
ExxonMobil verdient weniger, Shell treibt es in die Höhe, auch BP legt zu und auch TotalEnergies lässt sich kaum stören
Statt Enttäuschung herrscht bei Öl-Aktien Zuversicht
Allen Krisen und düsteren Vorhersagen zum Trotz ging es mit den Ölpreisen im vergangenen Jahr teils deutlich bergab. Bis vor Kurzem bewegte sich das Preisgefüge noch auf sehr moderatem Niveau seitwärts. Es war bereits abzusehen, dass dies die Ergebnisse der Ölkonzerne belasten könnte. Dafür gibt es nun auch erste konkrete Prognosen.
ExxonMobil (US30231G1022) ließ mitteilen, dass die Gewinne im vierten Quartal wohl deutlich geringer als erhofft ausfallen werden. Aufgrund gefallender Ölpreise werden 1,75 Milliarden US-Dollar weniger als noch im dritten Quartal erhofft. Laut der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ sollen Gewinneinbußen von 700 Millionen Dollar allein auf niedrigere Ölpreise zurückzuführen sein. Weitere Abschläge entstehen durch Schwächen im Raffineriegeschäft und Überkapazitäten in einigen Regionen.
Die ExxonMobil-Aktie reagierte darauf allerdings nicht mit Verlusten. Sie konnte am Dienstag sogar um 0,9 Prozent bis auf 108,75 Dollar zulegen. Denn so enttäuschend die Aussichten für das vergangene Quartal auch sein mögen, so erleichternd ist auch die Tatsache, dass der Ölpreis sich aktuell wieder sichtlich erholen kann. Kürzlich gingen die Preise für die Nordseesorte Brent über 76 Dollar je Barrel, womit ein technischer Widerstand überwunden werden konnte. Heute Morgen ging es mit 77,59 Dollar je Barrel in den Handel.
Shell: Drill, baby, drill!
Eine Vielzahl von Faktoren sorgt derzeit wieder für frischen Wind in der Branche. Mit dazu gehört Donald Trump, der in nur zwölf Tagen sein Amt als US-Präsident antritt und die Genehmigung zahlreicher Projekte zur Förderung von Öl und Gas in Aussicht gestellt hat. Dadurch entstehende Kapazitäten könnten den Ölpreis zwar auch weiter belasten. Ein schwächerer US-Dollar sowie Anzeichen einer Verknappung der Rohölmärkte in Nahost lassen die Anleger aber darüber hinwegsehen.
Die neue Goldgräberstimmung im Segment herrscht nicht zuletzt bei Shell (GB00BP6MXD84). Klimaschutz ist dort im vergangenen Jahr eher in den Hintergrund getreten, auch wenn das Unternehmen selbst es so wohl nicht formulieren würde. Dass die CO2-Ausstöße aber nicht länger um 45 Prozent gesenkt werden müssen, nachdem ein Zivilgericht in Den Haag eine vorherige Entscheidung kassierte, ist dennoch richtungsweisen. Das Unternehmen setzt derzeit auf einen Ausbau seiner lukrativen Ölgeschäfte, sehr zur Freude der Aktionäre. Der Aktienkurs verbesserte sich auf Jahressicht um 8,2 Prozent bis auf 31,80 Euro per Handelsschluss am Dienstag.
Guter Start für BP
BP (GB0007980591) tut sich da schon etwas schwerer und blickt auf Verluste von gut fünf Prozent in den vergangenen zwölf Monaten. Dennoch lässt sich auch hier im Chart eine klare Erholung erkennen. 5,08 Euro standen bei Ertönen der Schlussglocke am gestrigen Dienstag auf der Anzeigetafel. Damit konnte das Zwischenhoch aus dem Oktober übertroffen und der höchste Schlusskurs seit rund vier Monaten auf die Beine gestellt werden.
Zwar dürfte den Anlegern nicht entgangen sein, dass die Aussichten für das vierte Quartal eher mau sind. Doch ist das an der Börse ein Stück weit schon Schnee von gestern. Dass gleichzeitig aktuell steigende Ölpreise eine Wende im Segment in Aussicht stellen, scheint höher gewichtet zu werden. Die BP-Aktie erwischte daher letztlich einen guten Start ins neue Jahr mit Zugewinnen von bisher 5,5 Prozent. Offen bleibt aber freilich, ob die neue Zuversicht auch berechtigt ist.
Skeptische Blicke auf TotalEnergies
So richtig in trockenen Tüchern ist die Ölpreis-Rallye noch nicht, da die geringe Nachfrage aus China und weitere Entwicklungen immer noch als Belastung angesehen werden müssen. Im Falle von TotalEnergies (FR0000120271) kommen dazu noch Sorgen um hohe Belastungen durch Investitionen. Eben das führte dazu, dass Morgan Stanley seine Kaufempfehlung kassierte und durch ein neutrales Votum ersetzte. Die Aussichten für 2025 werden lediglich als „gemischt“ bezeichnet.
Momentan schadet es der TotalEnergies-Aktie zwar nicht weiter, welche in den vergangenen fünf Tagen um 4,9 Prozent bis auf 54,98 Euro zulegen konnte. Die skeptischen Töne der Börsenprofis sind aber eine Erinnerung daran, dass es durchaus noch potenzielle Belastungen im Segment gibt. Donald Trump gilt in den Augen einiger Branchenvertreter zwar vielleicht als eine Art Heilsbringer. Er wird absehbar aber auch viel Unruhe bringen, was dem Ölpreis nicht immer zuträglich sein muss.
Eine ungewisse Zukunft
Nach einer langen Phase der Stagnation erlebt der Ölpreis derzeit wieder Aufwind, und das überstrahlt im Segment sämtliche negativen Meldungen. Es ist einerseits beruhigend, dass die Börsianer auf eine Gewinnwarnung von ExxonMobil nicht sofort mit Panik reagieren. Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass die derzeitigen Spekulationen, welche den Ölpreis letztlich antreiben, auch der Realität entsprechen wären. Eine gesunde Portion Vorsicht im Umgang mit Titeln aus dem Segment bleibt weiterhin anzuraten.
Exxon Mobil Corp.-Aktie: Kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Exxon Mobil Corp.-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Exxon Mobil Corp.-Aktionäre. Lohnt sich aktuell ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Empfehlungen zu Exxon Mobil Corp. - hier weiterlesen...
08.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)