Edelmetalle: Heutige US-Inflationszahlen ausschlaggebend für die weitere Trendrichtung
Neuengagements von heutiger US-Inflationspublikation abhängig zu machen
Nach ihrer gestrigen Rallye infolge des weiterhin positiv nachwirkenden Februar-Arbeitsmarktberichts sowie der zunehmenden, aktienmarktbelastenden Bankenprobleme in den USA ist im bisherigen frühen Handel der Edelmetalle im Vorfeld der um 13:30 Uhr anstehenden Publikation der US-Inflationszahlen für den Februar nun zunächst eine starke Beruhigung, verbunden mit einer spürbaren Kursabschwächung, eingetreten.
So verliert Gold (TVC:GOLD) aktuell um 10:40 Uhr - 0,6 % auf 1901 USD, Silber (TVC:SILVER) korrigiert um - 1,2 % auf 21,55 USD, Platin (TVC:PLATINUM) schwächt sich um - 0,6 % auf 990 USD ab und Palladium (TVC:PALLADIUM) büßt ebenso - 0,7 % auf 1463 USD ein.
In der bis zum gestrigen Handelsschluss bereits zunehmenden Überkauftheit aller Edelmetalle auf laufender 5-stündiger Chartbasis, gekennzeichnet durch die durchweg deutliche Überschreitung ihrer oberen Bollinger Band-Ränder, rechnen wir bis zur Publikation der US-Inflationszahlen für den Februar um 13:30 Uhr nun weiterhin mit einem nur verhaltenen und volatilitätsarmen Handelsgeschehen.
Ab der Publikation dieser Preisdaten um 13:30 Uhr dürfte jedoch die schon seit dem Korrektur-Ausbruchsstart aller Edelmetalle ab dem 27./28.02. verzeichnete starke Handelsaktivität und -hektik wieder schlagartig zurückkehren.
Optimistische Erwartungshaltung zu den US-Inflationsdaten
Nachdem gestern gemäß der um 16:00 Uhr erfolgten Monatspublikation der FED New York die bei 1.300 US-Haushalten online erhobenen nationalen Konsumenten-Inflationserwartungen auf Sicht von einem Jahr erfreulich stark von 5,0 % auf 4,2 % zurückgegangen waren – ein Faktor, den die FED auch ebenfalls grundsätzlich in alle Leitzinsentscheidungen mit einfließen lässt – wird der heute um 13:30 Uhr erfolgenden Veröffentlichung der US-weiten Gesamt- und Kerninflations-Daten im Februar für den weiteren Verlauf aller Edelmetall-Preisentwicklungen fraglos eine überragende Bedeutung zukommen.
Zu dieser Inflationspublikation prognostizieren die Ökonomen im Konsens nun ebenfalls optimistisch einen deutlichen Rückgang der Jahres-Gesamtrate von + 6,4 % (Januar) auf „nur“ noch + 6,0 %. In der Kernrate ohne Nahrungsmittel- und Energiekosten wird dagegen, was auch die FED gemäß ihren Aussagen jedoch grundsätzlich kaum anders erwartet, im Februar nur mit einer erheblich geringeren Inflations-Rückbildung von + 5,6 % auf + 5,5 % gerechnet.
Vor allem angesichts der für Februar bereits gemeldeten, weiter hartnäckig hohen Industrie- sowie Dienstleistungs-Einkaufsmanager-Preise stufen wir den Eintritt der zuversichtlichen Konsensprognosen zur Entwicklung der Februar-Inflationsraten analytisch jedoch derzeit als recht zweifelhaft ein.
Enttäuschende US-Inflationszahlen würden erneute Korrektur auslösen
Sollten die heute gemeldeten Inflationszahlen in der Gesamt- wie auch Kernrate unerwartet hoch ausfallen, was wir für in jedem Fall für vorstellbar halten, wäre mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gerade nach ihren Rallyes der letzten drei Handelstage eine empfindliche Korrektur aller Edelmetallpreise zu erwarten, zumindest sofern auch gleichzeitig nun erst einmal eine Beruhigung der Nachrichtenlage zu den US-Bankenproblemen der letzten Tage (Silicon Valley Bank, Signature Bank, First Republic Bank) eintreten sollte.
