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Grenke droht nach plötzlichem Vorstandsrücktritt ähnliches Desaster wie bei Wirecard

Vorwürfe werden konkreter

NTG24 - Grenke droht nach plötzlichem Vorstandsrücktritt ähnliches Desaster wie bei Wirecard

 

Seit dem vergangenen Sommer wird die Aktie des Leasingspezialisten Grenke AG (ISIN: DE000A161N30; WKN: A161N3) regelmäßig von Leerverkäufern massiv unter Druck gesetzt. Nachdem in den USA, aber auch in Deutschland durch die Sozialen Medien organisierte Privatanleger gezielt auf die Jagd von Shortsellern gingen und die Kurse vieler Papiere in die Höhe trieben, wäre auch eine massive Gegenreaktion beim Anteilschein von Grenke eigentlich überfällig gewesen. Allerdings profitierte das Papier von der Aufwärtsbewegung bei Titeln mit einer hohen Shortquote nur äußerst kurz. Vielmehr schockierte die Firma am Montag mit dem plötzlichen Ausscheiden des Chief Operating Officer Mark Kindermann aus dem Vorstandsgremium.

Offiziell begründet wurde die Niederlegung des Mandats mit kritischen vorläufigen Bewertungen bisheriger Prozesse in der Complianceorganisation und der internen Revision, welche im Rahmen von laufenden Prüfungen auftraten. Für das einstige Erfolgsunternehmen Grenke, das wegen angeblichen Bilanzbetruges unter anderem vom britischen Investor Fraser Perring scharf angegriffen wurde, könnten die jüngsten Ereignisse kaum katastrophaler sein. Denn mit dem jüngsten Eingeständnis über Mängel bei der Compliance und internen Revision wird deutlich, dass die Anschuldigungen gegenüber Grenke keinesfalls aus der Luft gegriffen sind, während hingegen die Glaubwürdigkeit der Firma am Kapitalmarkt nochmals einen immensen Schaden erlitten hat. Dies sieht auch Commerzbank-Analyst Christoph Blieffert so, der die Vorfälle als ein Desaster für die Reputation bezeichnet.

 

Viceroy-Anschuldigungen lasten wie ein Damoklesschwert über der Aktie

 

Im September wurde der Viceroy Resarch Group von Fraser Perring vorgeworfen, dass Grenke Gelder in der Bilanz ausweist, welche gar nicht existieren. Hierzu wurde ein 64 Seiten umfassender Bericht veröffentlicht, den Grenke in einer ersten Reaktion scharf zurückwies. Auch eine im Oktober veröffentlichte KPMG-Sonderprüfung kam zu dem Schluss, dass mehr der 98 % umstrittenen Finanzmittel tatsächlichen existieren. Allerdings bestätigte KPMG dies auch zuvor bei Wirecard.

 

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeSeit der Veröffentlichung des Viceroy-Reports haben fünf von zehn Analysten die Kaufempfehlung für die Grenke-Aktie zurückgezogen. Dies zeigt, dass Grenke den Vertrauensschaden keinesfalls beheben konnte. Vielmehr zeigen die jüngsten Ereignisse, dass es intern bei der Firma massive Missstände gibt, die nicht mehr unter den Teppich gekehrt werden können. Vielmehr ist jetzt Grenke gefordert, mehr denn je Transparenz hinsichtlich der undurchsichtigen Buchführung zu schaffen, sofern es wirklich nichts zu vertuschen gibt. Allerdings kann mittlerweile nicht ausgeschlossen werden, dass bei Grenke ein handfester Skandal, ähnlich wie beim ehemaligen DAX-Konzern Wirecard, droht.

 

Fazit:

 

Laut der offiziellen Analystenschätzungen wird die Grenke-Aktie mit einem 2021er-KGV von 12 und einem 2022er-KGV von 9 gehandelt, was für ein erfolgreiches Wachstumsunternehmen extrem günstig ist. Allerdings zeigt der massive Bewertungsabschlag, dass zunehmend viele Anleger massive Zweifel an der Firma haben. Rein rechnerisch könnte der Titel durchaus dreimal höher notieren, sofern alle Vorwürfe ausgeräumt werden können. Im Gegenzug müssen spekulativ orientierte Investoren aber mit massiven Verlusten rechnen, sofern noch mehr Unregelmäßigkeiten bekannt werden. Da die Chance auf negative Überraschungen jetzt signifikant gestiegen ist, raten wir vom Kauf des Anteilscheins ab.

 

09.02.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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