NIO-Aktie droht nach Q4-Zahlen noch eine wesentlich schärfere Korrektur
Produktion gerät ins Stocken
An der Wall Street zählte die Aktie des chinesischen E-Autoherstellers NIO (ISIN: US62914V1061; WKN: A2N4PB) im Jahr 2020 und Anfang 2021 zu den absoluten Highflyern. Nachdem der Titel bedingt durch den Corona-Crash am 19. März 2020 bis auf 2,11 US-Dollar zurücksetze, bildete das Papier einen unglaublich steilen technischen Aufwärtstrend heraus, wobei die Notierung am 12. Januar 2021 bei 66,98 US-Dollar ihr bisheriges Allzeithoch erreichte. Seitdem hat der Anteilschein aber nun einen kurzfristigen Abwärtstrend herausgebildet, der sich ab Februar deutlich beschleunigte.
Vollzog die Aktie am Dienstag vergangener Woche zeitglich mit der Tesla-Aktie eine massive Abwärtsbewegung, die von Gewinnmitnahmen ausgelöst wurde, so setzten gestern nach einer kurzen Zwischenerholung Abverkäufe aufgrund der Q4-Zahlen ein, die teilweise deutlich unter den recht euphorischen Erwartungen vieler Investoren lagen.
Ausblick verunsichert Investoren
Schlimmer als die Tatsache, dass NIO mit einem Q4-Verlust von 0,16 US-Dollar je Anteilschein die Markterwartungen von 0,07 US-Dollar verfehlte, wiegt aber der Ausblick des Unternehmens. So teilte die Firma aus Shanghai mit, dass die Produktion von neuen Fahrzeugen bis Juni aufgrund einer Knappheit von Bauteilen wie Chips und E-Autobatterien bis Juni gedrosselt werden müsse. Entsprechend könnte die Produktion, die sich im Februar auf 10.000 Einheiten belief, in den kommenden vier Monaten jeweils nur 7.500 E-Autos im Monat erreichen.
Zudem mehren sich mittlerweile bei einigen Experten die Zweifel, ob NIO mit seiner Expansionsstrategie, die eine deutliche Erhöhung bei der Anzahl von Verkaufsstellen vorsieht, nicht doch zu aggressiv vorgeht. Denn mittlerweile drängen auch immer mehr klassische Autobauer mit hohen Stückzahlen in den chinesischen Markt vor, wobei insbesondere auch deutsche Wettbewerber wie Mercedes-Benz, BMW und Audi in diesem Segment an Boden gutmachen.
Trotz der jüngsten Kursverluste wird die Firma immer noch mit einer Marktkapitalisierung von 67,5 Milliarden Euro bewertet. Dies entspricht in etwa dem 12-fachen des von den Analysten geschätzten 2021er-Jahresumsatzes, wobei zunehmend fraglich ist, ob die Prognosen, welche von einer Umsatzsteigerung von 122 % in diesem Jahr ausgehen, angesichts der Materialengpässe nicht doch zu optimistisch sind. Zudem dürfte NIO voraussichtlich erst ab dem Jahr 2023 Nettogewinne schreiben, was den äußerst spekulativen Charakter der Aktie unterstreicht.
Fazit:
Nachdem die Euphorie für die NIO-Aktie bis Mitte Januar stetig zugelegt hat und der Kurs in weniger als zehn Monaten in der Spitze um mehr als den Faktor 30 stieg, kehrt jetzt wieder zunehmend Ernüchterung bei dem Titel ein. Aufgrund der aktuellen Produktionsbeschränkungen, welche die ambitionierten Wachstumserwartungen der Wall Street massiv gefährden, droht jetzt ein weiterer Abverkauf bei dem Papier. Entsprechend sollten Anleger nicht in das fallende Messer greifen.
03.03.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch
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