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Microsoft: TikTok USA-Übernahme geplatzt

USA-Deadline für TikTok-Deal bis zum 20.09.

NTG24 - Microsoft: TikTok USA-Übernahme geplatzt

 

Die Würfel im monatelangen Gezerre um die aus Sicherheitsgründen von der US-Regierung angeordnete Veräußerung oder alternativ komplette Stilllegung der chinesischen Video Messaging-Plattform TikTok in den USA scheinen seit gestern nun gefallen zu sein.

Denn der Mutterkonzern von TikTok, ByteDance, informierte das Schatzamt des Weißen Hauses unter Leitung von Finanzminister Mnuchin gestern, dass man das von MICROSOFT (US5949181045) und dem US-Supermarkt-Riesen Wal-Mart gemeinsam vorgelegte Angebot zu einer Übernahme von TikTok oder fallweise deren reine Integration ihrer US-Aktivitäten in die bestehenden diversen Plattformangebote von Microsoft ablehne.

Mit dieser auch von Microsoft selbst bereits bestätigten Nachricht ist der Konzern mit seinen Ambitionen einer künftigen fallweisen Akquisition der US-Aktivitäten von TikTok also nun definitiv aus dem Rennen. Wal-Mart hingegen will nach eigenem Bekunden in ihrer klaren Konsumenten- und Marketing-Fokussierung jedoch zumindest an der Idee einer künftigen partnerschaftlichen Kooperation mit TikTok nach wie vor festhalten und zu diesem Zweck entsprechende Sondierungsgespräche mit ByteDance auch weiterhin fortsetzen.

Jedoch informierte ByteDance das Weiße Haus gestern ebenfalls, dass man nun dem vorgelegten Angebot des weltführenden Spezialisten für gewerbliche Unternehmens- und Cloud-Software ORACLE (US68389X1054) den Vorzug zu einer Übernahme oder Kooperationsbeteiligung an den US-Aktivitäten von TikTok gebe und man hierfür den Konzern als den künftig bevorzugten Technologiepartner ausgewählt habe. Auch von Oracle wurde diese Mitteilung bereits als inhaltlich zutreffend bestätigt.

 

Chart: MICROSOFT gegen MSCI WORLD - Index (jeweils in Euro)

 

 

Die strategische Überlegung, warum ByteDance hier nun Oracle und nicht etwa Microsoft den Vorzug gibt, liegen für uns strategisch auf der Hand und wurden sinngemäß auch bereits von angeblich „vertrauten“ Kreisen mit dem bestehenden Kooperationsangebot von Oracle bestätigt.

Denn während Microsoft bereits über diverse Social Media-Plattformen bzw. entsprechende Messaging-Anwendungen verfügt (z.B. Dynamics, SharePoint, Teams) und auch dabei ist, diese immer stärker auch in Anwendungsbereiche für Privatnutzer auszudehnen, bestand bei Analysten stets die große strategische Frage darin, welches Ziel denn der mit TikToks Videoplattform kaum in irgendeiner operativen Berührung stehende, rein kommerzielle Unternehmens- und Cloudsoftware-Entwickler Oracle denn mit dieser Gebotsabgabe verfolgen könnte.

Nun, diese Frage scheint mit der gestrigen Wahl von Oracle als offiziell so bezeichnetem künftigen reinen “Technologiepartner“ für TikTok und auch entsprechender Bestätigung durch die angesprochenen „gut informierten Kreise“ wohl dahingehend geklärt zu sein, dass Oracle in ihrer nahezu ausschließlich gewerblichen Geschäftsfunktion ganz anders als Microsoft offenbar nie an einer direkten Integration jeglicher TikTok-Aktivitäten in seine Geschäftsbereiche interessiert war, sondern sich offenkundig als möglicher Technologiepartner für TikTok lediglich dazu anbot, künftig das sicherheitstechnisch relevante Videoverbreitungs-Management von TikTok in den USA zu steuern und hierfür exklusiv künftig ihre konzerneigenen, sicherheitstechnisch perfekt abgeschirmten Cloudserver- bzw. -softwaresysteme zum Einsatz zu bringen.

Diese offensichtlich sehr ausgeklügelte Idee von Oracle dürfte unseres Erachtens wohl auch bei der US-Regierung auf großes Gefallen stoßen, da hiermit wohl nicht nur die Sicherheitsbedenken künftiger Lieferungen von TikTok-Videonutzer-Daten aus den USA nach China größtenteils beseitigt werden, sondern gleichzeitig auch immer noch keine volle (immer noch politisch sensible und genau zu kontrollierende) Aktivitätsintegration zwischen einem letzten Endes chinesischen und US-amerikanischen Konzern erfolgen würde.

Ferner wäre ohne das offenbar in dieser Form einer reinen Videodaten- und Serververwaltung vorliegende Partnerschaftskonzept von Oracle ein solcher Deal künftig womöglich allein auch schon dadurch geplatzt, dass die chinesische Regierung in den letzten Tagen nun ein weiteres Exportverbot für chinesische „Kerntechnologien“ in die USA erlassen hat, wozu z.B. auch alle Technologieelemente auf Basis „Künstlicher Intelligenz“ zählen, von der auch die Videoerstellung und -verbreitung von TikTok bereits regen Gebrauch macht.

Wir sind daher zuversichtlich, dass die hierfür nun noch notwendige Genehmigung des sog. „Commitee on Foreign Investment on the Unites States“ (CFIUS) zur Absegnung des geplanten Technologiepartnerschafts-Deals zwischen TikTok und Oracle in den nächsten Tagen erteilt werden wird. Hierzu sollte auch beitragen, dass TikTok der US-Regierung angeblich bereits angeboten hat, sogar einzelne Teile ihres gesamten globalen Geschäfts künftig in den USA zu zentralisieren, sollte es künftig zu einer wie auch immer gestalteten Technologiekooperation mit einem US-Konzern kommen.

Es ist somit spannend, wie die Entscheidung der US-Regierung zur Annahme des Kooperationsplans zwischen TikTok und Oracle nun ausfallen wird.

Sollte hier - entgegen unseren Erwartungen - von der US-Seite dieses Vorhaben nun abgelehnt werden, stünde für diesen Fall immer noch die von US-Präsident Trump gesetzte Deadline im Raum, ab dem 20.09. die völlige Schließung der TikTok-Plattform in den USA (mit dort zuletzt rd. 100 Mio. regelmäßigen Nutzern) zu verfügen, sollte bis dahin nicht irgendein Technologie-Agreement mit einem US-Konzern zustande gekommen sein.

In Erwartung der einvernehmlichen Absegnung von Oracle’s Kooperationsangebot mit TikTok stieg die Aktie nach gestriger Herausgabe dieser Meldung daher im New Yorker Handel auch um + 4,3 %, die Aktie von Microsoft reagierte auf die Zurückweisung ihrer Übernahmepläne hingegen kaum.

Wir erachten die Aktie von MICROSOFT auch weiterhin als kaufenswert und behalten diese Position in unseren Strategiedepots VERMÖGENSSTREUUNG und AKTIEN KONSERVATIV unverändert bei.

Jedoch fand auch der bereits jüngst nach Vorlage sehr starker Quartalszahlen erfolgte Chartausbruch von ORACLE nach der gestrigen TikTok-Meldung nun nochmals eine weitere Bestätigung, weshalb wir die mit einem KGV (2021e) von nur 18 sehr günstig bewertete Aktie aktuell ebenfalls grundsätzlich zum Kauf empfehlen.

 

15.09.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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