektur des Aktienkurses zum Anlass zu folgender vehementer Aussage nahmen:

Der Konzern sei in seinen aktuell über 100 bestehenden Pharmaforschungskooperationen über alle Entwicklungsstadien hinweg (EVT Innovate) wie auch in dauerhaften Allianzen z.B. mit Bayer, Boehringer Ingelheim, Celgene, Novartis, Novo Nordisk, Pfizer, Sanofi, Takeda und UCB auf relevanten Therapiegebieten wie neuronalen Erkrankungen, Diabetes, Schmerzerkrankungen, Onkologie, Infektions- und Atemwegserkrankungen sowie Bindegewebserkrankungen derzeit „stabiler und wachstumsstärker aufgestellt als jemals zuvor in der Firmengeschichte“.

Wir halten diese Aussage angesichts der zurückliegenden positiven Nachrichtenlage um den Konzern für sehr fundiert und sehen zudem auch in der Frage der künftigen Allianzentwicklung mit Sanofi aktuell einen wesentlichen zurückliegenden Unklarheitsfaktor als beseitigt an.

Insofern ist es für uns um so unverständlicher, dass offenbar ausgerechnet am 18.12. zwei US-Hedgefonds (Canada Pension Plan Investment Board und Voleon Capital Management LP) ihre aktuellen Short-Positionen in EVOTEC sogar neu aufgebaut bzw. weiter ausgebaut haben (auf 0,52 % bzw. 0,84 %) und sich die meldepflichtige Leerverkaufsquote in EVOTEC (Positionen > 0,5 %) somit auch weiterhin - wie bereits vor mehreren Monaten – ziemlich unverändert derzeit auf rd. 10,8 % beläuft.      

Angesichts der nunmehr deutlich verbesserten Nachrichten- und Stimmungslage um EVOTEC sind wir zwar relativ sicher, dass derartige auf Kurskorrekturen spekulierende Hedgefonds mit ihren Positionierungen momentan auch weiterhin ins Leere laufen werden, behalten diesen fundamental zunehmend unverständlichen Faktor jedoch auch weiterhin kritisch im Auge.

Mit einem KGV (2020e) von derzeit rd. 60 stellt die Aktie zwar aktuell kein Schnäppchen dar, jedoch liegt dieses KGV für stark aufstrebende kleinere / mittelgroße aufstrebende Biotech-Konzerne mit ungefährdetem Potenzial weiterhin prozentual deutlich zweistelliger Gewinnwachstumsraten noch immer im Bereich international üblicher Normen. Wir behalten die Position in EVOTEC daher auch weiterhin in unserem Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV bei.

 

 

20.12.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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