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LONZA: Überraschender Abgang des Vorstandschefs

LONZA: Phase strategischer Unsicherheit ?

NTG24 - LONZA: Überraschender Abgang des Vorstandschefs

 

Sehr überraschend erklärte heute Marc Funk, der erst seit 7 Monaten als Vorstandschef des weltführenden Schweizer Spezialchemiekonzerns LONZA (CH0013841017) fungierte, aus „persönlichen Gründen“ seinen Rücktritt von diesem Amt. Was dies für die Perspektiven des Konzerns, der sich aktuell in einer teilweisen divisionsstrategischen Neuausrichtung befindet, bedeuten könnte und wie sich Anleger nach dieser überraschenden Mitteilung und dem darauf folgenden Aktienkursverlust von - 4,5 % strategisch positionieren sollten, analysieren wir nachstehend.    

 

Chart: Lonza vs. SMI-Index

 

Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Marc Funk

 

Die heutige Rücktrittsankündigung des CEO Marc Funk kam um so überraschender, als er erst im März 2019 (nach Vorlage exzellenter operativer Gesamtjahreszahlen 2018) dieses Amt von seinem kaum minder unerwartet zurückgetretenen Vorgänger Richard Ridinger übernommen hatte.

Der Ära des 7jährigen Vorstandsvorsitzes unter Ridinger war es vor allem zuzuschreiben, dass in dieser Zeit die mit Abstand wachstums- und margenstärkste Sparte „Pharma- und Biotech-Einsatzstoffe“ von Lonza (Konzernumsatzanteil 56 %), konsequent ausgebaut und damit zum wesentlichen Gewinnpfeiler des Gesamtkonzerns wurde. Daher war es auch nur folgerichtig, dass auf Riedinger Marc Funk ab März 2019 als neuer Vorstandsvorsitzender folgte, da er unter seinem Vorgänger die Position des Chief Operating Officer (COO) eben dieser besonders hervorstechenden Pharma & Biotech-Division innehatte und er sich in dieser Funktion somit hauptverantwortlich für das weitere ungebremste Wachstum dieser Sparte zeichnete.

Auch die anschließend publizierten Halbjahres-Zahlen von Lonza per Ende Juni 2019 knüpften, ausgehend von der sehr hohen Vorjahresbasis in 2018 sowie trotz einsetzender globaler Konjunktureintrübung, weitgehend an das hervorragende 2018er Ergebnis an (Umsatz + 6 %, Nettogewinn + 10 % gegenüber Vorjahr), so dass diese respektable Geschäftsbilanz eigentlich kaum der Grund für den jetzt offiziell selbst forcierten Abgang von Marc Funk sein kann.

 

Chemie Kunststoff

Bildnachweis: © Ems-Chemie Holding AG

 

Strategische Differenzen zwischen Vorstand und Verwaltungsrat ?

 

Vielmehr hat es den Anschein, dass es offensichtlich bereits seit Monaten tiefergehende strategische Dissonanzen zwischen Vorstand und Verwaltungsrat sind, die seinerzeit nicht nur Richard Ridinger, sondern nun auch dessen Nachfolger und damaligen direkten Divisions-Unterstellten, Marc Funk, bewogen haben, ihre Vorstandsvorsitz-Positionen zur Verfügung zu stellen.    

Denn ebenso wie bereits im Zuge der Verabschiedung von Ridinger eine Involvierung des Verwaltungsrats unter Vorsitz von Albert Baehny in diesen offenbar nicht ganz freiwilligen Abschied gemutmaßt wurde, tritt nun Baehny selbst - wenn auch nach eigenem Bekunden nur interimsweise - ab Januar 2020 nun die Vorstandsvorsitz-Nachfolge von Funk an. Dieser wird Lonza also noch 2 Monate zur ordnungsmäßigen Übergabe seines Vorstandsvorsitz-Postens zur Verfügung stehen.

Auch Baehny, 66 Jahre alt, erzielte als graduierter Biochemiker seine wesentlichen Geschäftserfolge zurückliegend nahezu durchweg in diesem Metier, so für Branchenvertreter wie Dow Chemical, Ciba Geigy und Wacker Chemie. Allerdings ist Baehny aktuell ebenfalls auch weiterhin Verwaltungsrats-Vorsitzender beim führenden Schweizer Sanitärtechnik-Konzern Geberit, wo er sich auch dank vorangegangenen Vorstandsvorsitzes bis 2014 bei Geberit ebenso den Ruf erworben hat, konsequent Einfluss auf personalpolitische Weichenstellungen zu nehmen.

Unmittelbar mit seinem Amtsantritt als Vorstandschef leitete Funk als wesentlichen Aufgabenbereich auch Restrukturierungen und mögliche Veräußerungsvorhaben in der 2018 umsatzseitig hinter die Pharma & Biotech- Division zurückgefallene industrielle Spezialchemie-Sparte von Lonza (Umsatzanteil Ende 2018: 43 %) ein.

Da dieser Prozess natürlich jedoch aktuell ein weit schwierigerer und undankbarerer ist, als die blühende Division Pharma & Biotech auf Kurs zu halten, Baehny in womöglich stärkerer berufsbezogener Gewichtung letzterer Divisionsinteressen seine Amtsausübung jedoch relativ stark auf diesen Pharma & Biotech-Bereich konzentriert haben dürfte, erscheint es daher durchaus plausibel, dass in den letzten Monaten sowohl wegen der gemeinsamen Pharma & Biotech- Kompetenzen von Funk und Baehny wie auch Funk’s eher ungewohnter Rolle als Restrukturierer der Industriechemie-Sparte zuletzt zunehmende Dissonanzen speziell zwischen Funk und Baehny in der weiteren Strategieausrichtung von Lonza aufgekommen sind. Auch die jetzige ungewohnt knapp publizierte Amtsniederlegung von Funk, die Baehny bislang in keiner Weise kommentierte, nähren die Mutmaßung aktueller strategischer Auffassungsunterschiede in den Führungsetagen von Lonza.      

 

Lonza: Strategische Konzernperspektiven und Empfehlung zur Aktienpositionierung

 

Mit dem jetzigen Rücktritt von Marc Funk vom Vorstandsvorsitz sowie der vorläufigen Funktionsübernahme durch Albert Baehny könnte nun erst einmal für eine gewisse Zeit eine verstärkte Unklarheit über die künftige strategische Weiterentwicklung des Lonza-Konzerns Einzug halten. Dieser Zeitraum kann dabei durchaus bis zur Vorlage der Gesamtjahres-Zahlen 2019 am 21.01.2020 bemessen sein. Aufgrund dieser gestiegenen Unsicherheit heben wir unsere empfohlene Stop Loss-Marke daher vorsichtshalber nun deutlich auf 319,00 CHF an.

Unsere weitere Aktienpositionierung können Sie unserem erfolgreich gemanagten Strategiedepot AKTIEN KONSERVATIV entnehmen, in dem der Titel gegenwärtig allokiert ist.

 

 

12.11.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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