Nel ASA-Aktie droht nach Hiobsbotschaft von Iberdrola eine weitere Kurshalbierung

Massiver Abverkaufsdruck

 

Nach einem dramatischen Abverkauf legten viele einstige High-Flyer-Aktien aus dem Wasserstoffsektor in den vergangenen Tagen eine ermutigende Gegenbewegung hin. Allerdings mussten die Aktionäre von Nel ASA jetzt eine extrem schlechte Meldung zur Kenntnis nehmen.

Nachdem die Nel ASA-Aktie (NO0010081235) im Jahr 2020 durch die Decke schoss und im Januar 2021 an der Osloer Börse zeitweise sogar die Marke von 35 NOK erreichte, wechselte der Anteilschein des Wasserstoffspezialisten in einen steilen Abwärtstrend über, der bis Mitte Mai zu einem Kursverlust von mehr als 50 % in der Spitze führte. Entsprechend waren viele private Anleger davon überzeugt, dass der Titel nun einen Boden gefunden hätte, weshalb sich bei der Aktienkursentwicklung in den vergangenen Tagen eine deutliche Gegenbewegung vollzog. Allerdings musste das norwegische Unternehmen jetzt vermelden, dass ein weiterer bedeutender Auftrag aus dem Bereich der Elektrolyse nicht eingetütet werden konnte, weshalb der Kurs heute abermals unter Druck geriet.

Konnte Nel ASA vor gut vier Monaten noch eine weitreichende Zusammenarbeit bei einem Projekt zur Herstellung von grünem Dünger mit dem spanischen Energiegiganten Iberdrola (ES0144580Y14) im Rahmen einer Unternehmensmitteilung verkünden, so war gestern die Enttäuschung riesig, dass jetzt Konkurrent Cummins (US2310211063) den Zuschlag erhält. Dabei hätte Nel ASA nach einem für viele Investoren enttäuschenden Quartalsbericht eigentlich diese Order dringend gebraucht, um wieder neues Vertrauen innerhalb der Anlegerbasis aufzubauen. Stattdessen machte sich gemessen an der jüngsten Aktienkursentwicklung nun wieder eine starke Form der Skepsis breit.

 

Nel-Aktie ist immer noch dramatisch hoch bewertet

 

Für das laufende Jahr rechnen die Analysten im Konsens mit einer Umsatzsteigerung von 55 % auf 1,01 Milliarden NOK. Allerdings dürften die Experten nach den jüngsten Meldungen aus Spanien ihre Erwartungen deutlich nach unten revidieren. Gleiches könnte auch für die Gewinnschätzungen gelten, wobei die Marktschätzungen derzeit ohnehin von einem Nettoverlust von über 700 Millionen Kronen ausgehen, was einer tiefroten Nettoumsatzrendite von – 70 % entspricht. Gleichzeitig darf keinesfalls außer Acht gelassen werden, dass die Brokerhäuser seit September 2020 ihre Gewinnschätzungen für die Jahre 2021 und 2022 permanent nach unten revidieren, was als ein eindeutiges Indiz dafür gewertet werden kann, dass auch künftig die Analystenschätzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit nach unten angepasst werden müssen.

 

 

Aktuell wird die Nel-ASA-Aktie mit dem 26-Fachen des geschätzten 2021er-Jahresumsatzes gehandelt. Gleichzeitig dürfte die Firma mindestens bis zum Jahr 2023 Verluste schreiben. Die Tatsache, dass Nel ASA jetzt von einem Wettbewerber ausgestochen wurde und der Konkurrenzdruck mit dem Einstieg von immer neuen Anbietern im Wasserstoffmarkt stetig zunimmt, rechtfertigt unserer Einschätzung nach das aktuelle Kursniveau in keinster Weise. Vielmehr wäre angesichts der zuletzt negativen Entwicklung ein Kursabschlag von nochmals 50 % fundamental durchaus gerechtfertigt.

 

25.05.2021 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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