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Mercosur unter Druck – China und argentinischer Peso im Blick

Interne und externe Spannungen lasten auf dem Mercosur

NTG24 - Mercosur unter Druck – China und argentinischer Peso im Blick

 

Die externen ökonomischen Schocks, welchen spätestens seit dem Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 die Weltwirtschaft ausgesetzt war, führen insbesondere in den Entwicklungsländern zum schnellen Abbau ökonomischer und politischer Pufferkapazität. Die jüngsten Entwicklungen in Südamerika verdeutlichen anschaulich dabei die politischen Divergenzen, welche innerhalb von Handelsorganisationen wie Mercosur aufgebaut werden. Diese begrenzen wiederum zusammen mit den bestehenden Währungsdivergenzen, vor allem mit Blick auf den argentinischen Peso, weitere Integrationsbestrebungen wie jene einer gemeinsamen Währung in Südamerika. Aktueller Anlaß ist der Beginn von Verhandlungen Uruguays mit China über ein bilaterales Freihandelsabkommen.

In unserem Beitrag ,,Wie realistisch ist eine Gemeinschaftswährung in Lateinamerika?‘‘ vom 04.07.2022 beleuchteten wir die Möglichkeit einer Gemeinschaftswährung in Südamerika.

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Werbebanner EMH PM TradeDenn aktuell taucht dieses Szenario in verschiedenen Wahlkämpfen in Lateinamerika auf, und es stellt sich die Frage nach den ökonomischen Erfolgsaussichten. In unserem Artikel wiesen wir darauf hin, dass die chronische Schwäche des argentinischen Pesos in US-Dollar (XC0006013970) eines der wesentlichen Hindernisse auf dem Weg hin zu einer gemeinsamen Währung der Mercosur-Staaten ist.

Allein ein Vergleich der Währungsdivergenz der beiden größten Volkswirtschaften Südamerikas gegen den US-Dollar seit Beginn der Amtszeit des vorletzten argentinischen Präsidenten Macri Ende 21015 zeigt den massiven Deflationsdruck, den der argentinische Peso nicht nur auf Brasilien, sondern auf ganz Südamerika ausübt.

 

US-Dollar in argentinischen Peso auf TradingView

 

Ein neues Zeichen seiner institutionellen Schwäche lieferte der Mercosur (Mercado Común del Sur - Gemeinsamer Markt des Südens) wenige Tage später.

Denn wie sich zeigt, sind die Mitgliedsstaaten verschieden stark empfänglich für Werbungsversuche Chinas hinsichtlich einer Verstärkung bilateraler Handelsabkommen.

So geschehen jüngst zwischen Uruguay und China. Uruguay, oftmals auch als die ,,Schweiz Südamerikas‘‘ bezeichnet, erklärte in der vergangenen Woche, mit dem Reich der Mitte Verhandlungen über ein bilaterales Freihandelsabkommen zu beginnen.

Dabei sei erwähnt, dass es eine Taktik Chinas in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen ist, bilaterale Handelsabkommen zu schließen, welche dann den Handlungsspielraum der anderen Staaten untereinander umso mehr politisch einschränken, je abhängiger das jeweilige Land von Investitionen oder dem Warenhandel mit China ist. Die bilateralen Abkommen können zudem den Mechanismen gemeinsamer Entscheidungen innerhalb anderer Handelsorganisationen wie etwa dem Mercosur entgegenstehen.

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Die paraguayische Regierung nannte das Argument, die Aufnahme einseitiger Verhandlungen mit China hätte keinen Einfluss auf die Mercosur-Regelungen, einen Irrtum. Der stellvertretende paraguayische Außenminister Ricciardi betonte gegenüber der paraguayischen Zeitung Ultima Hora, dass das, was Uruguay getan habe, eine Entscheidung und keine Konsensmitteilung war. Dies zeigt, wie stark die politischen Strömungswirbel innerhalb von Mercosur sind.

Und genau darauf wies der argentinische Außenminister mit Blick auf den nicht abgestimmten Vorstoß Uruguays für ein bilaterales Freihandelsabkommen mit China hin.

Es bleibt einstweilen offen, inwieweit insbesondere Paraguay, Brasilien und Argentinien vorab über den Vorstoß Uruguays informiert waren und inwieweit sie diesem vorab zustimmten.

Aus der Reaktion Argentiniens wird allerdings deutlich, dass es keinen hinreichenden politischen Konsens dazu innerhalb des Mercosur gegeben hat.

Parallel dazu bindet China Argentinien ökonomisch sowohl als großes Zielland argentinischer Agrarexporte als auch als großer Investor in die marode Infrastruktur Argentiniens. 2021 nahm China 7,9 % aller argentinischen Exporte ab und war damit hinter Brasilien mit 15,1 % zweitgrößte Exportdestination.

Das Beitrittsbestreben Argentiniens mit Blick auf die BRICS-Staatengemeinschaft und die Seidenstraßen-Initiative Chinas verschränken sich dabei wie auch die in der Initiative Uruguays erkennbare Absicht mit den Zielen von Mercosur.

 

Und was ist das Fazit?

 

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Werbebanner ClaudemusDie Staaten Südamerikas sind derzeit unterschiedlich starkem ökonomischen Stress ausgesetzt. Der jüngste Vorstoß Uruguays für ein bilaterales Handelsabkommen mit China zeigt auch die institutionelle Schwäche der Mercosur-Staatengemeinschaft. Zudem lastet die große währungspolitische Divergenz auf den Handelsbeziehungen der Mitgliedsstaaten, die insbesondere in der Divergenz zwischen den beiden größten Volkswirtschaften Südamerikas, Brasilien und Argentinien, deutlich wird.

Währungspolitisch bleibt der argentinische Peso und der durch ihn ausgelöste Deflationsdruck ein wesentliches Integrationshindernis Südamerikas. Es zeigt sich erneut am Beispiel des Mercosur, dass das Spannungsverhältnis zwischen bilateralen und kollektiven Handelsinstitutionen zulasten regionaler Integrationsbestrebungen gehen kann.

 

21.07.2022 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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