Microsoft und die Suche nach dem Social-Media-Hype
TikTok ist nur ein Begriff für die neu entflammte Rivalität zwischen den USA und China
Der amerikanische Softwaregigant Microsoft stand in den letzten Tagen mittendrin in der heftigen Diskussion um die Zukunft der Video-Plattform TikTok. Eigentlich ist das ganze ein regelrechtes Stück aus dem Tollhaus. So warf US-Präsident Donald Trump der Plattform wie auch dem Betreiber Bytedance und dem Tech-Investor Tencent vor, Daten von Nutzern zu sammeln und an die chinesische Regierung weiterzuleiten. Außerdem steht ein Zensurvorwurf im Raum, was mit Blick auf die derzeitigen Vorgänge in Amerika zumindest Stirnrunzeln auslösen sollte.
Microsoft sieht seine Chance
Microsoft sah hier seine Gelegenheit und äußerte den Wunsch, dass nordamerikanische Geschäft von TikTok zu übernehmen (inklusive Australien und Neuseeland). Daraufhin meinte Trump, die Sache noch dadurch verkompliziert zu müssen, dass man quasi so eine Art Lösegeld Genehmigung verlangen könne.
Ich weiß nicht, ob ich da jetzt zu blauäugig bin, aber wer sich schon einmal TikTok angeschaut hat, kann eigentlich nur über die ganze Affäre den Kopf schütteln. Denn hier werden kleine Filmchen von meist Jugendlichen veröffentlicht, in denen sie rumtanzen, Songs nachsingen, mit irgendwelchen neuen Anschaffungen protzen etc. pp. Was daran für Amerika sicherheitsrelevant sein soll und welche Daten hier für die Kommunistische Partei Chinas interessant sein sollen, entzieht sich meiner Vorstellung. Aber:
Zielgruppe Jugend
Natürlich wäre es von Seiten Microsofts ein durchaus interessanter Deal. Denn richtig eingesetzt, könnte TikTok natürlich quasi das Eingangsportal weltweit werden, um junge Käuferschichten für die anderen, wichtigeren Produkte des Softwareunternehmens anzusprechen. In diesen Kreis fällt auch die Überlegung, das indische und europäische TikTok -Geschäft ebenfalls zu übernehmen. Gleichzeitig führt Microsoft gerade Gespräche, der nächsten Finanzierungsrunde der indischen Content-Sharing-Plattform ShareChat beizutreten. Mit im Gespräch befindlichen 100 Millionen Dollar würde Microsoft rund ein Drittel der bei der nächsten anstehenden Finanzierungsrunde geplanten Einnahmen finanzieren.
Investoren sollten auf anderes schauen
Das Ganze erinnert natürlich an die Instagram-Story von Facebook, wenngleich nicht so politisch kompliziert. Ob sich Microsoft hier angesichts des derzeitigen Widerstandes aus dem Weißen Haus und dem fast schon so zu nennenden Tech-Krieg zwischen den USA und China einen Gefallen tut, bleibt abzuwarten. Eine neue Investmentstory entwickelt sich daraus aus meiner Sicht nicht. Viel wichtiger ist für die Börse, ob Microsoft in seinem Cloud-Geschäft weiter vorankommt. Und da sieht es ja bekanntlich recht ansprechend aus.
17.01.2020 - Carsten Müller - cm@zuercher-boersenbriefe.ch
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