
Die EU nimmt sich die PDD Holdings-Tochter Temu vor und erkennt eklatanten Nachholbedarf bei der Produktqualität
Verbraucherschützer warnen schon seit Längerem vor Temu
Mit aggressiven Werbekampagnen, einer an Glücksspielt erinnernden Webseite und teils verdächtig billigen Angeboten konnte der Online-Shop Temu innerhalb kürzester Zeit zu den ganz Großen in Europa aufsteigen. Gerade in Zeiten hoher Inflation und angespannter Haushaltskassen nehmen die europäischen Verbraucher günstige Angebote gerne wahr. Allerdings scheint das Ganze so manchen Haken zu haben.
Verbraucherschützer warnen schon länger vor minderwertiger Qualität bei vielen Produkten von Temu und damit beschäftigt sich laut „Tagesschau“ auch die EU-Kommission. Letztere leitete bereits vor einigen Monaten ein Verfahren gegen die Tochter von PDD Holdings (US7223041028) ein, um das Angebot von Temu unter die Lupe zu nehmen. Nun liegen die Ergebnisse vor und ein gutes Zeugnis wird der Plattform beileibe nicht ausgestellt. Nutzer würden sehr wahrscheinlich auf Angebote treffen, die mit EU-Regeln nicht vereinbar sind. Dazu gehört etwas Kinderspielzeug mit potenziell gefährlichen Inhaltsstoffen. Auch Rauchmelder, die keinen Rauch melden, wurden bei Temu von Verbraucherschützern schon gesichtet.
Eigentlich wäre Temu dazu verpflichtet, solche Artikel von seinem Auftritt innerhalb der EU zu entfernen. Sperrungen gegen einzelne Händler werden auch durchaus ausgesprochen. Sonderlich effektiv scheint das aber nicht zu sein. Laut EU-Kommission finden gesperrte Händler recht schnell wieder zurück und machen mit dem Vertrieb ihrer in Europa nicht verkehrsfähigen Ware munter Kasse.
PDD Holdings unter Rechtfertigungsdruck
Noch ziehen die Erkenntnisse keine Folgen nach sich. Allerdings wird Pinduoduo bzw. Temu zu den Vorwürfen Stellung beziehen müssen. Gelingt es nicht, eine überzeugende Begründung für das mangelhafte Angebot zu finden oder glaubhaft Besserung in Aussicht zu stellen, so könnten hohe Strafen drohen. Solche können bis auf sechs Prozent der weltweiten Umsätze steigen. Bisher hat die Anbieterin sich zum dem Thema noch nicht geäußert.
Die Aktionäre zeigten sich im Handel am Montag trotz der drohenden Strafen eher unbeeindruckt. Die PDD Holdings-Aktie legte um zwei Prozent bis auf 102,50 Euro an den hiesigen Börsen zu und blieb damit auf Erholungskurs. Dabei ist das Thema nicht zu unterschätzen, auch aufgrund möglicher Folgen für das bisher sehr erfolgreiche Geschäftsmodell. Auf schätzungsweise 94 Millionen monatlich aktive Nutzer blickt Temu derzeit laut einem Bericht der „Deutschen Welle“. Ob jene auch gehalten werden können, wenn einige der größten Lockangebote weichen müssen, darf bezweifelt werden.
Erfolgreich bleiben PDD Holdings und Temu aber freilich auf dem wichtigen Heimatmarkt, was die Anteilseigner wahrscheinlich sehr beruhigen dürfte. Doch können und sollten Anleger sich darauf nicht ausruhen. Aufgrund der anhaltenden Konsumschwäche im Reich der Mitte lässt sich Wachstum momentan ohne Erfolge in anderen Märkten kaum erreichen und die EU als größter Binnenmarkt der Welt spielt dabei eine entscheidende Rolle. Trübt sich dort das Umfeld ein, wird es bei der PDD Holdings-Aktie nicht bis in alle Ewigkeit unbemerkt bleiben.
Der Rubel rollt
Gleichzeitig ist Temu für die bereits erreichen Erfolge Respekt zu zollen. Irgendwie hat der Anbieter es geschafft, mit Produkten Europa zu erobern, deren Qualität zuweilen mit jener der berüchtigten Plattform wish.com zu vergleichen ist. Die Kundschaft stört es wohl nicht weiter und vergleichbare Memes tauchen im Netz eher selten auf. Die Chinesen haben ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell auf die Beine gestellt, welches Konkurrenten wie Amazon bereits zu kopieren versuchen.
Um langfristig Wachstumsimpulse in Europa zu hinterlassen, wird Temu sich aber wohl oder übel an geltende Regularien halten müssen. Passiert dies nichts, drohen früher oder später herbe Strafen, was Wachstumserfolge schnell egalisieren würde. Die weitere Entwicklung in der Sache ist aus Anlegersicht nicht panisch, aber mit einer gesunden Portion Vorsicht zu verfolgen.
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29.07.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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