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Gazprom bewegt sich mit geringeren Gaslieferungen auf dünnem Eis

Russland sägt am eigenen Ast

NTG24 - Gazprom bewegt sich mit geringeren Gaslieferungen auf dünnem Eis

 

Es dürfte längst kein Geheimnis mehr sein, dass die Gaslieferungen aus Russland nach Europa gerne mal willkürlich gedrosselt werden. Mehrere EU-Staaten werden durch Gazprom mittlerweile überhaupt nicht mehr beliefert und es wird fest damit gerechnet, dass noch weitere folgen werden. Russland selbst weist jede Verantwortung von sich und verweist stets auf fehlende Bauteile.

Darüber hinaus will der Kreml sich auch keine Schwäche eingestehen und sprach bis zuletzt von sprudelnden Gewinnen mit Rohstoffexporten. Tatsächlich ist es nicht einmal verkehrt, dass Gazprom (US3682872078) weiterhin für mehr als ansehnliche Gewinne sorgt. Doch die niedrigeren Liefermengen nach Europa machen sich mehr und mehr bemerkbar.

Gazprom selbst ließ kürzlich verlauten, dass die Gasexporte im Vergleich zum Vorjahr deutlich abgenommen haben. Vorläufigen Angaben zufolge fand in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres knapp 35 Prozent weniger Erdgas seinen Weg ins Ausland. Das führt dazu, dass auch die Förderung insgesamt spürbar gefallen ist, um rund 12 Prozent.

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Bisher können die exorbitant hohen Preise noch die geringeren Liefermengen ausgleichen. Das wird aber kaum ewig so bleiben und es ist mehr als fraglich, ob Gazprom mit dem Westen jemals wieder auf Dauer Geschäfte machen wird. Die allermeisten Staaten dort haben sich bereits fest dazu entschieden, ihre Energieversorgung künftig auf andere Weise zu regeln, auch wenn es dabei so manche Herausforderung zu meistern gilt.

 

China ist nicht die Lösung

 

Immer wieder ist zu hören, dass die geringeren Gaslieferungen von Gazprom nach Europa kein Problem seien und China sowie Indien und einige weitere Staaten nur zu gerne russisches Gas kaufen würden. Das ist allerdings nur zum Teil richtig. Zwar fließt in diese Staaten tatsächlich russisches Gas und davon auch mehr als noch vor einem Jahr. Wie die nun veröffentlichten Zahlen deutlich zeigen, reicht das aber nicht ansatzweise aus, um die verlorenen Exporte nach Europa auszugleichen.

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Werbebanner EMH PM TradeNoch dazu ist fraglich, ob die Kundschaft in Asien die gleichen Preise zahlt wie Deutschland und Co. Schließlich sind gerade EU-Staaten finanziell sehr stabil aufgestellt, was sich beispielsweise von Indien nur bedingt behaupten lässt. Langfristig blickt Gazprom mit seinem aktuellen Vorgehen in den Abgrund. Mit einem Umdenken ist allerdings nicht zu rechnen, da die Drosselungen bei den Exporten sehr wahrscheinlich politisch motiviert sind. Der Konzern hat kaum eine andere Wahl, als sich den Vorgaben aus dem Kreml zu fügen. Bei Anlegern sollten hier alle Alarmglocken schrillen, denn wirtschaftlich droht Gazprom spätestens dann eine Katasstrophe, wenn die Gaspreise wieder spürbar nachgeben. Das wird in diesem Jahr kaum passieren, vielleicht auch nicht im kommenden. Doch früher oder späte wird die Lage sich beruhigen und dann wäre ein böses Erwachen an der Börse kaum zu vermeiden.

 

Die Gazprom-Aktie bleibt uninteressant

 

Nun können hiesige Anleger ohnehin nicht in die Gazprom-ADRs investieten, die noch bis Ende Februar hier gehandelt wurden. Selbst wenn sich hier eine andere Ausgangslage bieten würde, gäbe es aber keinerlei Grund, um ein solches Investment ins Auge zu fassen. Zu groß sind die Risiken, zu geringfügig die wenigen Chancen.

Selbst wenn Gazprom spontan wieder Nord Stream 1 voll auslasten und auch sonst die Exporte hochfahren würde, würde sich daran nichts ändern. Was fehlt, sind Aussichten für ein langfristiges Wachstum. Mit der weitgehenden Isolierung vom Westen verliert Gazprom in jedem Fall seine wichtigsten und finanzstärksten Kunden, die sich eben nicht einfach so durch Lieferungen an andere Abnehmer ausgleichen lassen. Das ist schon rein technisch nicht möglich, da es dafür nicht das notwendige Pipeline-Netz gibt. Es ist daher weiterhin nicht auszuschließen, dass aus Gazprom in einigen Jahren oder vielleicht sogar noch früher ein handfester Sanierungsfall werden könnte.

 

02.08.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler

Unterschrift - Andreas Göttling-Daxenbichler

 

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