Denn sicher auch in der Erwartung oder vielmehr Hoffnung, die FED könne sich durch die Zusammenbrüche dieser 3 allesamt als „mittelgroß“ einzustufenden US-Banken nun zu einer gemäßigteren weiteren Zinserhöhungspolitik veranlasst sehen (wovon aus unserer Sicht jedoch kaum auszugehen ist, solange sich keine Krisenausweitung auf das gesamte Bank- und Finanzsystem abzeichnet) sind die entsprechenden Ökonomen-Konsensprognosen gemäß dem sog. FED Watch-Tool doch zuletzt auf sehr optimistisch niedrige Werte heruntergeschraubt worden.
Konsensprognosen gemäß FED Watch-Tool nun bereits unrealistisch günstig
So wird gemäß dem aktuellen Auswertungsstand dieses Tools nun zum einen von einer rd. 72 %igen Mehrheit der befragten Ökonomen prognostiziert, dass die FED auf ihrem kommenden Meeting am 22./23.03. den Leitzins weiter um nur + 0,25 % anheben wird (neuer Korridor dann 4,75 – 5,00 %).
Die verbleibenden 28 % der befragten Ökonomen gehen sogar mittlerweile von einer völlig unveränderten Beibehaltung des jetzigen Leitzinses auf dem kommenden FED-Meeting aus, was wir angesichts der jüngsten diversen Vorstandsaussagen der FED wie auch der weiterhin faktisch unübersehbar anhaltenden Inflationsüberhöhung (gemessen an dem „mittel- bis längerfristigen“ Zielwert von 2 %) jedoch für völlig abwegig, um nicht zu sagen für absurd halten.
Darüber hinaus wird nach der nur sehr kurzzeitigen weiteren Zinserhöhung auf einen Korridor von 5,00 – 5,25 % im anschließenden Meeting am 02./03.05. nun von der Mehrheit der FED Tool-Ökonomen bereits ab dem Juni sogar nun doch schon wieder die sofortige Einleitung einer Zinssenkungspolitik durch die FED antizipiert, was uns in dieser offenbar damit verbundenen Unterstellung einer künftig fast „rasend schnellen“ Inflations- (und auch Konjunktur-) Abkühlung in den USA jedoch als kaum weniger überzogen und daher fast unvorstellbar erscheint.
Diese mittlerweile extrem optimistisch gewordene Prognosehaltung des FED Watch-Tools illustriert somit aus unserer Sicht derzeit bestens, wie erheblich korrekturanfällig die Edelmetallkurse nach ihren jüngsten Rallyes nun wieder sein könnten, wenn in der heutigen Publikation eine erneute Inflationsenttäuschung eintreten und dann auf der Zinssitzung am 22./23.03. eine weitere Leitzinsanhebung um + 0,25 % sicher ebenfalls noch deutlich kritischer kommentiert würde, als dies die meisten Ökonomen derzeit scheinbar wahr haben wollen.
Ein richtungsweisender Tag für alle Edelmetalle
Von der Konjunkturdaten- und FED-Seite kann heute und auch in den Folgetagen somit künftig wieder durchaus stärkerer Gegenwind für die Edelmetalle kommen, was zumindest bis zur heutigen Inflationsdaten-Publikation noch eine Zurückhaltung in weiteren Edelmetallkäufen ratsam erscheinen lässt.
Sollte die heutige Inflationsdaten-Publikation hingegen sogar noch günstiger als erwartet ausfallen, würden dies jedoch sicher alle Edelmetalle – und dann auch völlig zu Recht – mit einem neuen Ausbruch nach oben und nach ihren zurückliegenden Korrekturen dem damit dann sicher endgültig finalen Übergang in einen grundlegend neuen Aufwärtstrend quittieren.
In diesem Fall können gerade in Gold, Silber und Platin Neukäufe dann auch sogar forciert und offensiv vorgenommen werden.
14.03.2023 - Matthias Reiner
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