NTG24-Tagesbericht Platin vom 12.04.2023: Sehr positive Reaktion auf die US-Inflationszahlen im März und das FED-Sitzungsprotokoll

Auf Tageschart-Basis nun zunehmend überkauft

 

Wie auch alle anderen Edelmetalle reagierte Platin auf die unerwartet stark rückläufige Jahres-Gesamtinflationsrate in den USA im März sowie das jedoch inhaltlich unseres Erachtens sehr unspektakuläre FED-Protokoll zu ihrer letzten Zinssitzung vom 22./23.03. sehr positiv.

So verzeichnete Platin (TVC:PLATINUM) gestern einen Kursaufschlag um + 2,1 % auf 1015 USD, während das Tageshoch sogar bei fast 1027 USD, das Tagestief jedoch nur bei 997 USD gelegen hatte.

 

Massiv rückläufige März-Gesamtinflationsrate in den USA für Platin besonders positiv

 

Wie auch schon in unserem gestrigen Tagesbericht zu Gold ausführlich dargelegt und für diesen Fall auch gerade für das erhöht konjunkturzyklische Platin korrekt antizipiert, war Platin gestern der stärkste Profiteur vor allem der Bekanntgabe einer massiv rückläufigen US-Gesamtinflationsrate im März gewesen.

Diese Gesamtinflationsrate ermäßigte sich auf Jahresbasis im März gegenüber dem Februar nämlich schlagartig von 6,0 % auf „nur“ noch 5,0 %, während die Ökonomen im Konsens lediglich einen Rückgang auf 5,2 % prognostiziert hatten.

 

Die Kernrate der März-Inflation unter Ausklammerung der besonders volatilen Nahrungsmittel- und Energiekosten stieg hingegen völlig erwartungsgemäß gegenüber dem Februar sogar leicht von 5,5 % auf 5,6 % an.

Genau entsprechend dem Tenor des am gestrigen Abend um 20:00 Uhr auch noch publizierten Protokolls zur letzten FED-Zinssitzung vom 22./23.03. dürfte vor allem die hartnäckig stabile Kerninflationsrate der USA die FED trotz Bezugnahme des Zielwertes von 2,0 % auf die im März derart stark rückläufige Gesamtinflationsrate auch weiterhin veranlassen – wie in diesem Bericht explizit erläutert – ihre Zinspolitik auch weiterhin strikt und somit sehr flexibel an allen künftigen weiteren Konjunktur- und Preisdateneingängen auszurichten.

Anders als in dem aktuell wesentlich optimistischer positionierten sog. FED Watch-Tool, in dem die Ökonomen bereits ab der Zinssitzung 25./26.07. wohl vor allem aufgrund sehr kritischer, rezessionsähnlicher Konjunkturerwartungen für das 2. Halbjahr (was wir jedoch bei weitem nicht so sehen) mehrheitlich erste Zinssenkungen erwarten, war hiervon jedoch im FED-Sitzungsprotokoll auch weiterhin nicht im Geringsten die Rede.

 

Längere Beibehaltung hohen Leitzinsniveaus für Platin unkritischer als für Gold

 

Wir stufen diese bislang sehr zurückhaltende Position der FED zur (zu) frühen Einleitung von Zinssenkungen derzeit auch als gesamtökonomisch vollauf angebracht ein, da – auch vergleichen mit zahlreichen anderen wesentlich optimistischeren Prognosen hierzu – deren reale BIP-Wachstumserwartung für die USA in 2023 um lediglich + 0,4 % aus unserer Sicht letztlich wohl mühelos übertroffen werden dürfte, und es demzufolge zweifellos auch richtig ist, der konsequenten Inflationsbekämpfung weiterhin den absoluten Vorrang einzuräumen.

Eine künftig also wohl zumindest noch bis weit in den Herbst hinein erfolgende Beibehaltung des maximalen Leitzinskorridors von 5,00 – 5,25 % (nachdem die FED höchstwahrscheinlich am 03.05. eine weitere letzte Leitzinsanhebung um + 0,25 % vornehmen dürfte), wäre jedoch für das erhöht konjunkturzyklische Platin aus unserer Sicht dann deutlich vorteilhafter als insbesondere das konjunkturell defensivste Gold (TVC:GOLD).

Denn da unseres Erachtens diese letzte weitere Zinsanhebung und anschließende mehrmonatige Beibehaltung des Zinsniveaus aus unserer Sicht das Ausmaß der fraglos eintretenden Konjunkturabkühlung im 2. Halbjahr wegen der grundsätzlich deutlichen Verzögerungswirkungen jeglicher Zinsänderungen kaum entscheidend erhöhen, sondern vielmehr nur weiterhin effektiv die Inflationsrisiken mindern dürfte, wäre dieser weitere zinspolitische Fahrplan der FED künftig für die konjunkturellen Nachfrage- und Absatzperspektiven von Platin aus unserer Sicht kaum abträglich.

Im Fall einer weiterhin sehr erfolgreichen Inflationsbekämpfung der FED würde dies jedoch in seiner außerdem nur sehr gering gegebenen Konjunktursensibilität wohl kaum für Gold gelten (außer im Falle gravierender Rezessionserscheinungen im 2. Halbjahr, wovon wir aber eben, wie gesagt, nicht ausgehen). Der gestrige weitere starke Anstieg von Platin um 2,1 % ist somit fundamentalanalytisch auch weiterhin als vollauf angemessen anzusehen.

 

Platin dicht vor flacherem Widerstand und auf Tageschart-Basis immer stärker überkauft

 

Der Aufwärtstrendkanal von Platin seit 27.02. ist daher auch weiterhin hoch solide und bestens intakt. Jedoch stößt das Edelmetall auch mit seinem bisherigen heutigen weiteren Anstieg um + 1,5 % auf nunmehr 1030,5 USD (12:55 Uhr) nun immer mehr nicht nur in den Bereich seines zunächst maßgeblichsten flacheren Aufwärtstrends seit dem 13.03. vor, der gegenwärtig bei rd. 1040 USD liegt.

Sondern zudem hat sich mittlerweile durch den sehr zügigen Anstieg von Platin nun vor allem im Tageschart eine zunehmende Überkauftheit durch immer klarere Verletzung des oberen Bollinger Band-Randes eingestellt (derzeit erst bei 1023 USD, also durch den aktuellen Platin-Kurs bereits um 7,5 USD überschritten).

Trotz aller fundamental und auch technisch gerade mittel- bis längerfristig weiterhin sehr positiven Perspektiven für Platin (weit steilerer Primär-Aufwärtstrend-Widerstand seit dem 23.02. erst bei rd. 1080 USD), raten wir daher timingorientiert zumindest kurzfristig nun doch dazu, mit weiteren Kaufengagements zumindest bis zu einer klaren Überschreitung des Kurzfrist-Widerstands von 1040 erst einmal vorsichtig zu sein.

Nach unten taxieren wir das mögliche Korrekturpotenzial des generell erhöht volatilen Edelmetalls Platin kurzfristig bis auf rd. 990 USD, wo sich gegenwärtig sowohl das aktuell relevanteste Tagestief vom 04.10. wie auch der Bollinger Band-Durchschnitt im Tageschart befinden.

 

Chart: Platin mittelfristig

 

Platin auf TradingView

 

13.04.2023 - Matthias Reiner

 

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