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Edelmetalle: Kurssprünge nach gestriger FED-Zinsentscheidung kaum fundiert

Weitere FED-Zinsanhebung am 03.05. unseres Erachtens fast sicher

NTG24 - Edelmetalle: Kurssprünge nach gestriger FED-Zinsentscheidung kaum fundiert

 

Auf die gestrige Entscheidung der FED, die Leitzinsen erwartungsgemäß um + 0,25 % auf einen neuen Korridor von 4,75 – 5,00 % anzuheben, reagierten alle Edelmetalle mit erheblichen Kursaufschlägen. Diese sehr positive Reaktion halten wir jedoch vor dem Hintergrund klar zinskritisch zu bewertender weiterer Aussagen des FED-Statements wie auch von Powell auf der anschließenden Pressekonferenz für reichlich fragwürdig.

In der interessanterweise allein an den Edelmetallmärkten gestern eingetretenen Feierstimmung nach der weiteren FED-Zinserhöhung um + 0,25 % (richtigerweise beantwortete aber gerade der S&P 500-Aktienindex die anschließend sehr zinskritischen Äußerungen des FED-Chefs Powell jedoch mit einer starken Einbuße um – 1,7 %), legte Gold (TVC:GOLD) um + 1,5 % auf 1970 USD zu, Silber (TVC:SILVER) kletterte um + 2,7 % auf 23,01 USD, Platin (TVC:PLATINUM) gewann + 1,3 % auf 987 USD und Palladium (TVC:PALLADIUM) schoss schoss gar um + 3,5 % auf 1443 USD nach oben.

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Völlig anders, als es die Edelmetallakteure (entgegen den gestern aus unserer Sicht diesbezüglich wesentlich rationaler negativ reagierenden Aktienmärkten jedoch wahrhaben wollten), waren gerade die anschließenden Äußerungen von Powell auf der Pressekonferenz zu den von ihm gesehenen weiteren Inflationsrisiken und daraus resultierendem weiteren möglichen Zinsanhebungsbedarf gerade in Relation zur schwelenden US-Bankenkrise doch aus unserer Sicht unverändert als tendenziell klar zinsrestriktiv („hawkish“) einzustufen.

Denn dies waren die gestern auf die Zinserhöhung folgenden praktisch durchgängig inflations- und zinskritisch auszulegenden Kernaussagen des FED-Statements sowie von Powell auf der anschließenden Pressekonferenz gewesen:

1) Die aktuell lt. Powell zu Recht nur als sehr begrenzt (!) angesehene Bankenkrise in den USA sei weiterhin durch das enge Zusammenwirken des US-Finanzministeriums wie auch der FED problemlos zu bewältigen, zumal auch das gesamte US-Bankwesen finanziell als hochsolide einzustufen sei.

2) Im Zuge der als relativ glimpflich eingeschätzten US-Bankenkrise komme dem Kernauftrag der FED, die Inflation wieder zeitnah auf die angepeilte Zielgröße von 2 % zurückzuführen, daher auch weiterhin die absolute Priorität zu.

3) Das Ende der Leitzinserhöhungen durch die FED stehe nun „nahe“ bevor (wobei diese zunächst vorteilhaft klingende Aussage in der bekannt „kryptischen“ Diktion der FED aber eigentlich nichts anderes bedeutet, als dass die gestrige Leitzinserhöhung der FED wohl nicht die letzte gewesen sein dürfte).

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Werbebanner EMH PM Trade4) Die Inflationsperspektiven der USA dürften sich laut Powell durch die Bankenkrise im Zuge einer damit verbunden Verschlechterung der allgemeinen Kreditvergabe-Bedingungen und -Zinskonditionen wohl nun eher wieder eingetrübt haben (was aus unserer Sicht historisch und wissenschaftlich belegt aber zu bezweifeln ist, da bankenkrisenbedingte Nachfrage- und Wirtschaftsabschwächungen – siehe z.B. die Subprime-Immobilien- und Finanzkrise von 2007 bis 2009 – außer in bereits bestehenden Hyperinflations-Umfeldern wie z.B. seinerzeit in Argentinien ja üblicherweise zumindest längerfristig eher eine Inflationsdämpfung mit sich bringen).

5) Selbst die kurzzeitig innerhalb des FED-Direktoriums angestellte Überlegung, zur jetzigen Zinssitzung angesichts der schlagartig hochgekommenen Bankenkrise möglicherweis kurzfristig erst einmal eine Zinserhöhungspause einzulegen, sei nach interner Entscheidung unter Inflationsrisiko-Gesichtspunkten aber schnell wieder verworfen wurden.

6) Insbesondere vom weiterhin sehr angespannten Arbeitsmarkt und dem gesamten Dienstleistungssektor (abgesehen allein vom Immobiliensektors) würden weiterhin kaum inflationsbremsende Effekte ausgehen.

7) Die FED werde etwaige weitere Leitzinsanhebungen unverändert primär von den eingehenden Konjunktur- und Preisdaten abhängig machen und die jeweilige Entwicklung der US-Bankenkrise weitgehend unabhängig hiervon künftig auch weiterhin eher nachrangig in ihre Zinsentscheidungen einfließen lassen.

Unter jedoch in Wirklichkeit zwingend notwendiger Einbeziehung auch der gesamten ökonomischen Bankenkrisen-Effekte in die weiteren Zinsbeschlüsse waren diese gesamten gestrigen FED-Aussagen zu ihrer verfolgten weiteren Leitzinspolitik gestern aber doch somit als insgesamt betont zinsrestriktiv und inflationsfokussiert einzustufen.

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Werbebanner ClaudemusWie nach all dieser geballt zinskritischen gestrigen Flut der oben wiedergegebenen FED-Aussagen die Ökonomen des sog. FED Watch-Tools daraufhin nun mit einer wenn auch nur knappen Prognosemehrheit von 53,1 % zur Konsensauffassung kommen können, die FED dürfte auf ihrer nächsten Zinssitzung am 02./03.05. nun wohl KEINE (!) weitere Zinserhöhung mehr vornehmen, erschließt sich für uns nicht.

Die gestrigen starken Kurssprünge aller Edelmetalle hierauf erscheinen uns daher analytisch derzeit als weitgehend substanzlos und könnten daher bereits in den kommenden Tagen wieder durch entsprechende Kursabschläge revidiert werden.

 

23.03.2023 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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