
Aufgrund von US-Zöllen denkt Lindt über Anpassungen in der Produktion nach und der Goldhase könnte künftig in den USA produziert werden
Lindt passt sich neuen Realitäten an
Über Trumps Zölle lässt sich trefflich streiten und Ökonomen vertreten nicht umsonst die Ansicht, dass sie im Prinzip nur Verlierer kennen, darunter vor allem US-Verbraucher. Konzerne müssen sich allerdings mit den neuen Realitäten abfinden und entsprechend reagieren. Nun scheint der Schweizer Schokoladenhersteller Lindt über entsprechende Anpassungen nachzudenken.
Die kürzlich angekündigten Zölle in Höhe von 39 Prozent für Importe aus der Schweiz muss Lindt (CH0010570759) zumindest bei seinem Goldhasen nicht fürchten. Der wird bisher in Deutschland hergestellt, sodass bei der Einfuhr in die USA „nur“ 15 Prozent an Zoll aufgeschlagen werden. Auch die möchte Lindt sich für seine ikonischen Osterhasen aber in Zukunft schenken und plant laut der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ nun mit Investitionen von rund zehn Millionen Euro, um die Produktion in die USA zu verfrachten.
Bestätigen wollte Lindt das Ganze bisher noch nicht. Gegenüber dem „Handelsblatt“ hieß es lediglich, dass die aktuelle Zoll-Situation genau verfolgt werde und die Überprüfung von Produktionsstandorten stets im Auge behalten werde. Grundsätzlich arbeite man kontinuierlich daran, Produktion und Lieferketten effizienter zu gestalten.
Setzt Lindt Prioritäten?
Die Verlagerung der Produktion einzelner Produkte in die USA würde aus Sicht von Lindt Sinn ergeben. Schließlich handelt es sich um den größten Schokoladenmarkt der Welt und der Schweizer Hersteller erzielte dort zuletzt mit das höchste Wachstum. Darauf ist man angewiesen, um die Aktionäre zufriedenstellen zu können. Bei den letzten Quartalszahlen konnte Lindt zwar steigende Umsätze vorweisen. Die waren aber ausschließlich auf kräftige Preiserhöhungen zurückzuführen. Die Absätze gingen im vergangenen Quartal zurück.
Das ließ den Aktienkurs seit Ende Juli um fast 20 Prozent bis auf zwölf Euro am Montagmorgen sinken. Lindt dürfte wenig Interesse daran haben, dass dieser Trend sich weiter fortsetzt. Es braucht also wieder steigende Absatzzahlen, und jene vornehmlich in den USA zu erzielen, scheint nicht der schlechteste Plan zu sein. Es bleibt aber natürlich noch abzuwarten, ob die Pläne letztlich auch bestätigt und in die Tat umgesetzt werden.
Gleichzeitig denkt Lindt wohl auch darüber nach, die Produktion für den kanadischen Markt von Boston in europäische Werke zu verlagern, um damit kanadische Vergeltungszölle gegen die USA zu umgehen. Unter dem Strich wird alles versucht, um die Auswirkungen von Zöllen so gering wie möglich zu halten. Das ist aus Anlegersicht zu begrüßen, allerdings macht sich an der Börse noch keine Euphorie breit. Es gibt auch noch genügend andere Baustellen für Lindt.
Ein teurer Spaß
Allgemein leidet Lindt schwer unter hohen Kosten, und das nicht nur aufgrund von Zöllen. Hohe Kakaopreise haben ebenfalls Wirkung hinterlassen. Letztere haben in den letzten drei Monaten zwar wieder um gut ein Viertel nachgegeben, fallen aber noch immer in etwa doppelt so hoch aus wie vor einigen Jahren. Die höheren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, funktioniert selten ohne Rückgänge beim Absatz. Schließlich ist Schokolade etwas, auf das viele nicht unbedingt gerne verzichten wollen, im Zweifel aber durchaus dazu in der Lage sind.
Es dürfte spannend zu verfolgen sein, wohin die Reise für Lindt noch gehen mag. So die Insider-Informationen von Bloomberg sich als zutreffend erweisen, wäre es aber erst einmal erfreulich, dass das Unternehmen sich vor der neuen Realität nicht wegduckt und nach Wegen sucht, um die Auswirkungen von Zöllen möglichst gering zu halten. Um die Bullen wieder zu ködern, wird das Ganze aber wohl etwas konkretere Formen annehmen müssen, bestenfalls in Form etwas freundlicherer Prognosen oder steigender Absatzzahlen. Bis dahin bleibt Lindt in einer schwierigen Ausgangslage und die Aktie hat es weiterhin mit Verkaufsdruck zu tun.
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18.08.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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